Nicht unwahrscheinlich, dass an diesem Montag, 13. Februar, erstmals alle Parteien, die es angeht, an einem Tisch sitzen und sich öffentlich äußern, was eigentlich Sache ist beim sogenannten "Haus mit der roten Fahne". Der Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe organisiert für den Abend im Griechischen Haus, Bergmannstraße 46, um 19.30 Uhr eine Podiumsdiskussion über die Zukunft der städtischen Immobilie. Es geht um den vom Stadtrat beschlossenen Rauswurf der Nutzer, die sich seit 40 Jahren im Gebäude an der Tulbeckstraße 4 f einquartiert haben, maßgeblich der linke Verlag "Das Freie Buch", seine Druckerei und verschiedene Vereine der Arbeiterbewegung, etwa der KPD-Wiederaufbaubund. Die Stadt will auf dem kleinen Grundstück nach eigenen Angaben Wohnraum schaffen.
Die Immobilie in einer Hinterhof-Nische auf der Schwanthalerhöhe ist ein Politikum, seit die zuständigen städtischen Wohnungsgesellschaften GWG und MGS den Mietern Mitte vergangenen Jahres zum 31. Dezember 2016 gekündigt hatten; in nichtöffentlicher Sitzung kurz vor Weihnachten verlängerte der Stadtrat die Frist zwar um ein Jahr - allerdings nur, sofern die Mieter eine "Unterwerfungsklausel" unterschreiben und keine weiteren Ansprüche geltend machen. Im Viertel formierte sich seit Bekanntwerden der Pläne erheblicher Widerstand. Mehr als 2000 Bürger, der Bezirksausschuss, Grüne/Rosa Liste sowie Linke im Rathaus fordern ein Bleiberecht für die Mieter, weil es sich bei der Druckerei um einen der ältesten Gewerbebetriebe im Viertel handle und die Verlagsräume sonst als soziokulturelle Einrichtung im Quartier verloren gingen.
Den städtischen Entscheidern wird eklatante Intransparenz vorgeworfen. Vertreter von GWG, MGS, Planungsreferat, Stadtrat und auch des Verlags sind deshalb zur Podiumsrunde geladen. Zwei Tage später, am 15. Februar, will der Stadtrat endgültig über die Zukunft der Immobilie entscheiden.