Schwabing:Hü und hott beim Shuttle-Bus

Die Stadt verärgert Eltern durch mehrmalige Zu- und Absagen

Von Ellen Draxel, Schwabing

Claudia Eger kommt sich "langsam vor wie in einer Lotterie". Die stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende der städtischen Kindertagesstätte an der Haimhauserstraße kann die "Organisationskompetenz" der Stadt jedenfalls "nicht mehr ernst nehmen". Ob die 98 Kinder, die die Einrichtung besuchen, an diesem Montagmorgen um 8 Uhr wirklich per Shuttle-Bus zur Lissi-Kaeser-Straße in der Siedlung am Ackermannbogen gefahren werden - Claudia Eger glaubt es erst, wenn sie es sieht.

Die Zweifel, welche die Eltern im Hinblick auf die städtische Informationspolitik hegen, sind offenbar nicht von heute auf morgen entstanden. Sie hätten sich über Wochen aufgebaut, berichtet Eger. Die erste Hiobsbotschaft habe die Eltern Mitte Februar erreicht. Das Gebäude des Kindergartens unweit der Münchner Freiheit, erfuhren sie damals, müsse generalsaniert werden, zwei Jahre etwa sollten die Bauarbeiten dauern. Anfang Mai ziehe die Einrichtung daher in einen Neubau am Ackermannbogen südlich des Olympiaparks um.

Die Eltern forderten einen Hol- und Bring-Service, der ihre Kinder vom östlichen ins westliche Schwabing fahren soll. Zunächst sagte die Stadt diesen Shuttle-Bus auch zu, dieses Zugeständnis wurde Ende Februar jedoch wieder zurückgenommen. Erst als sich der Bezirksausschuss Schwabing-Freimann per Eilantrag einschaltete und auf dem Bus beharrte, wurde der Shuttle-Service erneut versprochen.

Die Renovierung steht jetzt an. Die Kindertagesstätte Haimhauserstraße ist inzwischen an der Lissi-Kaeser-Straße etabliert, am vergangenen Mittwoch hatten schon einmal einige Mädchen und Jungen in den neuen Räumen Schnupperstunden. Als die Eltern ihre Kinder gegen Mittag abholen, erlebten sie allerdings eine unerfreuliche Überraschung: Die Kindergartenleitung und eine Vertreterin der Stadt erklärten ihnen, der von Montag an zugesagte Shuttlebus werde nun doch nicht eingesetzt. "Man informierte uns mündlich darüber, dass kein Bus fahren wird, weil kein Busunternehmen auf die Ausschreibung reagiert habe", sagt die Elternbeiratsvorsitzende Sylvia Glauche.

Nicht nur die wiederholte Absage regt Glauche auf: Dass der Shuttle-Service gestrichen war, erfuhren nur die Eltern, deren Kinder am Mittwoch auch in der Einrichtung waren - offenbar nur einige wenige. Alle anderen wurden laut den Elternvertretern von der Stadt gar nicht benachrichtigt. "Wie die Stadt mit uns Eltern umgeht, ist ein Unding", schimpft Sylvia Glauche. "Mit den Problemen, die sich für uns aus dem Umbau der ergeben, werden wir vollkommen allein gelassen."

Ein Gespräch mit der städtischen Quartiersleitung ist bereits vereinbart, als am Freitagnachmittag den Elternbeirat doch noch die erlösende Nachricht erreicht: Man habe nun doch einen Bus, hieß es plötzlich. Die Firma Autobus Oberbayern werde von Montag an die Kinder von der Haimhauser- in die Lissi-Kaeser-Straße und wieder zurückbringen. "Da hat die Stadt dann plötzlich doch noch eine Lösung aus dem Hut gezaubert", kommentiert Claudia Eger die neue Wendung. Wie lange dieser Bus nun fahren wird, darüber hat sie jedoch noch nichts erfahren. "Wir müssen uns da einfach überraschen lassen - wie immer." Sylvia Glauche jedenfalls ist ernüchtert: "So eine Achterbahnfahrt", sagt sie, "will ich nicht noch einmal erleben".

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