Schwabing:In die nächste Runde

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Bald kommen die Bagger: Dann beginnt an der Parzivâl-Schule am Ackermannbogen der zweite Bauabschnitt. Bis August 2016 entstehen eine große Turnhalle, ein Werkraum, ein Informatikraum, Zimmer für die Ganztagsschule inklusive Speisesaal sowie eine Bibliothek

Von Ellen Draxel, Schwabing

Eine oder zwei Wochen noch, dann rollen die Bagger an. Symbolischer Spatenstich für den zweiten Bauabschnitt der Parzivâl-Schule ist bereits an diesem Montag: "Damit unsere Schüler und Eltern sehen, jetzt geht es los", sagt Andreas Loichinger. Der Verein für heilende Erziehung, dessen Geschäftsführer Loichinger ist, betreibt am Ackermannbogen eine private Schule zur Lernförderung und eine Heilpädagogische Tagesstätte, beides auf Grundlage der Waldorfpädagogik - eine Kombination, die in Bayern einzigartig ist. Die Parzivâl-Schule versteht sich als Bindeglied zwischen Schulen für geistig behinderte Kinder und den Regelschulen. Wer hier unterrichtet wird, muss sich keinem Klassenziel unterordnen, der Lehrplan hat sekundäre Bedeutung. Umso wichtiger sind die Räumlichkeiten.

2012 strömten erstmals Schüler auf das Gelände an der Ackermannstraße 83. Die Tagesstätte Michael-Haus war damals komplett fertiggestellt: ein rechteckiger, mit Zedernholz-Ziegeln verkleideter Holzbau mit Gruppenräumen und Rückzugsorten für Musik-, Bewegungs- und Kunsttherapie. Im Garten steht neben Klettergerüsten und einem Gemüsegarten mit Insektenhotel ein hundert Jahre altes Bienenhaus, das die Kinder selbst bewirtschaften.

Die Schule dagegen wurde zunächst nur teilweise realisiert - wegen Kosten in Höhe von insgesamt zwölf Millionen Euro war der Neubau von Anfang an in zwei Bauabschnitten geplant. Derzeit besuchen 135 Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 17 Jahren das verwinkelte Schulgebäude: Eine große, von Säulen getragene Aula mit abtrennbarem Speiseraum führt über Treppen in großzügige Flure, um die sich pro Etage jeweils fünf Klassenzimmer gruppieren. Zwischen zwölf und 16 Schüler sitzen in jeder Klasse, unterrichtet wird von der Diagnose-/Förderklasse beim Schuleintritt bis zur neunten. Ungewöhnliche, auf die anthroposophische Weltanschauung abgestimmte Details finden sich in der Schularchitektur zuhauf: Beispielsweise haben alle Räume zu den Wänden hin abfallende Decken, sie sind nicht rechteckig. Dadurch wirken die Zimmer heimeliger, alles konzentriert sich auf den Unterricht. Um Ablenkungen von draußen zu vermeiden, fallen die Holzfenster verhältnismäßig klein aus. Fantasievoll auch der Eurythmie-Raum, ein Muss in jeder Waldorfschule: Damit die Kinder sich beim Tanzen entfalten können, ist der Raum rund 100 Quadratmeter groß und nahezu quadratisch.

Was bislang allerdings fehlte, waren Fachräume - und Platz, um Sport zu treiben. Das soll jetzt nachgeholt werden. Bis August 2016 entstehen eine große Turnhalle, ein Werkraum, ein Informatikraum, Zimmer für die Ganztagsschule inklusive einem Speisesaal sowie eine Bibliothek. Außerdem wird der Neubau einen Raum für Naturwissenschaften plus einen Musikraum mit Instrumenten haben. Und einen Bereich, in dem sich Schülerfirmen organisieren können, ein sogenannter Berufs- und Lebensorientierungsraum. In Chemie, Physik und Biologie, Musik und Werken werden die Schüler auch heute schon unterrichtet. "Aber das findet momentan eben alles noch im Klassenzimmer statt, ohne große Experimente, mit wenig Anschauungsmaterial", erklärt Loichinger. Gesportelt wird in der Turnhalle der Mittelschule an der Elisabeth-Kohn-Straße und auf einem Gelände in Freimann.

Ursprünglich hätte zu dem zweiten Bauabschnitt noch eine Außensportanlage gehört. Die wird es nun nicht geben, sie ist nicht länger nötig: "Wir können die Sportanlagen des benachbarten FC Teutonia nutzen, das sind zu Fuß nur fünf Minuten", erklärt Loichinger. "Dadurch bleibt uns mehr Platz für den Pausenhof." 4,8 Millionen Euro wird den Verein der zweite Bauabschnitt kosten, Mobiliar und Inventar wie Turngeräte oder Musikinstrumente noch nicht einkalkuliert. Klappt alles wie geplant, können die Schüler zu Beginn des Schuljahres 2016/17 ihr dann komplettes Schul-Zuhause erobern.

© SZ vom 15.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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