Schmutz an der Isar:Die Müllhalde am Fluss

An den Ufern der frisch renaturierten Isar sammelt sich tonnenweise Abfall. Und das kommt den Münchnern teuer zu stehen. Denn die Stadt gibt jedes Jahr etwa 120.000 Euro aus, um den Fluss zu säubern.

Anja Perkuhn

Sobald es wärmer wird in der Stadt, zieht es die Menschen an die Isar. Sie halten ihre Füße ins kühle Wasser, liegen gemütlich auf einer Wiese, grillen Nackensteak und Tofuwurst. Irgendwann machen sie sich satt und entspannt wieder auf den Heimweg. Doch etwas von ihnen bleibt meistens an der frisch renaturierten Isar zurück: ihr Müll. Und nicht immer findet der auch den Weg in den Mülleimer.

Lagerfeuer an der Isar

An warmen Sommerabenden leuchten am Isarufer die Lagerfeuer, es wird gegrillt und gefeiert. Am Morgen ist die Szenerie weniger idylisch - 100 Tonnen Müll bleiben jedes Jahr zurück.

(Foto: dpa)

Pro Jahr sammelt die Firma, die das Münchner Baureferat damit beauftragt hat, 100 Tonnen Müll ein am städtischen Isarufer. Acht bis zehn Personen sind es je nach Bedarf, die im Sommer auch an Sonn- und Feiertagen den Fluss hinauf- und hinabgehen und die 70 großen Mülltonnen und zwölf Grillkohleboxen leeren. An einem einzigen schönen Grillwochenende kommen dabei laut Nina Lindinger, der stellvertretenden Pressesprecherin des Baureferats, schon mal 3,5 bis 4,5 Tonnen Abfall zusammen. Und tendenziell, sagt Lindinger, werden es jährlich mehr.

Von Gründonnerstag bis Ostermontag in diesem Jahr sammelten sich zehn Tonnen Müll an. Das sind etwa 75 Kubikmeter - genug, um eine kleine Einzimmerwohnung bis unter die Decke damit zu füllen. Wollte man diesen Osterferien-Abfall als Hausmüll vom Münchner Entsorgungsbetrieb AWM abholen lassen, würde das etwa 2800 Euro kosten.

Das Baureferat zahlt für die Entsorgung des Mülls auf öffentlichen Straßen und in Grünanlagen - etwa 120.000 Euro jährlich sind das allein dafür, das Münchner Isarufer sauber zu halten. Wohlgemerkt: eigentlich geht es dabei nur um die Leerung der 72 Müllbehälter. Die zerbrochenen Flaschen, Einmal-Bestecks, Essensreste, Kronkorken und verbotenen offenen Feuerstellen, die oft zwischen Bäumen und Büschen liegen, sind das eigentliche Problem.

Viele Menschen wollen nicht die Natur erleben, sondern sehen sie als Spielplatz", sagt Franz Schöttl vom Verein "Rettet die Isar jetzt". Die Erfahrung zeige: Auch Plakate und Hinweise wie "Schönstes Biotop Bayerns" bringen nichts. "Das wird mit Füßen getreten", sagt Schöttl, "wo die Überwachung nachlässt, setzt der Verdrängungsprozess ein und die Menschen werfen wieder Müll in die Natur."

In München gibt es dafür die Grünanlagen-Aufsicht, zehn bis 20 Mitarbeiter sind an der Isar, in den Parks und an den Badeseen unterwegs. Diese "Grill-Kontrolleure" sollen - unterstützt von Sicherheitsdiensten und der Polizei - vor allem vermitteln und auf die Richtlinien hinweisen - und nicht Bußgeldbescheide verteilen. "Alle Menschen, die die Isar genießen wollen, sollten ja auch selbst ein Auge darauf haben, dass das möglich ist", sagt Lindinger.

Doch der übliche Isargriller ist nicht gleichbedeutend mit dem üblichen Müll-Liegenlasser, sagt Münchens Zoodirektor Andreas Knieriem, der auch direkt an der Isar wohnt. "Da gibt es solche, die brav ihre Würstchen grillen - aber eben auch die anderen, die ein Feuer auf dem Boden machen, dafür Äste abbrechen, bis Mitternacht Lärm machen, glühende Kohlen in die Mülleimer werfen oder ihren Abfall ganz liegenlassen. Die Renaturierung sollte ja keine Partymeile aus der Isar machen."

Das Baureferat hat da nicht allzu viele Möglichkeiten, vor allem appelliert es immer wieder an die Bürger und informiert; die Behörde will ein Bewusstsein für das Problem schaffen. "Da ist es schön zu sehen, dass die Stadt nicht allein auf sich gestellt ist", sagt Lindinger und meint die Unterstützung des Isarfischer-Vereins. Der hat in diesem Sommer Plakate für die Mülleimer am Fluss entworfen, "ein bisschen peppige", sagt Lindinger.

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