Schwabing:Die Verfolgten nie vergessen

Schwabinger Krankenhaus ehrt Opfer der NS-Zeit mit Gedenktafel

Von Ellen Draxel, Schwabing

Es gab sie schon einmal: zwei Steintafeln zur Erinnerung an die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgten, umgekommenen und wegen ihres Glaubens oder ihrer Gesinnung ausgeschlossenen Patienten und Beschäftigten des Schwabinger Krankenhauses. Doch als die Klinik vor vielen Jahren renoviert wurde, verschwanden die Gedenktafeln spurlos. Jetzt soll eine neue Installation wieder an die traurige Vergangenheit erinnern, an derselben Stelle, an der früher die beiden Steintafeln hingen - im Eingangsbereich des Krankenhauses, gleich gegenüber den Kirchen. Am Freitag, 28. Oktober, wird die Gedenktafel um 13 Uhr feierlich enthüllt. "Uns war es ein Anliegen, dafür zu sorgen, dass das, was passiert ist, nicht in Vergessenheit gerät", sagt die katholische Seelsorgerin im Klinikum, Ruth Huber, "es darf nicht einfach so unter den Teppich gekehrt werden."

Ruth Huber kümmert sich in einem Arbeitskreis um den Umgang mit verstorbenen Angehörigen, das Gedenken liegt ihr und ihren Mitstreitern besonders am Herzen. Unterstützung fand sie sofort bei Thomas Rock (SPD), der dem Unterausschuss Kultur im Bezirksausschuss Schwabing-West vorsteht und sich ebenfalls seit Jahren im Kampf gegen das Vergessen engagiert.

Die Lokalpolitiker bezuschussen das Kunstprojekt. Auf Rocks Initiative hin wird am 28. Oktober der Historiker Andreas Heusler, seit mehr als 20 Jahren Leiter des Sachgebietes Zeitgeschichte/Jüdische Geschichte am Münchner Stadtarchiv und profunder Kenner von Schwabings düsterer Vergangenheit, einen Vortrag halten.

Die neue Gedenktafel, davon ist Rock überzeugt, wird ein "Hingucker", der von Julius Ehrhart gestaltet wurde. Der Künstler arbeitet parallel als Kunsttherapeut in der Schmerztagesklinik, auf der Station für Palliativmedizin und in der Kinderklinik der LMU München. "Unser Gedenken an die Verfolgten, an die Ermordeten und Ausgeschlossenen aus dem Schwabinger Krankenhaus" steht auf der von ihm gestalteten Tafel. Die Buchstaben sind bewusst typografisch nicht ganz exakt dargestellt - "fast wie eine verschwimmende Erinnerung an den Inhalt", sagt Ehrhart. Gewollt ist auch die "Assoziation einer Dämmerung, ein schwerer Himmel" - die Wörter sind auf Blau gesetzt, oberhalb einer Schieferplatte mit Jahreszahlen, die an einen Grabstein erinnert.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: