Schwabing:Ungewisse Zukunft

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Bewohner des Häuserblocks an der Kraepelinstraße 31-41 befürchten nach den Sanierungsplänen der Vonovia Mieterhöhungen. Der Investor versichert, klar zwischen Instandhaltung und Modernisierung zu trennen

Von Ellen Draxel, Schwabing

160 Euro Mieterhöhung pro Monat. So viel, hat ein Bewohner des sechsteiligen Häuserblocks an der Kraepelinstraße 31-41 ausgerechnet, würden ihn Neuerungen in seinen vier Wänden kosten, sollte die Wohnungsgesellschaft Vonovia ihre Modernisierungspläne für den Komplex umsetzen. Andere Mieter der insgesamt 37 Parteien rechnen mit Mietsteigerungen zwischen 90 bis 100 Euro - für Wohnungen, die meist nur um die 50 Quadratmeter groß sind.

Die Vonovia SE, ehemals Deutsche Annington, will an der Häuserreihe unter anderem sechs Dachgeschosse abreißen und mit einem neuen Aufbau acht neue Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnungen schaffen. Außerdem sollen laut Bauantrag zwölf Balkonanlagen mit jeweils drei Balkonen auf der Westseite der Wohnanlage errichtet und die Dämmung erneuert werden. Mit den Dachgeschossen allein hätte der Bezirksausschuss Schwabing-West noch kein Problem, im Gegenteil: Angesichts knappen Wohnraums in dem am dichtesten bebauten Stadtbezirk Münchens freuen sich die Lokalpolitiker über jedes Appartement, das im Viertel geschaffen wird.

Was die Bürgervertreter jedoch keinesfalls gutheißen, sind Vorhaben, die ihrer Ansicht nach lediglich dem "Zwecke der Miterhöhung" dienen. Die geplanten Balkonanlagen lehnen sie deshalb strikt ab - Balkone können zur Hälfte auf die Wohnfläche aufgeschlagen werden, und auch die Investitionskosten in Höhe von 6000 Euro pro Balkon tragen letztlich die Mieter.

"Damit ist jetzt noch keine Mietervertreibung angesagt", meint Bezirksausschussmitglied Albrecht Schmidt (SPD), lange stellvertretender Vorsitzender des städtischen Mieterbeirats. "Aber die Gefahr einer hohen Mietsteigerung besteht." Nur, wenn alle Mieter für den Bau der Balkone stimmen würden, wäre auch das Stadtteilgremium einverstanden. Danach aber sieht es nicht aus: "Ich habe noch keinen Nachbarn gehört, der gesagt hätte, super, den Balkon will ich haben", sagt einer der Bewohner, der lieber nicht genannt werden will. Bei Schmidt schrillen die Alarmglocken aber auch angesichts der vorgesehenen energetischen Sanierung. Denn deren Kosten können zu elf Prozent auf die Mieter umgelegt werden. Der Mietexperte rät den Bewohnern daher dringend, eine Mietergemeinschaft zu bilden.

Die Vonovia, erklärt Unternehmenssprecher Max Niklas Gille auf Anfrage, wolle bei den Häusern an der Kraepelinstraße die Kellerdecke dämmen, die alten Haustüren gegen Aluminiumtüren mit Wärmeschutzverglasung austauschen sowie an allen Hauseingängen ein Vordach und eine neue Briefkastenanlage anbringen.

Außerdem sollen die Fassade und das Treppenhaus auf Putzschäden untersucht und mit einem neuen Anstrich versehen werden. Schalter und Leuchten im Treppenhaus müssten modernisiert sowie die Türsprechanlage und die Außenbeleuchtung fachgerecht erneuert werden. Auf die zunächst angekündigte Maßnahme, die Fenster auszutauschen, werde verzichtet: "Die Bestandsfenster aus dem Jahre 2006 sind noch in einem guten Zustand, aus Kunststoff und auch schon zweifach verglast." Ziel der Vonovia sei es "auf jeden Fall, die Mieterhöhungen so zu gestalten, dass keiner ausziehen muss". Zwischen Instandhaltungen und Modernisierungen werde klar getrennt - wie hoch die Mieterhöhung dann im Einzelfall aussehe, hänge von der Dauer des Mietverhältnisses, der Lage der Wohnung und den konkreten Maßnahmen ab, von denen der jeweilige Mieter profitiere. "Mit der Ankündigung haben die Mieter bereits eine erste Indikation über die mögliche Mieterhöhung erhalten", so Gille. "Da wir unsere Planungen inzwischen aber angepasst haben, wird die Mieterhöhung voraussichtlich niedriger ausfallen als zunächst angekündigt."

Offen bleibt ein Punkt, den einer der Bewohner gegenüber den Lokalpolitikern geäußert hatte. Einige seiner Nachbarn, erzählte er, glaubten sich zu erinnern, dass vor 25 oder 30 Jahren schon einmal versucht worden sei, die Wohnungen im Dach aufzustocken. Damals allerdings habe man diese Planung aus statischen Gründen fallen lassen müssen. Was dran ist an diesen Aussagen, muss nun die Lokalbaukommission klären.

© SZ vom 27.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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