Schwabing:Schneller unterwegs

Autobus der MVG in München, 2011

Wichtig vor allem für ältere Bürger: erreichbare Haltestellen des Nahverkehrs entlang des Ackermannbogens.

(Foto: Robert Haas)

Die Münchner Verkehrsgesellschaft will im Dezember den Takt einiger U-Bahn-, Bus- und Tramlinien während des Berufsverkehrs und an Wochenenden verdichten. Lokalpolitiker und Anwohnern fordern vor allem die bessere Anbindung des nördlichen Ackermannbogens

Von Ellen Draxel, Schwabing

Das öffentliche Verkehrsnetz im Münchner Norden soll engmaschiger werden. Zum Fahrplanwechsel im Dezember will die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) den Takt einiger U-Bahn-, Bus- und Tramlinien verdichten, die Anbindung des nördlichen Ackermannbogens ist in Prüfung; den Verkehrsplanern zufolge ist vor allem die U 2 stark frequentiert. Verstärkerzüge für die abendliche Rush-Hour von 16.30 bis 18.30 Uhr zwischen den Bahnhöfen Milbertshofen und Kolumbusplatz hält die MVG für "dringend erforderlich", die zusätzlichen Bahnen sollen den Takt in dieser Zeitspanne von derzeit fünf auf zwei Minuten verdichten. Parallel ist geplant, während der Schulzeit von Montag bis Donnerstag auf der Südstrecke der U 2 zwischen Kolumbusplatz und Messestadt-Ost von Mittag an den Fünf-Minuten-Takt einzuführen. In den Ferien ist diese Verdichtung laut den Verkehrsbetrieben "nicht notwendig".

Vorgesehen in dem Leistungsprogramm, das derzeit den Bezirksausschüssen zur Stellungnahme vorgelegt wird, ist außerdem eine "bedarfsgerechte" Anpassung der Tramlinien 27 und 28. Die Straßenbahnen verbinden das westliche Schwabing mit der Innenstadt, entsprechend voll sind die Waggons zur Ausgehzeit freitags und samstags nach 22 Uhr. Auch die Trambahnen 20 und 21, die längs der Dachauer Straße von Moosach über Neuhausen bis zum Stachus fahren, sind an diesen Abenden überlastet.

Die MVG will deshalb auf beiden Ästen an Freitagen und Samstagen auch nach 22 Uhr den Zehn-Minuten-Takt einführen - bis Betriebsschluss etwa um ein Uhr. Aktuell fahren die Trambahnen zu solch später Stunde lediglich alle zwanzig Minuten. Mit demselben Argument ist beabsichtigt, den Metrobus 53 zwischen der Münchner Freiheit und dem Harras freitags und samstags bis Mitternacht alle zehn Minuten öfter fahren zu lassen.

Verbessert werden soll die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs aber nicht nur für Nachtschwärmer. Auch Besucher des Museumsviertels können, die Zustimmung des Stadtrates zum Paket der Verkehrsgesellschaft vorausgesetzt, von Dezember an sieben Tage die Woche im Fünf-Minuten-Turnus in eine Tram einsteigen. Die Linie 28, die bislang nur montags bis samstags verkehrt, soll künftig zusätzlich sonntags zwischen 12 und 19 Uhr ergänzend zur Tram 27 eingesetzt werden.

Offen ist, ob es in einigen Jahren eine Buslinie geben wird, die auch den Norden des Neubauquartiers am Ackermannbogen anbindet. Seit nunmehr neun Jahren fordern die Bewohner eine Buslinie zum Scheidplatz - und damit auch den Erhalt der Haltestellen Spiridon-Louis-Ring, Ackermannbogen und Saarstraße für ihr Viertel. Ohne diese Stopps am nördlichen Rand der Siedlung, argumentieren die Anwohner, liefen vor allem Menschen mit einer starken körperlichen Beeinträchtigung Gefahr, wegen der zu großen Entfernung zur geplanten Haltestelle am Stadtplatz vom öffentlichen Nahverkehr abgehängt zu werden. Außerdem könnten mit einer solchen Linie zwei Kindergärten, zwei Gymnasien, ein für das Viertel zuständiges Jugendzentrum, die Post an der Angererstraße, das Schwabinger Krankenhaus, eventuell sogar das Alten- und Servicezentrum an der Rümannstraße und die Pfennigparade angeschlossen werden.

Der Westschwabinger Bezirksausschuss und eine Gruppierung aus Grünen/Rosa Liste, FDP, Wählergruppe Hut und Piraten im Stadtrat unterstützen die Forderung der Anwohner: Die Lokalpolitiker wollen mit der neuen Linie eine schnellere Verbindung zur Uni, zum Marienplatz oder Richtung Garching ermöglichen, die Grünen aus dem Stadtrat haben den Radius erweitert und plädieren für eine Tangente vom Westfriedhof über den Olympiapark und den Ackermannbogen bis zum Scheidplatz. Derzeit verkehrt auf dieser Strecke lediglich zu Zeiten des Sommer-Tollwoods eine Buslinie.

Die Prüfanträge, die dem Leistungsprogramm der MVG nun beigefügt sind, stellen zwei Varianten zur Wahl: Linienführung eins würde vom Rotkreuzplatz durch den Olympiapark über den nördlichen Ackermannbogen und die Angererstraße bis zum Scheidplatz führen. Dieser Bus könnte alle 20 Minuten fahren, eine Tangentiale zwischen den U-Bahnen U 1 und U 7 am Rotkreuzplatz und den Linien U 2, U 3 und U 8 am Scheidplatz aufbauen und auch das Viertel um den Dom-Pedro-Platz besser an den Rotkreuzplatz anbinden - ein langgehegter Wunsch der Neuhauser. Einziges Problem der Route: die mögliche Staugefahr am Mittleren Ring.

Variante Nummer zwei wäre die kürzere - sie schlägt vor, den Bus vom Scheidplatz die gesamte Ackermannstraße entlang bis zum Leonrodplatz fahren und dort umdrehen zu lassen. Allerdings sieht die MVG bei diesem Modell lediglich einen 30-Minuten-Takt vor. Walter Klein (SPD), Gremiums-Chef aus Schwabing-West, hat eine dritte Lösung erarbeitet. Eine Linie, die alle zehn Minuten den Weg von der Therese-Studer- über die Ackermann- und die Elisabeth-Kohn-Straße durch das Zentrum nimmt: "Dann hätten besonders ältere Leute, für die der Weg in die Quartiersmitte zu lang ist, die Möglichkeit, mit dem Bus zu kommen und im Supermarkt einzukaufen." Und vielleicht in den Bus 59 umzusteigen, der von dort aus zum Hohenzollernplatz und weiter zur Münchner Freiheit fährt. Ende des Jahres, weiß Klein, soll der Metrobus 59 erstmals den Stadtplatz im Neubauquartier anfahren.

Lokalpolitiker wie Anwohner favorisieren Variante eins, fordern aber vor allem endlich eine Entscheidung. "Die Prüfung muss jetzt zum Abschluss kommen", sagt Quartiers-Verkehrsexperte Matthias Wanckel, "damit wir unsere Bushaltestellen nahtlos behalten können".

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