Schwabing/Freimann:Kontraste und Komplexe

Schwabing/Freimann: Die Großbaustelle "Schwabinger Tor": An der Leopoldstraße entstehen Wohnungen, Büros und ein Hotel.

Die Großbaustelle "Schwabinger Tor": An der Leopoldstraße entstehen Wohnungen, Büros und ein Hotel.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Tram hält 2018 im "Schwabinger Tor", die "Motorworld" ist eingebremst

Von Stefan Mühleisen, Schwabing/Freimann

Der Münchner Norden ist auf stetigem Wachstumskurs. Das gilt auch und vor allem für den Stadtbezirk Schwabing-Freimann, einem Stadtgebiet, das durch starke Kontraste geprägt ist. In Altschwabing schreitet die Gentrifizierung voran, nur mühsam durch denkmalschutzrechtliche Bestimmungen im Zaum gehalten. Weiter nördlich entfalten Großfirmen ihre Präsenz: BMW investiert kräftig in seinen Standort an der Lilienthalallee, in sein Forschungs- und Innovationszentrum (FIZ) sowie in der Lerchenau in das neue "Kompetenzzentrum Batteriezelle"; in der Parkstadt Schwabing entsteht mit dem neuen Hauptsitz des Kamera-Herstellers Arri ein weiterer Firmen-Komplex in einem an riesigen Komplexen reichen Quartier.

Die Zeichen stehen auch 2018 auf anhaltende Veränderung in Schwabing und Freimann - und riesige Komplexe werden dabei eine Rolle spielen. Dazu zählt eines der größten Wohnungsbauprojekte der Stadt: Die Immobilienfirma Jost Hurler hat im Herbst den zweiten Bauabschnitt für das Quartier "Schwabinger Tor" an der Leopoldstraße fertiggestellt; nach und nach füllen sich die Büros und Wohnungen in den neun Gebäuden. Die Vermarktung der Gewerbeflächen läuft gut an, ist von einem Firmensprecher zu hören. Dabei werde einer kleinteiligen Aufteilung der Vorzug vor großen Einzelmietern gegeben, heißt es.

Etliche Firmen aus den Bereichen Mode, Werbung, Finanzdienstleistung haben ihre Büros bereits bezogen. Den Schlussstein für das "Schwabinger Tor" bildet im Sommer 2018 die Eröffnung des Andaz Hotels mit 277 Zimmern, in dem die "Skybar" im zwölften Stock öffentlich zugänglich sein soll. Geplant ist, dass mit dem Start der Bettenburg auch die neue Trambahn-Haltestelle fertig wird.

Verschoben ist dagegen der Startschuss für ein anderes Mammutprojekt: Der schwäbische Investor Andreas Dünkel lässt derzeit die riesige, denkmalgeschützte Lokhalle an der Lilienthalallee zu einer Erlebniswelt für Automobilfans umbauen. "Motorworld" nennt sich dieses Projekt, ein Eventensemble mit Industrieflair unter einem Dach, mit Oldtimern in Glasboxen, Werkstätten, Zubehörshops, Restaurants und Auto-Showrooms sowie einem Hotel. Die Eröffnung war fürs zweite Halbjahr 2018 geplant, die nun aber ins erste Quartal 2019 verschoben wurde. Dünkel gibt als Grund die boomende Baubranche an, weshalb wodurch eine Verschiebung der Gewerke nötig sei.

Nicht mehr aufgeschoben wird dagegen ein Projekt, für das der Bezirksausschuss Schwabing-Freimann und Altschwabinger Bürger lange Jahre gekämpft haben: die Umgestaltung des Artur-Kutscher-Platzes. Der mag ein vergleichsweise kleines Gefüge im Stadtbezirk sein, für Lokalpolitiker und Anwohner ist er ein großes Thema.

Die Fläche im Wohngebiet nordöstlich der Münchner Freiheit gilt als "Unort", als unansehnlicher städtebaulicher Mischmasch: eine gut 50 Meter lange Verkehrsinsel mit Brunnen, die von parkenden Autos völlig zugestellt und von betrunkenen Feiernden regelmäßig als Freiluft-Bedürfnisanstalt missbraucht wird. Wegen einer Satzungsänderung im Budgetrecht darf der Bezirksausschuss ohne den Stadtrat nun bis zu einer Million Euro ausgeben. Das Baureferat hat ein Grobkonzept bereits vorgestellt; im Laufe des Jahres werden sich die Bürgervertreter mit der Feinplanung befassen.

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