Schriftsteller Gálvez:Mysteriöses vom Messerstecher

Nach der Attacke auf den Schriftsteller Gálvez entdecken die Ermittler Ungereimtheiten in dessen Version des Tathergangs.

Susi Wimmer

Die Geschichte wird immer mysteriöser: Nach dem rätselhaften Messerangriff auf den spanischen Schriftsteller Pedro Gálvez am 10. Januar in Schwabing fühlt sich nun der 70-Jährige von der Polizei schlecht behandelt. Ein von der Kripo angesetzter Termin am Tatort sei "sehr schlimm und absurd" verlaufen, sagt Gálvez. Polizeipressesprecher Peter Reichl sagt: "Beim Tatablauf sind uns Dinge aufgefallen, die uns stutzig gemacht haben."

Schriftsteller Gálvez: Pedro Galvez - Autor Foto: Susi Wimmer

Pedro Galvez - Autor Foto: Susi Wimmer

Am 1. März steht Pedro Gálvez wieder an dem Ort, an dem alles passiert ist: Im Hinterhof seiner Münchner Wohnung an der Schleißheimer Straße. Die Kriminalpolizei will den Tatablauf noch einmal genau rekonstruieren. An jenem Montag, 10. Januar, so schilderte Gálvez, kam er gerade vom Einkaufen, in der einen Hand eine Plastiktüte.

Es war gegen 18.20 Uhr und schon dunkel, als ihn gleich nach der Hofeinfahrt ein Mann auf Spanisch angesprochen habe. "Pedro Gálvez Ruiz?", soll er gefragt haben und dann: "Ich habe ein Päckchen für Sie." Als der Schriftsteller bejahte, habe der Unbekannte ein Messer aus seiner Jacke gezogen und zugestochen. Er habe den Angriff trotz Einkaufstüte anfangs noch abwehren können, erzählt der 70-Jährige wenig später im Krankenhaus.

Am Bauch ist nur ein kleines Pünktchen zu sehen, aber dann habe der Täter ihm im Gerangel einen Stich hinten in der Lendengegend versetzt und einen Schnitt am Hals. Dann habe der Unbekannte das Messer fallen gelassen und sei weggelaufen. Es sei alles "sehr lautlos und schnell" gegangen, sagt Gálvez.

Die Kriminalpolizei allerdings scheint nun Ungereimtheiten zu entdecken. Nach Angaben von Gálvez sei er bei diesem Ortstermin vor gut einer Woche mit Aussagen "von angeblich Hunderten Zeugen" konfrontiert worden, "die alles mögliche gesehen oder gehört haben". Seitdem gehe es ihm sehr schlecht. Diese Zeugen beschreiben wohl einen anderen Tatablauf, wollen eine minutenlange verbale Auseinandersetzung in spanischer Sprache gehört und gesehen haben, wie zwei Männer im Hinterhof streiten, einer weggeht, der andere nachgeht, ein Hin und Her. Pedro Gálvez hingegen spricht von "Sekunden".

"Das ist alles absurd", sagt der 70-Jährige. Er ist überzeugt, dass ihm seine spanische Ex-Frau einen Killer auf den Hals gehetzt hat. "Ich bin sicher, dass der Täter in dem spanischen Dorf sitzt, aus dem meine Ex-Frau stammt, aber die Polizei tut nichts." Nach dem Angriff hat der Schriftsteller München den Rücken gekehrt, ist abgetaucht und will nicht mehr zurück. "Ich habe Angst vor der Polizei, ich bin noch nie so erledigt worden." Die Polizei will sich wegen laufender Ermittlungen zu Details nicht äußern.

Ein Ermittlungsansatz der Polizei jedenfalls verlief ziemlich früh im Sand: Gleich nach der Tat hatte ein Mantrailer-Hund mit Hilfe des Tatmessers die Spur des Unbekannten aufgenommen und bis zum U-Bahnhof Josephsplatz verfolgt. Die Auswertungen der U-Bahnvideos brachte nichts. Ein Mann, wie Gálvez ihn beschrieben hatte, war wohl zu diesem Zeitpunkt nicht in die U-Bahn gestiegen.

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