Schwanthalerhöhe:Mit allem Nachdruck

Von Sonja Niesmann, Schwanthalerhöhe

"Dass Gedenken in dieser Stadt so schwierig ist . . ." Diesen Seufzer konnte die Vorsitzende des Bezirksausschusses (BA) Schwanthalerhöhe, Sibylle Stöhr (Grüne), angesichts der Hartnäckigkeit nicht unterdrücken, derer es bedarf, um zwei Projekte zu verwirklichen, die den Stadtviertelpolitikern eine "Herzensangelegenheit" sind. Schon 2007 hatte der BA den Antrag gestellt, am Sinti-und Roma-Platz, einer schmucklosen Fußwegkreuzung am Rande des Bavariaparks, ein Denkmal für diese im Nationalsozialismus systematisch verfolgte Volksgruppen aufzustellen. Damals hatte die Künstlerin Regine von Chossy anlässlich der Stadtteiltage 16 Stelen in Kreisform am Platz installiert, die man gerne als dauerhafte Installation an dieser Stelle gehabt hätte. Immer wieder hakte der BA nach, zuletzt kleidete er das Anliegen 2013 in den Antrag auf einen künstlerischen Wettbewerb.

Die Stadtverwaltung erklärte nun, man habe zunächst die Neugestaltung des Platzes der Opfer des Nationalsozialismus abschließen wollen, den die Stadt als den zentralen Gedenkort für Opfer der Nazis betrachtet. Demnächst werden sich die städtische Arbeitsgruppe Gedenktafeln und danach der Ältestenrat des Stadtrates noch einmal mit dem Antrag aus dem Westend befassen. Die BA-Mitglieder wollen deshalb im Ältestenrat für ihr Vorhaben werben, das laut Stöhr die "volle Unterstützung" des Verbands deutscher Sinti und Roma hat. Dass am Platz der Opfer des Nationalsozialismus eine Gedenkplatte für Sinti und Roma angebracht ist, müsse ja kein Hindernis sein, den Sinti-Roma-Platz auf der Schwanthalerhöhe ebenfalls zu einem würdigen Erinnerungsort zu machen.

Ähnlich zäh gestaltet sich das Vorhaben, an der Bergmannschule eine Gedenktafel anzubringen. In der dort während des Zweiten Weltkrieges stationierten Studentenkompanie leisteten Hans Scholl, Alexander Schmorell und Willi Graf, die Gründer der Widerstandsgruppe "Die Weiße Rose", ihren Militärdienst ab. Auf der Tafel sollte auch erwähnt werden, dass in den letzten Kriegsmonaten in dem Gebäude eine Außenstelle des Konzentrationslagers Dachau war. Diese Verknüpfung fand die AG Gedenktafel problematisch. Der BA schob umgehend einen neuen Vorschlag nach: den Verzicht auf die Erwähnung der Weißen Rose zugunsten eines Gedenksteines ausschließlich in Erinnerung an das KZ-Außenkommando. Der von städtischen Vertretern vorgebrachten Argumentation, Gedenken könne inflationär werden, schließt sich das Gremium nicht an: "Geschichte hat auch im Stadtviertel stattgefunden, und wir finden es wichtig, Ereignisse dieses grauenvollen Abschnittes sichtbar zu machen."

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