Schwabing:Kraft für das Viertel

Neues Umspannwerk der Stadtwerke an der Arcisstraße, beim Elisabethmarkt. Elisabethplatz

Mehr als ein Zweckbau: Architekt Andreas Hild hat dem Umspannwerk der Stadtwerke München an der Arcisstraße ein besonderes Erscheinungsbild gegeben.

(Foto: Florian Peljak)

Das Umspannwerk am Elisabethmarkt ist fertig, vom Sommer an fließt von hier der Strom für Schwabing. Später wird das Gebäude mit bis zu drei Büro-Etagen aufgestockt, die Zinnen auf dem Dach künden davon

Von Alfred Dürr, Schwabing

Wie gestaltet man einen technischen Zweckbau so ansprechend, dass er sich gut in einen städtebaulich sensiblen Ort einfügt und trotzdem auch eigene architektonische Akzente setzt? Der Architekt Andreas Hild aus dem Münchner Büro Hild und K stand vor dieser nicht ganz einfachen Aufgabe. An der Arcisstraße und in unmittelbarer Nachbarschaft zum idyllischen Elisabethmarkt plante er die Hülle für das neue Umspannwerk der Stadtwerke München. Der Komplex ist nun fertig. Im Sommer nimmt er vollständig den Betrieb auf und versorgt dann ganz Schwabing mit Strom.

Das Technikgebäude verleugnet mit der rohen Betonfassade seine Funktion nicht, entfaltet aber seine Besonderheit durch die Gliederung der fensterlosen Front hin zur Arcisstraße. Drei große, mit Kupferblech verkleidete sogenannte Einbringöffnungen für die Transformatoren bestimmen das Bild.

Dieses Kupfermotiv erscheint wieder an den Metallgittern der neun Lüftungsöffnungen im mittleren Teil der Fassade. Kupfer erzeugt nicht nur einen interessanten farblichen Effekt. Das Material, das man auch an Türen, Verkleidungen oder Fallrohren findet, nimmt direkten Bezug auf die Funktion des Gebäudes. Aufgrund seiner hohen Leitfähigkeit ist Kupfer in der Stromversorgung unentbehrlich - und es ist auch ein zentrales Gestaltungselement für den Architekten. Auffallend sind die Zinnen, die die Fassade nach oben hin abschließen. In einem späteren Bauabschnitt soll das Umspannwerk mit zwei bis drei Büroetagen aufgestockt werden. Jetzt ist das noch nicht möglich. Mehr Baurecht gibt es hier erst, wenn das gesamte Gelände über entsprechendes Baurecht verfügt. Solange bleiben die Zinnen erhalten, die Stützen des künftigen Baus.

Nicht nur der Elisabethmarkt wird modernisiert, auch das benachbarte Areal zwischen der Arcisstraße, der Nordend- und der Georgenstraße verändert sich grundlegend. Die Stadtsparkasse hat es von den Stadtwerken erworben und errichtet dort ein neues Quartier mit bis zu 200 Wohnungen. Dazu kommen Läden und eine Kindertagesstätte mit drei Kindergarten- und drei Krippengruppen.

Lange Zeit war das Gelände ein abgeschlossenes Industrieareal im Herzen Schwabings. Hier befand sich das alte Umspannwerk mit allen dazugehörigen Nebengebäuden, die für die Stromversorgung notwendig waren. Die Anlagen, zu denen auch ein sogenanntes Gleichrichterwerk für die Straßenbahn gehört, waren in die Jahre gekommen. Die moderne Technik erlaubt es, alle diese technischen Einrichtungen in einem Gebäude zusammenzufassen. Sie benötigen nur noch ein Fünftel des Platzes. Damit konnte das Gebiet völlig neu geplant werden.

Die nicht mehr benötigten Bauwerke, die ursprünglich an der Arcisstraße standen, wurden schon 2013 abgerissen. An deren Stelle entstand das neue Umspannwerk. Nachdem dieses fertig war, haben die Stadtwerke dort nach und nach die elektrischen Anlagen installiert. Dieser Prozess habe sehr viel Zeit gebraucht, heißt es bei den Stadtwerken. Jedes Bauteil und jeder Trafo müsse einzeln "umgeschlossen" werden, damit die sichere und störungsfreie Stromversorgung in Schwabing jederzeit gewährleistet sei.

Mitte Februar hatte die Stadtsparkasse den Siegerentwurf für das künftige Wohngebäude zwischen dem neuen Umspannwerk und dem Elisabethmarkt vorgestellt. Die Wettbewerbsjury hatte sich mit klarer Mehrheit für die Pläne der Berliner Büros Bruno Fioretti Marquez Architekten mit Cappati Staubach Urbane Landschaften entschieden. Die Stadtsparkasse plant den Baubeginn für Mitte 2019.

Die neuen Gebäude auf dem Areal sehen neben Läden und der Kindertagesstätte etwa 90 Mietwohnungen unterschiedlicher Größen sowie eine Wohnanlage für Studenten und Azubis der Stadtsparkasse mit rund 80 Apartments vor. Ziel sei es, "bezahlbaren Wohnraum" in guter Lage zur Verfügung zu stellen, teilte die Stadtsparkasse dazu mit.

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