Schwabing:Verwegene Idee

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So hätte es Stefan Höglmaier gerne: die geplante Neubebauung an der Infanteriestraße.Simulation: Euroboden (Foto: Euroboden)

Der Euroboden-Chef Stefan Höglmaier, immer für Überraschungen gut, will an der Infanteriestraße bauen und die Nachbargrundstücke am liebsten mit einbeziehen. Die Eigentümer reagieren ablehnend

Von Ellen Draxel, Schwabing

Stefan Höglmaier ist ein Mann mit Visionen. Der Münchner Immobilien-Investor, der mit dem Umbau eines Schwabinger Hochbunkers aus der Nazizeit vor einigen Jahren ebenso auf sich aufmerksam machte wie mit der Neubebauung anstelle einer alten Villa im Herzogpark, nimmt gern neue Projekte in Angriff. Sein aktuelles: ein Vorhaben mit sozialem Mehrwert zur Schaffung bezahlbaren Wohnraums.

Schauplatz ist einmal mehr Schwabing. Sein Unternehmen Euroboden, das er im Alter von 24 Jahren gegründet hat, erwarb der gebürtige Münchner vor einigen Monaten ein bebautes Grundstück an der Infanteriestraße 14. In dem Haus ist derzeit noch die Fachhochschule für Design untergebracht, sie zieht aber bis 2018 in einen Neubau an der Lothstraße um. Euroboden hatte zunächst geplant, den Bestand abzureißen und durch ein modernes Gebäude zu ersetzen. "Im Zuge der Projektentwicklung ist uns dann aber aufgefallen, dass die Stadtwerke auch einen Neubau planen", berichtet Höglmaier - einen Solitär auf dem übernächsten, noch unbebauten Grundstück, an der Ecke hin zur Kathi-Kobus-Straße.

Der Euroboden-Chef recherchierte weiter und fand heraus, dass das Areal dazwischen, an der Infanteriestraße 12, dem Freistaat gehört; die Stadibau hat dort Beamtenwohnungen untergebracht. Höglmaier stellte sich vor, wie es aussehen würde, wenn sowohl Euroboden als auch die Stadtwerke ihre völlig unterschiedlich gestalteten Häuser rechts wie links vom bestehenden Stadibau-Komplex errichten würden. Das städtebauliche Ergebnis gefiel ihm nicht: "Man muss den Straßenzug Infanteriestraße als Ganzes betrachten."

Höglmaier und Architekt Peter Haimerl entwarfen also ein Gesamtkonzept für alle drei Grundstücke gemeinsam. Herausgekommen ist eine Häuserzeile aus einem Guss, sechs Stockwerke hoch plus Dachgeschoss. "Der Clou ist: Dadurch könnte dreimal mehr Wohnfläche entstehen als anfangs geplant", sagt Höglmaier. Weniger in dem Gebäudeteil, der der Euroboden gehört, als vielmehr in den Häusern, die sich die Euroboden für die Stadibau und die Stadtwerke vorstellen. Statt der ursprünglich 21 vorgesehenen Wohnungen, die die Stadtwerke beantragt hatten, wären es in einem von der Firma Euroboden denkbaren Neubau der Stadtwerke, Kathi-Kobus-Straße 3, dann 56 Wohnungen. Und bei der Stadibau würde sich der Wohnraum von derzeit sieben Wohnungen plus Gewerbe auf letztlich 24 Wohnungen erhöhen, sollte der Vorbescheid der Euroboden umgesetzt werden. Höglmaier selbst will an der Infanteriestraße 14 etwa hundert Wohnungen bauen - er hätte von der Neukonzeption einen Vorteil von circa zehn Prozent, die Nachbarn wesentlich mehr. "Wir mussten unser Grundstück über das Höchstpreisverfahren erwerben, deshalb sind bei uns nur Eigentumswohnungen wirtschaftlich darstellbar", erklärt der Unternehmer. Umso mehr sei es ihm ein Anliegen, dass dank der Nachbarn die Schaffung bezahlbaren Mietwohnraums möglich sei. Die Stadtwerke gehören zur Stadt München, die Stadibau ist eine hundertprozentige Tochter des Freistaates Bayern. Der Westschwabinger Bezirksausschuss unterstützt die Planung der Euroboden.

Laut Stefan Höglmaier haben bereits Gespräche mit den Stadtwerken und der Stadibau stattgefunden. "Die würden sich freuen", betonte der Projektentwickler in der jüngsten Sitzung des Westschwabinger Stadtteilgremiums. Allein - die Nachbarn wissen von nichts. "Es gab einen Austausch, aber der drehte sich ausschließlich um eine Nachbarbebauung", sagt Stadibau-Geschäftsführer Helmut Gropper auf Nachfrage, "wir haben keine Abrissüberlegungen, und ich kann mir so etwas auch nur schwer vorstellen." In der Infanteriestra-ße 12 sind derzeit sieben Mietparteien untergebracht, für die die Stadibau Ersatzwohnraum schaffen müsste.

Auch die Stadtwerke, die nach Aussage von Höglmaier die Stadibau-Mieter in ihrem Gebäude übergangsweise aufnehmen könnten, kennen keinen Entwurf von drei Mehrfamilienhäusern. Ihnen liegt lediglich eine Planung der Euroboden für eine achtgeschossige Randbebauung vor, erklärt Pressesprecherin Bettina Hess. Bei dem Grundstück an der Kathi-Kobus-Straße handele es sich um ein Betriebsgelände mit einem Heizwerk für die Fernwärmeversorgung des Stadtviertels. Schon wegen der eng verlegten Rohre und Leitungen im Untergrund sei eine Überplanung durch einen fremden Investor "nicht möglich".

Die Stadtwerke wollen im Rahmen der Wohnungsbauoffensive 21 Werkswohnungen bereits 2017/2018 bauen. Das sei das Maximum angesichts der "betrieblichen Notwendigkeiten; dieser Zeitplan könne mit einem Neukonzept "voraussichtlich nicht mehr erreicht werden".

© SZ vom 29.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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