Schwabing:Die Gasheizung bringt den Tod

  • Ein Mann steht nachts auf, weil seine Frau noch nicht im Bett liegt - und findet sie tot zwischen Flur und Badezimmer liegen.
  • Aus der Heizung war Gas ausgetreten, das die Frau einatmete - und infolgedessen an einer Monoxid-Vergiftung starb.

Von Susi Wimmer

Am Morgen danach klebt nur ein Zettel mit einer banalen Information im Hausflur: "Die Gasleitung im Haus ist zurzeit gesperrt." In der Nacht hatte die Feuerwehr alle Hausbewohner aus den Betten geklingelt und in den Wohnungen eine Kohlenmonoxid-Messung vorgenommen. Denn im Erdgeschoss starb in der Nacht zum Mittwoch eine 65 Jahre alte Frau beim Fernsehen in ihrem Wohnzimmer. Die Polizei geht momentan von einem technischen Defekt der Gastherme oder des Gasofens aus, in dessen Folge Kohlenmonoxid austrat. Die Frau atmete unbemerkt das geruchlose Gift ein - und starb.

"Es ist einfach nur schrecklich", sagt eine Anwohnerin. Weil es so kalt war, hatte auch sie am Dienstagabend erstmals die Heizung aufgedreht. Sie steht vor dem Mehrfamilienhaus an der Ainmillerstraße, ein 60er-Jahre-Bau mit Balkonen zum Habsburgerplatz hinaus. "Ich hoffe nur, dass meine Heizung in Ordnung ist."

Das Todesopfer war erst vor Kurzem mit ihrem Lebensgefährten in die Wohnung eingezogen. Das Paar übernahm vor drei Wochen die Hausmeistertätigkeiten, sie hatten noch nicht einmal Namensschilder am Klingelschild und der Wohnungstüre angebracht.

Der 54-jährige Lebensgefährte erzählte der Polizei, dass er zu Bett gegangen sei und seine Freundin noch aufblieb, um fernzusehen. Bei ihr im Wohnzimmer lag der kleine braune Familienhund. Gegen 4 Uhr früh wachte der Mann auf und wunderte sich, dass seine Lebensgefährtin noch nicht im Bett war. Also stand er auf - und fand sie leblos auf dem Boden liegend zwischen Flur und Badezimmer. Offenbar war sie noch aufgestanden, um ins Bad zu gehen, und dabei kollabiert. Ein Notarzt konnte die 65-Jährige nicht wiederbeleben. Der Hund verendete auch an einer Kohlenmonoxidvergiftung.

An den Wänden im Hausflur sind bunte Mosaik-Fische eingelassen, hier laufen Techniker und Polizisten vorbei zu der Wohnung im leicht erhöhten Erdgeschoss. Ein Gutachter des Landeskriminalamtes ist eingeschaltet, Ermittler der Brandfahndung sind in der Wohnung. Sie sichern Spuren und untersuchen die Gasthermen. Dann versiegeln sie die Wohnung mit hellgrünen Papierstreifen.

"Ja, ich hatte die Heizung auch eingeschaltet", sagt eine junge Frau aus der Nachbarwohnung. Sie erzählt von der Nacht, als die Feuerwehr alle Räume kontrolliert hatte. Bei ihr waren die Werte in Ordnung. Aber in dem Haus soll noch eine zweite Wohnung mit leicht erhöhten Gaswerten festgestellt worden sein. Hier lüftete die Feuerwehr.

Bislang konnten die Ermittler noch nicht feststellen, ob die Gastherme im Badezimmer der Wohnung oder der Gasofen im Wohnzimmer defekt war. Polizeisprecher Wolfgang Behr sagt, beide Geräte seien gemäß den Auflagen kontrolliert worden. Es sei wohl durch einen Defekt Kohlenmonoxid ausgetreten. "Aber momentan ist im Haus das Gas abgestellt. Unsere Ermittler können erst die Ursache herausfinden, wenn die Geräte wieder in Betrieb sind."

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