Schwabing:Allianz plant Luxus-Fitnesskomplex am Englischen Garten

Schwabing: Der Versicherungskonzern will dem Verein Weißblau-Allianz das Stammgelände am Rand des Englischen Gartens kündigen.

Der Versicherungskonzern will dem Verein Weißblau-Allianz das Stammgelände am Rand des Englischen Gartens kündigen.

(Foto: Robert Haas)

Darauf weisen interne Papiere hin. In der Belegschaft gibt es indes Unruhe, nachdem der Versicherer dem Betriebssportverein gekündigt hatte.

Von Stefan Mühleisen

Nachdem der Allianz-Versicherungskonzern dem Verein Weißblau-Allianz die Kündigung für sein Stammgelände ausgesprochen hat, regt sich massiver Widerstand gegen die Verwertungspläne des Unternehmens für das Areal. Der Protest erhebt sich nicht nur aus den Reihen des Vereins sowie der Rathauspolitik.

Der Rauswurf des Vereins hat auch Unruhe unter der Allianz-Belegschaft am Hauptsitz in Schwabing ausgelöst. Aus einem internen Papier geht zudem hervor, dass das Unternehmen bereits sehr konkrete Verwertungspläne für das 30 000 Quadratmeter große Gelände an der Osterwaldstraße hat.

Der Verein wurde einst als Betriebssportverein gegründet; seit 1948 stellt die Allianz das Areal kostenlos zur Verfügung. Unternehmenssprecher Christian Teichmann begründet den Schritt mit der notwendigen Sanierung der Anlage, das Investment wolle der Konzern aber nicht selbst stemmen und die jährlich anfallenden rund 750 000 Euro Betriebskosten einsparen. "Wir sind unseren Versicherten verpflichtet, die das letztlich zahlen müssen", sagt Teichmann.

Wunschpartner der Allianz ist David Lloyd Leisure, finanzkräftiger Akteur im Fitness-Geschäft und bekannt für seine Premium-Clubs. Mit dem englischen Unternehmen werde "exklusiv" über einen Erbpacht-Vertrag verhandelt, sagt Teichmann, entschieden sei aber nichts. Der Vereinsvorstand von Weißblau-Allianz legt in einem Brief an die Mitglieder nahe, dass es bereits detaillierte Umgestaltungspläne für das Gelände am Rande des Englischen Gartens gibt: Die Rede ist von einem Außenpool, einem "Glas-Pavillon für Erlebnisgastronomie", einer neuen Brücke über den Schwabinger Bach.

Teichmann sagt dazu nur: "Es gibt erste Überlegungen." Die wurden allerdings laut einem Sprecher des Planungsreferats abgelehnt. Ende November hätten erste Gespräche stattgefunden. "Auf der Basis des geltenden Baurechts ist das geplante Vorhaben der Allianz aber nicht genehmigungsfähig."

Der Betriebsrat hat vehement protestiert

Ein internes Papier für die November-Sitzung des Allianz-Wirtschaftsausschusses, das der SZ vorliegt, zeigt, wie sich die Allianz die Verwertung vorstellt. Als "Mindestmiete" soll David Lloyd 150 000 Euro jährlich zahlen, dazu ist eine Beteiligung von zehn Prozent am Umsatz vorgesehen, wenn dieser 3,5 Millionen Euro übersteigt. Bei der Präsentation des Konzepts soll laut eines Sitzungsteilnehmers der Wert des Grundstücks auf elf Millionen Euro beziffert worden sein - nach der Umgestaltung sollen es angeblich 100 Millionen sein.

Wie aus Mitarbeiterkreisen verlautet, hat der Allianz-Betriebsrat vehement gegen die Kündigung des Vereins protestiert. Anhand von Kommentaren im internen Firmennetzwerk, von denen der SZ ein Ausdruck vorliegt, lässt sich belegen, dass Teile der Allianz-Belegschaft äußert verärgert über die Entscheidung der Unternehmensführung sind. "Ich hoffe wirklich sehr, dass noch eine Lösung gefunden wird, so dass unser Sportverein nicht einfach auf die Straße gesetzt wird. Alles andere wäre wirklich eine Schande für die Allianz", schrieb am 13. Dezember um 10.12 Uhr eine Frau.

Die Allianz-Mitarbeiter sind empört

Ein anderer Mitarbeiter schimpfte kurz zuvor über eine "irrsinnige Management-Entscheidung", ein anderer machte sein Unverständnis deutlich, angesichts von "Milliarden-Gewinnen" und "millionenschweren Sponsoring-Verträgen". Am 12. Dezember notierte jemand um 11.05 Uhr: Wenn genug Geld dafür da sei, dass das Stadion des FCB Allianz-Arena heißt, dann sollte auch Geld für ein Allianz-Sportgelände da sein.

Die Stadtratsfraktion der Grünen-Rosa Liste hat den Plan für "ein hochpreisiges Sportzentrum" scharf verurteilt und fordert von der Stadt, mit der Allianz über einen Grundstückskauf zu verhandeln; die CSU verlangt Auskunft von der Verwaltung, was für den Erhalt des Vereins unternommen worden sei. Am Dientagabend formulierte auch der Bezirksausschuss Schwabing-Freimann den dringenden Appell, Bauanträge des Investors abzulehnen. Anwesend waren gut 150 Vereinsmitglieder, die laut applaudierten. "Bei uns gehen die Lichter aus zugunsten eines rein kommerziell ausgerichteten Sportangebots", sagte Vereinsvorsitzender Detlef Siewert.

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