Schwabing:Grünes Herz

Bäume, Nachbarschaftsgarten, bepflanzte Dächer und ein "Ort der Stille": Im März sollen die Arbeiten für die "Urbane Mitte" am Ackermannbogen beginnen

Von Ellen Draxel, Schwabing

Die meisten Häuser rund um den Stadtplatz am Ackermannbogen stehen bereits. Jetzt endlich - als eines der letzten Projekte des sich seit mehr als zehn Jahren im Bau befindlichen Quartiers südlich des Olympiaparks mit seinen 2250 Wohnungen und 600 Arbeitsplätzen - erhält auch das Zentrum ein Gesicht. Im März sollen die Bauarbeiten für die "Urbane Mitte" beginnen und das ganze Jahr über andauern. Gesamtkosten: rund 5,6 Millionen Euro.

Es wird ein grünes Herz. Eines, wie es sich Anwohner und Lokalpolitiker gewünscht haben. Mit einem baumreichen Quartiersplatz inmitten des Ost-West-Grünzuges zwischen Stadtwald und Fußgängerbrücke zum Olympiapark. Mit einem 1000 Quadratmeter großen Nachbarschaftsgarten östlich der Mittelschule an der Elisabeth-Kohn-Straße. Und mit einem Supermarkt, dessen Dach zur Gartenidylle werden soll. 182 große Bäume stehen derzeit auf dem rund 25 000 Quadratmeter umfassenden Areal, 24 von ihnen müssen der Fahrradhauptroute, der Busfurt und dem Stadtplatz weichen. Dafür sollen aber 62 neue Bäume gepflanzt werden - 48 im öffentlichen Grün, acht auf dem Quartiersplatz und sechs Obstbäume im Nachbarschaftsgarten. Selbst das Wegenetz richtet sich nach den Bäumen: Zum Schutz der Wurzelbereiche der grünen Riesen verlaufen die Strecken selten geradlinig.

Dreh- und Angelpunkt des Quartiers wird der Stadtplatz mit seinen 2900 Quadratmetern Fläche. Das Berliner Landschaftsarchitekturbüro Levin Monsigny, auf dessen Siegerentwurf die rund 5,6 Millionen Euro teure Planung des Baureferates basiert, hat den Ort als belebten, kommunikativen und zugleich inspirierenden Treffpunkt mit einem Brunnen im Zentrum kreiert. Das Wasserspiel besteht aus zwei leicht geknickten, gegeneinander verschobenen Sitzelementen aus Naturstein, zwischen denen 25 im Boden eingelassene Wasserdüsen bis zu 1,20 Meter hohe Fontänen nach oben schicken - ein Spaß vor allem für die Kinder. Für kulturelle Veranstaltungen ist auf dem sechseckig geformten Platz eine große Freifläche ausgespart: Sie kann für Quartiersfeste, Konzerte oder für den von den Ackermannbogen-Bewohnern in die Diskussion gebrachten "Speakers Corner" genutzt werden. Im Boden sind Stromanschlüsse vorgesehen, beispielsweise für die Händler eines möglichen Bauernmarktes. Fahrradplätze sind an der Ostseite geplant.

Ackermannbogen

Der Stadtplatz wird zur "Urbanen Mitte".Simulation: Levin Monsigny GmbH

Rund um den Quartiersplatz sind kleinere Läden, ein Supermarkt, ein Restaurant und ein Café mit großzügigen Freischankflächen angeordnet, in Ost-West-Richtung führt ein Radweg nördlich am Platz vorbei. Er vervollständigt die bereits bestehende Trasse aus der Saarstraße in Richtung Olympiapark. Der Bus wird den Platz am östlichen Rand in einer fünfeinhalb Meter breiten, versenkten Furt passieren und an zwei Haltestellen am Ackermannbogen stoppen - an der nordöstlichen Ecke des Stadtplatz-Sechsecks und hinter dem Supermarkt-Komplex an der Elisabeth-Kohn-Straße.

Auch Fahrradfahrer dürfen diese Route des Busses nutzen, für Autos hingegen bleibt das Zentrum gesperrt. Um mögliche Konflikte im Kreuzungsbereich der Bustrasse zu entschärfen, will das Baureferat die Bodenbeläge dort besonders kontrastreich gestalten. Verwendet werden helle Betonsteinplatten für den Platz, dunkles Granitpflaster für die Busfurt und heller Asphalt für die Wege.

Die urbane Mitte, das ist aber mehr als nur der Stadtplatz. Drei kleinere Bereiche im Südteil der großen Wiese und im Vorfeld der Platzbebauung sind für Erwachsenenspiele vorgesehen - im Angebot ein Fitness-Parcours, ein Bodenschach-Spiel und eine Zone mit zwei wetterfesten Kickertischen. Die südliche Große Wiese wird, wie von der Projektgruppe Ökologie im Ackermannbogen-Verein angeregt, "mit Baum- und Strauchpflanzungen sowie Wiesenflächen naturnah gestaltet".

neu entstehender Stadtplatz am Ackermannbogen, nördlich der Petra-Kelly-Straße 29, in westlicher Verlängerung der Adams-Lehman-Straße

Der letzte Akt: Aus dem bislang wenig einladenden Stadtplatz am Ackermannbogen wird die "Urbane Mitte".

(Foto: Florian Peljak)

Westlich des Stadtplatzes schließlich lädt ein kontemplativer "Ort der Stille" mit verschiedenen Sitzgelegenheiten zum Verweilen ein, prägendes Element ist eine berankte Pergola. Diesen Ruhepol hatte sich die Westschwabinger Seniorenvertretung gewünscht. Refugium Nummer zwei wird der Nachbarschaftsgarten für den gemeinschaftlichen Obst- und Gemüseanbau sein. Geschützt durch einen transparenten Holzzaun, darf hier auf rund 30 unterschiedlich großen Feldern gegartelt werden, die Organisation übernimmt ein Verein. Die Parzellen liegen inmitten einer Obstbaumwiese mit Geräteschuppen und einem überdachten Unterstand.

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