Schwabing:Umbau mit Hindernissen

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Da die Situation der meisten Mieter geklärt ist, kann das Anwesen Sailerstraße 11 jetzt saniert werden

Von Ellen Draxel, Schwabing

Der Komplex an der Sailerstraße 11 darf, wenn es nach dem Westschwabinger Bezirksausschuss geht, nun doch saniert, um- und ausgebaut werden - allerdings mit Ausnahme der im Untergeschoss geplanten Wohnungen. Die Lokalpolitiker haben dem Bauantrag nach monatelangem Veto zugestimmt - "nachdem die Situation der Altmieter, nach Auskunft von Herrn Münch, geklärt ist", wie der Unterausschuss-Vorsitzende Oskar Haider (CSU) im Protokoll vermerkte. "Nur in einem Fall ist die Sache noch strittig", ergänzte Gremiums-Chef Walter Klein (SPD). Alle anderen Mieter seien "leider weg".

Zwei Gebäudekomplexe mit derzeit 82 Wohneinheiten sollen an der Sailerstraße 11, einer ruhigen Wohngegend zwischen Olympia- und Luitpoldpark, verändert werden. Die Häuser bekommen Aufzüge, am Vordergebäude werden Balkone angebaut. Außerdem sollen die Wohnräume neu aufgeteilt werden. Die Bürgervertreter hatten sich lange gegen das Vorhaben gewehrt, weil sie Luxussanierungen befürchteten und "die Instandhaltungen den Mietern aufs Auge gedrückt werden", wie Gremiumschef Klein noch im vergangenen November kritisiert hatte. Im August 2015 flatterten den Mietern dann Kündigungen mit dem Argument der "wirtschaftlichen Verwertung" in die Briefkästen.

Dass die Häuser marode sind und saniert werden müssen, hatten weder Mieter noch Lokalpolitiker bezweifelt. Doch die Wohnungen waren günstig, und bezahlbarer Wohnraum ist in München kaum zu finden. "Es gab zum Teil großzügige Abfindungen", erklärte Architekt Fred Bittlmayer jetzt den Stadtteilpolitikern. Außerdem seien es schon einige Mieter, die blieben. "Es gibt viele kleine, aber auch mittlere und große Wohnungen: Für eine Familie haben wir aus einer Drei- eine Vier-Zimmer-Wohnung gebastelt."

Die ortsansässige Orth & Sohn GmbH & Co. KG, hatte Anwalt Tilman Konrad Sixel bereits im November 2015 versichert, sei nicht etwa ein gewinnmaximiertes Wohnungsbauunternehmen, sondern vielmehr "eine familiengeführte, lokale Unternehmung, welcher an der Erzielung eines dauerhaften Mietzins-Ertrags langfristig gelegen ist". Eine Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen komme deshalb "unter keinem Gesichtspunkt" in Betracht. Das Anwesen an der Sailerstraße 11, bestätigte Bittlmayer nun dem Bezirksausschuss erneut, werde auch künftig "im Familienbesitz" bleiben.

Der Bezirksausschuss nahm die Ausführungen des Architekten "zur Kenntnis". Die endgültige Entscheidung über den Bauantrag liegt nun bei der Lokalbaukommission im Planungsreferat. Um Mietervertreibung in der Wohngegend rund um die Sailerstraße künftig zu verhindern, will das Planungsreferat offenbar überprüfen, ob die Erhaltungssatzung zum Milieuschutz auch in diesem Gebiet Gültigkeit haben kann. Das angrenzende Erhaltungssatzungsgebiet "Milbertshofen" steht Ende Oktober zur Verlängerung an - eventuell wird es erweitert.

© SZ vom 07.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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