Schwabing:Auf dem Trockenen

Die Hypo-Vereinsbank schließt Schwimmbad und Sauna des eigenen HVB-Clubs. Das Geldinstitut scheut die Sanierungskosten für die 50 Jahre alte Anlage und verweist auf eine unzureichende Auslastung durch die Mitglieder

Von Irini Bafas, Schwabing

Wer am 8. Januar dieses Jahres seine Bahnen im Schwimmbad des Sportclubs der Hypo-Vereinsbank (HVB-Club) ziehen wollte, stand vor verschlossenen Türen. Die Bank hat ihr Betriebsschwimmbad und die Sauna im Englischen Garten in Schwabing geschlossen - umgehend und ohne vorherige Ankündigung. Damit geht ein weiteres Sportangebot im Münchner Norden durch eine Konzern-Entscheidung verloren: Erst im Dezember hatte der Allianz-Versicherungskonzern angekündigt, seinem Betriebssportverein trotz massiver Proteste als Pächter des Stammgeländes kündigen zu wollen. Als Grund wurde vor wenigen Wochen eine notwendige Sanierung der Anlage genannt, die das Unternehmen nicht finanzieren wolle.

Der HVB-Club erhält zwar seine Sportanlage mit einem umfassenden Sportangebot, schließt Schwimmbad und Sauna aber aus ähnlichem Anlass wie die Allianz ihr Sportgelände. Auf Anfrage der SZ teilte die Bank mit: "In den letzten Jahren wurde der HVB-Club als Betriebssportstätte von aktiven Mitarbeitern immer weniger genutzt." Wegen der sanierungsbedürftigen Technik sei der Betrieb nun nicht mehr länger möglich, hieß es weiter. "Daher hat sich die Bank entschlossen, das Schwimmbad zu schließen und das Club-Angebot neu auszurichten."

Besucher des Schwimmbades waren hauptsächlich Mitarbeiter der Hypo-Vereinsbank. Auch Kunden konnten Club-Mitglieder werden. Weil das Bad nicht ausgelastet war, durften aber auch Externe kommen, zum Beispiel zu den Kinder-Schwimmkursen. Die Stadt München hat das Bad jedoch selbst nicht genutzt - weder für Kurse, noch für Vereine.

Zu denen, die regelmäßig in die Schwimmhalle gingen, gehört Svenja Jarchow mit ihrer Familie. Dass das Bad stillgelegt wird, hat die 39-Jährige erst am 8. Januar per E-Mail erfahren - dem ersten Tag, an dem es bereits geschlossen war. Ihre beiden Kinder haben jede Woche die Kinder-Schwimmkurse besucht. Das dritte und jüngste Kind wollte die Mutter eigentlich auch zum Schwimmenlernen beim HVB-Kids-Club anmelden. "Leider wurden die Kurse von heute auf morgen abgesagt", erzählt sie. Wer ohne Schwimmbad und Sauna nicht mehr Teil des HVB-Clubs sein möchte, darf bis Ende Februar von einem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen, heißt es in der E-Mail gleichlautend wie auf der Homepage des HVB-Clubs. Jarchow hat sich über die plötzliche Mitteilung gewundert - Hinweise, dass das Schwimmbad schließen würde, habe es vorher nicht gegeben. "Jetzt müssen wir wahrscheinlich auf deutlich teurere Bäder zurückgreifen. Und das Angebot ist in München eh schon begrenzt."

Nicht nur Svenja Jarchow und ihre Familie, sondern auch andere Mitglieder des HVB-Clubs müssen sich nun neue Hallen zum Schwimmen suchen. In München ist das mitunter keine angenehme Situation: Die öffentlichen Schwimmbäder sind gut ausgelastet, gelegentlich auch überfüllt, jetzt müssen noch mehr Menschen Platz in den Becken der Stadt finden. "Und selbst wenn wir bald einen freien Kurs für die Kinder in einem anderen Schwimmbad finden", sagt Jarchow, "warten deutlich längere Fahrzeiten auf uns".

Der Sportclub der Hypo-Vereinsbank zählt deutschlandweit um die 7000 Mitglieder. Das mittlerweile 50 Jahre alte Schwimmbad in Schwabing habe nur ein Bruchteil der Mitglieder genutzt, heißt es. Jeder Besucher habe um ein Vielfaches subventioniert werden müssen, erläuterte der Club-Vorstand in der Mitteilung an die Mitglieder.

Es ist nicht das erste Mal, dass das Geldinstitut im Münchner Norden eine Sportanlage auflöst. Vor 19 Jahren, nach der Fusion von Hypo- und Bayerischer Vereinsbank, hat der Konzern den geplanten Umbau des Freizeitgeländes des einstigen Floriansmühlbads in ein modernes Sportzentrum zugunsten der Anlage am Tucherpark aufgegeben. Auch damals nannte das Management wirtschaftliche Gründe für den Verzicht auf eines der beiden Sportzentren. Seitdem liegt das Gelände in Freimann brach, ein Bretterzaun sperrt es ab. Erst in jüngster Zeit gibt es Bestrebungen, das Areal den Freimannern mit Hilfe der Stadt wieder zugänglich zu machen. Die hoffen dort nun - auf ein Schwimmbad.

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