Schwabing/Freimann:Böse Überraschung

Schwabing/Freimann: Vorne schick, hinten zugeparkt: die neue Microsoft-Zentrale.

Vorne schick, hinten zugeparkt: die neue Microsoft-Zentrale.

(Foto: Simulation: Microsoft)

Neben dem Microsoft-Gebäude soll ein Parkplatz für 550 Firmenfahrzeuge des Software-Konzerns entstehen

Von Stefan Mühleisen, Schwabing-Freimann

Das Büro der Zukunft soll es werden, "ein neuer Weg des Arbeitens". Mit diesen Worten rühmte die Microsoft-Geschäftsführung vor knapp einem Jahr ihre neue Deutschlandzentrale in der Parkstadt Schwabing. Es war viel von innovativem Arbeitsumfeld die Rede. Doch was die Infrastruktur angeht, bleibt Microsoft vorerst auf althergebrachtem Pfad: Wie jetzt bekannt wird, soll auf einem 12 200 Quadratmeter großen Nachbargrundstück, befristet auf fünf Jahre, ein Firmen-Parkplatz für 550 Fahrzeuge entstehen.

Der Bauantrag des Immobilienunternehmers und Projektentwicklers Argenta hat am Dienstag konsternierte Reaktionen im örtlichen Bezirksausschuss ausgelöst. "Ein Parkplatz in dieser Größe am Rande eines Wohngebietes ist für Anwohner nicht hinnehmbar", sagte der Vorsitzende Werner Lederer-Piloty (SPD). Das Gremium lehnte das Vorhaben einstimmig ab. "Ein derart großer (. . .) Parkraum in Anmutung eines Pkw-Auslieferungslagers zieht das ganze Quartier in seiner Qualität erheblich nach unten", heißt es in der Stellungnahme an die Stadt.

Es geht dabei um eine der letzten Baulücken auf dem 40 Hektar großen Gebiet. Zwei Drittel des Areals sind für Gewerbebauten reserviert, sie umrahmen Blöcke mit 1200 Wohnungen, 800 sollen auf knapp vier Hektar noch hinzukommen. Inständig hoffen die Parkstädter, dass damit urbanes Leben Einzug hält - Cafés, Arztpraxen, Läden. Sie klagen, die Parkstadt sei primär auf die Firmen und nicht auf die Bewohner zugeschnitten. "Der Parkstadt muss endlich Leben eingehaucht werden", sagt Lederer-Piloty und nennt den Bau des Parkplatzes ein "fatales Signal". Es liege nahe, so vermutet er, dass der Wohnungsbau um fünf Jahre verschoben werde.

Argenta-Chef Helmut Röschinger verteidigt den Parkplatz-Plan: "Wir hatten Microsoft vorgeschlagen, ein drittes Tiefgaragenuntergeschoss zu bauen." Doch die Kosten von zehn Millionen Euro seien dem Konzern zu teuer gewesen. In der Tiefgarage werden 360 Autos Platz finden. Röschinger: "Die haben aber 750 Firmenwagen. Und der Betriebsrat bestand vor dem Umzug von Unterschleißheim darauf, dass die Mitarbeiter diese erst einmal behalten." Der Parkplatz war, so lässt Röschinger durchblicken, ein Zugeständnis, damit das Unternehmen nach München kommt.

Er dementiert entschieden, dass der Wohnungsbau dadurch verzögert wird. Das Verfahren werde noch heuer angestoßen, in zwei Jahren wohl der Bebauungsplan fertig sein. Nach Röschingers Worten wird dann zunächst das Baufeld zwischen Anni-Albers-Straße und Lilly-Reich-Straße bebaut, gefolgt von dem Segment zwischen Lyonel-Feininger-Straße und dem zentralen Park. Erst danach sei das Grundstück nördlich der Aral-Tankstelle dran, auf dem der Microsoft-Parkplatz entsteht. "Es ist ja nur vorübergehend", wirbt Röschinger um Verständnis. Microsoft brauche Zeit, um die Mitarbeiter von den Firmenwagen "zu entwöhnen". Eine Belastung für die Anwohner mag er nicht erkennen. Es seien nicht mehr Parkplätze, als dann später in der Tiefgarage des Wohngebäudes zur Verfügung stünden.

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