Schule:Das Wir zählt

Schule: Ein Kiosk wäre schön: Schüler zeigen mit Spielzeugfiguren, was sie wollen.

Ein Kiosk wäre schön: Schüler zeigen mit Spielzeugfiguren, was sie wollen.

(Foto: privat)

Mit 60 Workshops startet die Ludwig-Thoma-Realschule ins neue Jahr. So soll an der schnell wachsenden und weiterhin schlecht ausgestatteten Einrichtung wenigstens das interne Klima besser werden

Von Renate Winkler-Schlang, Berg am Laim

Neues Schuljahr, neue Chance: Die Ludwig-Thoma-Realschule an der Fehwiesenstraße ist eine rasant wachsende, internationale Schule mit großem Renovierungsstau und Klassen in Containern, die in der vergangenen Zeit auch noch Personalengpässe im Konrektorat und im Sekretariat zu verkraften hatte. Alle waren genervt, das Schulklima ließ zu wünschen übrig, wie eine Untersuchung der städtischen Kinderbeauftragten Jana Frädrich ergeben hatte. Es wird noch dauern, bis der geplante Neu- und Umbau in Angriff genommen wird. Doch das Klima will die Schulfamilie um Rektor Claus Tonke jetzt schon nachhaltig verbessern: In der ersten Schulwoche treffen sich Schüler, Lehrer und auch einige Eltern drei Tage lang bei insgesamt 60 Workshops mit dem programmatischen Titel "WIR-Werkstatt". Durch die drei Großbuchstaben soll es allen deutlich werden: Wir gemeinsam schaffen das.

Mit Knete und Playmobil-Männchen, mit Karteikarten und Zeichnungen haben die Schüler in der Vorbereitungsphase ihre Wünsche und Forderungen herausgearbeitet. Der Katalog ist ellenlang geworden: Die älteren, die sich als Tutoren engagieren, wollten einen "Benimm-Workshop" für die Kleinen, die "immer frech" seien; die Jüngeren sind für mehr Tutorenangebote, denn die Nachmittage in der Ganztagsschule sind lang, auch wenn es bisher schon Angebote wie Skaten gegeben hat. Lehrkräfte wünschen sich neue Impulse für die Inklusion im pädagogischen Alltag, Schüler bemängeln Ungerechtigkeiten, alle wollen "mehr Sauberkeit, nicht nur auf den Toiletten" und "mehr Orte zum Wohlfühlen". Respekt, ernst nehmen: Das waren ebenfalls Schlüsselworte. Gemeinsam legten sich die Lenkungsgruppen auch auf Spielregeln für die Wir-Werkstatt fest, darunter "Kritik zu üben ist erlaubt!".

Schon die Vorbereitungszeit hat der Schule nach Worten von Eva Gehringer, der Vorsitzenden des Fördervereins, sehr gutgetan. Gehringer stellte das Projekt, das auch wegen der vielen externen, erfahrenen Leiter für die Gruppen von Theater bis Zukunftswerkstatt, von Klassenzimmerverschönerung bis Entspannung, von Konfliktmanagement bis Schulhymne insgesamt rund 36 000 Euro kosten soll, dem Bezirksausschuss Berg am Laim vor - mit der Bitte, das Gremium möge rund 4000 Euro aus seinem Budget zuschießen. Auch die Nachbargremien werden noch um Zuschüsse gebeten.

Berg am Laim gewährte die Summe, obwohl dort grundsätzlich eine Deckelung bei 2500 Euro gilt: Man wolle ein Zeichen setzen für dieses wegweisende Pilotprojekt, an dem sich so viele mit großem Einsatz beteiligen. Zudem werde ein gutes Klima die Schule besser über die Baustellenjahre bringen, hoffte der Vorsitzender Robert Kulzer (SPD).

Kritische Stimmen zielten im Bezirksausschuss in Richtung Bildungsreferat: Ob Toilettensanierung oder der Weg zwischen Schule und Pavillon, ob Ausstattung der Klassenzimmer im Container oder Material für den Ganztag, der Kampf für eigentlich Selbstverständliches habe Kräfte und Finanzen des Fördervereins strapaziert. Ein Ergebnis des Workshops sollte sein, das Bildungsreferat künftig verlässlicher mit ins Boot zu holen.

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