Schwabing:Fünfjähriger Junge macht Spritztour - und löst Großeinsatz aus

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Toni ist gerade mit seinen Eltern aus Hessen angekommen, als er sich alleine mit dem Fahrrad auf den Weg durch Schwabing macht. Dann hält er 17 Streifenwagenbesatzungen stundenlang auf Trab.

Von Tom Soyer, München

Seiner Familie hat der fünfeinhalb Jahre alte Toni am Samstag einen unvergesslichen Auftakt für eine Urlaubswoche bei Verwandten in München beschert: Der 1,30 Meter große Knirps hatte sich in Schwabing, noch während seine Eltern das Auto ausgeladen hatten, selbst auf Erkundungstour mit seinem roten Fahrrad gemacht. Auf eine wirklich große, lange Erkundungstour, bei der nur er selbst alles weitgehend in Ordnung fand - die Eltern aber bange Stunden erleben und die Polizei einen Großeinsatz mit 17 Streifenwagen leisten musste.

Frank und Simone Müller nebst Sohn Toni kommen gerne aus der hessischen Rhön bei Fulda nach München, sie besuchen die Stadt und die Verwandtschaft nicht zum ersten Mal. Gegen 15 Uhr luden die Eltern das Auto in der Schwabinger Destouchesstraße aus. Um ihren Sohn machten sie sich da keine Sorgen, sie dachten, "der Toni dreht hier eben eine Runde mit seinem Rad". Vater Frank, ein Telekom-Techniker, beschreibt diesen Moment hinterher als "eine winzige Minute Unachtsamkeit" - und hat gemeinsam mit seiner Frau Simone doch viereinhalb Stunden lang Qualen deshalb leiden müssen: Wo ist Toni?

Der Junge mit seinem roten Dreigang-Rad war nämlich plötzlich weg: Eine Dreiviertelstunde lang suchten die Eltern verzweifelt in der Umgebung, bis sie die Polizei alarmierten. Die fährt bei solchen Fällen sofort "großes Programm", mit "Mantrailer-Hunden" und einer Einsatzhundertschaft. 17 Streifenwagenbesatzungen waren unterwegs, fragten in Kneipen, fuhren Schwabing ab, immer auf der Suche nach dem Toni, der auf seinem blauen Käppi passender Weise seinen Namen stehen hatte. Nur nirgends zu finden war.

"Das waren ganz schlimme Stunden", sagt Frank Müller später. Gerade, als die Suchhunde die grobe Richtung von Tonis Ausflug ermittelt hatten, kam aus jener Richtung, nur viel weiter weg als gedacht, der erlösende Anruf: Passanten hatten den jungen Fahrradtouristen, über vier Kilometer von den Eltern entfernt, an einer Bushaltestelle aufgegriffen und sich seiner angenommen, weil der sich nicht auskannte und auf seine Eltern wartete.

Sie brachten den Buben zu einer nahen Tankstelle am Frankfurter Ring und verständigten die Polizei. Die Eltern waren erleichtert, Toni sei nach seines Vaters Worten recht aufgeräumt gewesen - "er durfte ja derweil in einem echten Polizeiauto sitzen". Erst als die weinende Mutter ihn in die Arme nahm, sei ihm wohl gedämmert, dass doch nicht alles so in Ordnung gewesen sein könnte.

© SZ vom 29.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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