Schwabing:Ins "Life" kommt Leben

Schwabing: Es geht voran: Der Jugendtreff an der Lissi-Kaeser-Straße sieht von außen schon ziemlich fertig aus.

Es geht voran: Der Jugendtreff an der Lissi-Kaeser-Straße sieht von außen schon ziemlich fertig aus.

(Foto: Robert Haas)

In diesem Frühjahr wird an der Lissi-Kaeser-Straße am Ackermannbogen ein neuer Jugendtreff eröffnet. Der Träger CVJM will auch ältere Jugendliche für die außerschulische Bildungsarbeit gewinnen

Von Ellen Draxel, Schwabing

Ursprünglich hätte das "Life" schon vergangenen September eröffnen sollen. Dann hieß es, im Januar sei es soweit. Inzwischen ist, wegen Verzögerungen beim Bau, von einem Start Ende April die Rede. "Life" ist der Name eines neuen Jugendtreffs für das westliche Schwabing.

Der Treff richtet sich ausdrücklich nicht nur an Teenies, sondern auch an 15- bis 18-Jährige. Ein Neubau entsteht dafür an der Lissi-Kaeser-Straße 15 am Ackermannbogen. Doch weil die Räumlichkeiten des neuen Jugendzentrums bislang nicht fertig sind, bietet der künftige Träger CVJM bereits jetzt jeweils dienstags und freitags zwischen 17 und 20 Uhr ein Alternativ-Programm an der Georg-Birk-Straße 14 an - Kickern, Brettspiele, Back-, Koch- und Bastelaktionen. Angebote gibt es außerdem donnerstags von 15.30 Uhr an beim Bauwagen am Deidesheimer Anger.

Thomas Beck organisiert die Angebote. Momentan seien es noch eher die jüngeren Jugendlichen, die Interesse zeigten, sagt er. "Wir wollen aber auch die fast schon Erwachsenen zum Mitmachen animieren." Wie ein Programm für diese Altersgruppe aussehen könnte, daran arbeiten Beck und seine Teamkollegen gerade. Ein zentraler Aspekt ist die Kommunikation: Um sich den jungen Leuten vorzustellen, streifen die Sozialpädagogen derzeit regelmäßig durchs Quartier.

Der Christliche Verein Junger Menschen, der hinter dem Kürzel CVJM steckt, verfügt über langjährige Erfahrung mit Kinder- und Jugendarbeit im Viertel. Er ist mit so gut wie allen sozialen Einrichtungen im Stadtbezirk verwoben, viele Jugendliche haben bereits ein enges Vertrauensverhältnis zu den Betreuern aufgebaut. Kritik wegen zu starker Betonung des Christentums gab es bislang nie - bis jetzt. Eine jüdische Familie allerdings, die vor vier Jahren im ebenfalls vom CVJM bespielten Jugendzentrum am Theo-Prosel-Weg die Erfahrung machen musste, wegen ihrer Religionszugehörigkeit "in eine absolute Außenseiter-Rolle" zu geraten, fürchtet nun am Ackermannbogen dasselbe Muster. "Wir wünschen uns ein Jugendzentrum, in dem Kinder und Jugendliche als Menschen Raum finden", sagen die Eltern. "Religion kann gerne ab und zu ein Thema sein, aber sie muss eine absolut nebensächliche Rolle spielen", so ihre Forderung für dieses Projekt.

Das sieht Thomas Beck genauso. "Missionarisch", verspricht der künftige Leiter des "Life", "sind wir keinesfalls unterwegs." In dem Jugendtreff werde weder gebetet noch würden Gottesdienste gefeiert. "Wir machen eine offene Jugendarbeit, partizipativ und überkonfessionell." Am Bauwagen beispielsweise seien seit Jahren viele Muslime und Anhänger orthodoxer Kirchen dabei.

Der Westschwabinger Bezirksausschuss hat sich, als es darum ging, einen Träger für den künftigen Freizeittreff am Ackermannbogen zu finden, bewusst für den CVJM entschieden. "Der Verein war einer der ersten, der ein Konzept für außerschulische Bildungsarbeit angeboten hat", hebt Gremiums-Chef Walter Klein (SPD) hervor. "Was der CVJM macht, ist Bildung, nicht Indoktrination." Kleins Fraktionskollege Ani-Ruth Lugani ist Hindu und hat sich in seiner Jugend "beim CVJM immer sehr wohl gefühlt".

Was genau vor vier Jahren am Theo-Prosel-Weg vorgefallen ist und wer dafür verantwortlich war, konnte Beck nicht mehr herausfinden. Aber er entschuldigt sich dennoch dafür. Eines sei klar: "Man kann auf der offenen Fläche eines Jugendzentrums keine Aktionen durchführen, denen die Besucher nicht ausweichen können." Das ist in seinen Augen "eine eindeutige Verletzung der Spielregeln". Und das werde, so verspricht er schon heute, am Ackermannbogen "so sicher nicht passieren".

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