Schwabing:Lebensraum für alle

Wohnsiedlung Ackermannbogen in München, 2015

Möglichst viele Baumarten sollen am Ackermannbogen wachsen - schon aus ökologischen Gründen.

(Foto: Johannes Simon)

Trotz Pollenallergikern: Gartenbauer verteidigen Hopfenbuchen im Ackermannbogen

Von ellen Draxel, Schwabing

Linden- und Ahornbäume werden in München immer seltener angepflanzt. Im Hinblick auf den Klimawandel mit heißeren, trockeneren Sommer bevorzugt das Baureferat jetzt Arten aus trockeneren Regionen. Zur Unterscheidung der einzelnen Straßen in einem Stadtgebiet, und um Monokulturen zu verhindern, wird für jeden Straßenzug eine andere Baumart ausgewählt.

An der Petra-Kelly-Straße am Ackermannbogen löst das Kritik aus. Vor wenigen Wochen erst sind dort Hopfenbuchen gepflanzt worden - zum Entsetzen einer Initiative von Anwohnern, die sich damit der Allergiegefahr ausgesetzt sieht. "Die Hopfenbuche wird als kreuzallergen beschrieben, da sie ein Birkengewächs ist", sagt Renate Jungwirth. Die 75-Jährige hat eine Allergie gegen Frühblüher: Hasel, Erle und vor allem Birkenpollen machen ihr zu schaffen. Nun macht sie sich Sorgen um ihre Gesundheit und die ihrer Nachbarn.

Das Baureferat, versichert der Leiter der Abteilung Gartenbau, Ulrich Schneider, sei sich der Problematik der Pollenallergien sehr wohl bewusst. Die Allergiethematik sei eines der zahlreichen Kriterien, die in die Entscheidung über die Auswahl der zu pflanzenden Baum- und Straucharten einfließe. Birken würden deshalb seit Jahren schon nicht mehr in Wohngebieten angepflanzt, für Schulen und Kindergärten habe man zusätzlich Arten wie Hasel und Erle ausgeschlossen.

Die Hopfenbuche hingegen, erklärt der Gartenbau-Chef, sei für die Petra-Kelly-Straße ausgewählt worden, weil sie sich "aufgrund ihrer Hitze- und Trockenheitstoleranz sehr gut als Straßenbaum" eigne. Außerdem zähle sie wie die nahe verwandte und überall vorkommende Hainbuche "nicht zu den stark allergenen Pflanzen". Ein Setzen des Baumes in geringer Stückzahl auch in Wohngebieten wird vom Baureferat daher als "sinnvoll und vertretbar" angesehen. "Alle Baumarten, die Allergien verursachen können, komplett von der Verwendung in öffentlichen Grünflächen auszuschließen, ist nicht möglich", betont Schneider. "Wollte man das tun, dürften im gesamten Stadtgebiet keine Ahorne, Birken, Buchen, Eichen, Erlen, Eschen, Hainbuchen, Kiefern, Linden, Pappeln, Platanen, Ulmen, Weiden und so weiter mehr gepflanzt werden." Sämtliche heimischen Großbäume und fast alle großwüchsigen Baumarten gäbe es dann nicht mehr. "Das wäre nicht nur aus gestalterischen Gründen inakzeptabel, sondern auch ökologisch bedenklich." Erfüllten diese Baumarten doch eine "unentbehrliche Funktion als Nahrungsquelle und Lebensraum für zahlreiche Tierarten" - wie Wiesen für Insekten, trotz der Allergie auslösenden Gräser dort.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: