Ganz hinten in der Georgenstraße, wo man denkt, da ist eigentlich überhaupt nichts mehr, befindet sich die Schorsch Bar. So kumpelig wie der Name, der auf den Standort Georgenstraße anspielt, ist der ganze Laden: eine ehemalige Boazn, eher klein, die Bar gleich im Eingangsbereich. In der Wand ist tatsächlich eine Playstation eingebaut, auf der die Gäste gegeneinander "Tekken" spielen können. Der Barmann erbarmt sich, sofern Zeit ist, gern, eine Runde mit den Gästen zu zocken.
Wer das Spiel nicht kennt: Es handelt sich bei "Tekken" um ein schräges Wrestling-Spiel, bei dem man mit wahlweise monsterartigen oder vollbusigen Fantasiefiguren gegeneinander antritt. Wer zwischendurch mal muss: Ein großes aufgemaltes Geschlechtsteil weist den weg zur Herrentoilette. Klar, das ist Jungshumor, aber das darf in der Schorsch Bar auch sein.
Konzeptloses Konzept
Die drei Freunde Benedikt Mayr (ja, der Skifahrer), Mitja Lafere und Sebastian Erlenmaier gründeten die Bar vergangenen Herbst, es sei seit Jahren schon ein Wunsch von ihnen gewesen, das gemeinsam zu machen. Ihre Bar solle unkompliziert sein, nachbarschaftlich und so wild gemischtes Publikum anlocken, wie nur möglich: "Zu uns kommen die 18-Jährigen zum Shots trinken genauso wie der 75-Jährige Stammgast, der sein Weißbier trinkt", sagt Mitja Lafere.
Auch wenn sich die Betreiber wahrscheinlich mehr Gedanken gemacht haben, als zu sehen ist, überzeugt die Schorsch Bar vor allem durch ihr nicht vorhandenes Konzept. Die Gäste sitzen an oder stehen um die Bar, gammeln auf einer uralten Couch, arg viel mehr Platz ist nicht. Kennt einer eine Band, die Punk-Musik macht, tritt die auch schon mal in der Schorsch Bar auf. Wenn nicht, spielt der Barmann auch Hits aus den Neunzigern.
Das 55 Eleven ist ein Ort, zu dem Studenten noch immer bedenkenlos pilgern können - so wie einst in die News-Bar. Es ist jetzt ein bisschen schicker, doch eine charmante Wurschtigkeit bleibt.
Relikte aus alten Zeiten
Die Oma-Tapete im ganzen Raum ist ein Relikt aus alten Zeiten, sie kam zum Vorschein, als die Freunde die Bar renovierten und die Holzvertäfelung an den Wänden entfernten. Das Muster der Tapete findet sich auf der Karte wieder, die eine kleine Auswahl an Drinks bietet. "Wir machen keine Cocktails oder komplizierten Drinks", sagt Lefere, "wir sind ja keine krassen Barkeeper." Den "Apfelstrudel" aber beherrschen sie, den gibt es für 7 Euro, Moscow und Munich Mule für 8 Euro, sowie Drinks, in denen der Name "Schorsch" eingearbeitet wurde: "Schorsch Lemon" (8 Euro) mit Obstler, Zitrone, Zuckersirup und Mineralwasser und der "Schorsch Collins" mit Duke Gin, Zitronensaft, Zuckersirup, Bitters und Mineralwasser.
Überhaupt haben die Betreiber große Freude an ihrem Namen, zwischen den Seiten der Karte tauchen immer kleine Zeichnungen berühmter "Schorschs" in bayerischer Tracht auf: Schorsch Bush, Schorsch Clooney und der Schorsch Michael. Den Bildtexten nach hat ein Schorsch "charmant, fesch und trinkfest" zu sein.
Polierte Metallscheibe, verbeulte Waschtrommel: Die Einrichtung im "Home" ist selbst gebastelt. Das schafft eine Atmosphäre, die auf mindestens ein Bier einlädt.
Zu essen gibt es außer ein paar Sandwiches nichts, aber zum Dinieren geht da sowieso niemand hin. Das Angebot ist wohl eher für den kleinen Hunger nach dem dritten Bier, nach einer gesanglichen Spontandarbietung, oder nach einem Sieg auf der Playstation gedacht. Schorsch macht's möglich.