Schwanthalerhöhe:Falsch verstanden

Werbe-Idee für den Wiesnzaun sorgt für Aufregung

Für die Menschen, die rund um die Theresienwiese wohnen, sind die Monate Juli bis Oktober eine qualvolle Zeit: Sie müssen wochenlange Sperrungen für den Auf- und Abbau des größten Volksfestes der Welt ertragen, und während der Wiesn herrscht ohnehin Ausnahmezustand mit alkoholisierten Menschenmassen und ihren Hinterlassenschaften, Lärm sowie Falschparkern in vielen Straßen. Als kleine Entschädigung dafür, regte kürzlich ein Bürger aus dem Westend an, könnte man doch den Zaun an der Oktoberfest-Baustelle als Werbefläche nutzen und "die Erlöse daraus der Entwicklung der benachbarten Stadtviertel zugute kommen" lassen. Dem Bezirksausschuss (BA) Schwanthalerhöhe hat diese Idee gefallen - der Stadtverwaltung und den Sendlinger Nachbarn überhaupt nicht.

Das Planungsreferat erachtet diese "bedeutende Freifläche" als Werbefläche für ungeeignet und konnte sich auch einen Seitenhieb nicht verkneifen: Der Wunsch stehe im Widerspruch zu mehreren Anträgen vergangener Jahre aus den Vierteln rund um die Theresienwiese, die ausdrücklich gegen die zunehmende Kommerzialisierung des Geländes gerichtet gewesen seien. Der Bezirkausschuss Sendling befand, wenigstens die freie Sicht auf die Wiesn und auf den Aufbau von Bierzelten und Fahrgeschäften dürfe man der Bevölkerung nicht nehmen, wenn die Baustelle denn schon weitgehend abgeriegelt und eine Einkehr in der Wiesnkantine für Bürger nicht mehr möglich sei. Er sprach sich einstimmig gegen eine weitere "Kommerzialisierung des Oktoberfestes und die Verunstaltung der Theresienwiese" aus.

Da sei man, seufzten die Mitglieder im Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe in ihrer Feriensitzung, wohl gründlich missverstanden worden. "Wir wollen doch keinen Werbering um die ganze Wiesn ziehen", stellte Florian Kraus (Grüne) richtig, man habe an "ein paar Plakate" am Zaun gedacht. Und unter unerwünschter Kommerzialisierung, ergänzte BA-Vorsitzende Sibylle Stöhr (Grüne), verstehe man Veranstaltungen wie etwa das Rewe-Familienfest. Der Bezirksausschuss will nun zur Klarstellung der Situation ein Schreiben an Stadt und Nachbar-BAs nachschieben. Selbst wenn die sich überzeugen lassen sollten, ist noch die Frage, welche rechtliche Konstruktion sich finden ließe, um Einkünfte aus der Zaun-Werbung in soziale oder gestalterische Projekte in den belasteten Vierteln fließen zu lassen.

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