Schlau-Schule in München:Junge Asylbewerber lernen Informatik

Schlau-Schule in München: Informatiker Oliver Arafat (Mitte) bringt jugendlichen Flüchtlingen in der Schlau-Schule Grundkenntnisse der Arbeit mit Computern bei.

Informatiker Oliver Arafat (Mitte) bringt jugendlichen Flüchtlingen in der Schlau-Schule Grundkenntnisse der Arbeit mit Computern bei.

(Foto: Robert Haas)
  • Der Verein Kodestarter bietet in der Schlau-Schule Informatik-Kurse für junge Flüchtlinge an.
  • Innerhalb von zwei Tagen will Oliver Arafat, Vorsitzender des Vereins und Informatiker bei Microsoft, fünf jungen Männern die Grundlagen des Programmierens vermitteln.

Von Selina Thaler

Das Klicken von fünf Computermäusen, Tastaturgeräusche und das Surren des Beamers erfüllen den Computerraum in der Schlau-Schule. Eigentlich nichts Ungewöhnliches, doch in diesem Fall schon: Fünf junge Flüchtlinge sind freiwillig Teil eines Programmierkurses des Vereins Kodestarter, der seit Februar 2014 besteht und benachteiligten Jugendlichen helfen will. Bezahlen müssen sie nichts, der Verein finanziert die Kurse über Spenden.

Innerhalb von zwei Tagen will Oliver Arafat, Vorsitzender des Vereins und Informatiker bei Microsoft, den fünf jungen Männern die Grundlagen des Programmierens vermitteln. Dazu verwendet er kein Programm, bei dem man mit Programmiersprache arbeitet, sondern eines, das visuell aufgebaut ist. Es sieht aus wie ein Computerspiel für Kinder, aber das scheint die Schüler nicht zu stören - auch wenn sie längst aus dem Alter raus sind.

"Man muss ja zuerst einfache Sachen machen, damit man später etwas Schwieriges programmieren kann", sagt Mustafa. Diese Erfahrung hat auch Arafat gemacht: "Bei meinem ersten Workshop habe ich ein richtiges Programm verwendet", sagt Arafat. Doch für Laien sei das anfangs schwer verständlich.

Die Logik, die dem visuellen Programm unterliegt, ist die gleiche: "Das Fundament jedes Programms ist die Regel: wenn x, dann y", erklärt Arafat. Den Rat befolgt Allahnasar, als die Schüler die Aufgabe bekommen, "Pong" - das Urvater-Spiel aller Videospiele - zu programmieren. Pong beruht auf dem Prinzip von Pingpong.

"Das A und O beim Programmieren ist das Ausprobieren"

Allahnasar denkt laut: "Wenn ich die Pfeiltaste nach oben drücke, muss sich der Schläger nach oben bewegen." Ein paar Klicks und der Schläger bewegt sich - jedoch nicht horizontal, sondern vertikal. Allahnasar muss nachfeilen.

"Das A und O beim Programmieren ist das Ausprobieren", erklärt Arafat. Man programmiere einen Teil, dann prüfe man, ob der Computer auch das macht, was man ihm sage. Die Schüler brauchen mehrere Anläufe, bis es funktioniert. Arafat nimmt sich für jeden Zeit, gibt Tipps oder erklärt manche Sachen noch einmal. Die Schüler nennen ihn "Habibi" - "Freund" auf Arabisch. Sie duzen sich.

Mittlerweile bewegt sich Allahnasars Schläger in die richtige Richtung, der Ball bewegt sich, und man erhält Punkte - das Spiel ist fertig programmiert, und dem Turnier, das die Jugendlichen am Ende des Kurses veranstalten, steht nichts mehr im Weg. Allahnasar ist erfreut darüber, denn er hat ein Ziel: Nach seinem Hauptschulabschluss an der Schlau-Schule will er eine Lehre als Fachinformatiker machen. "Da programmiert man aber keine Spiele", weiß Allahnasar. Als Fachinformatiker entwirft man unter anderem Websites oder überprüft Netzwerke.

Diese Perspektiven will Arafat in seinen Workshops aufzeigen. Denn: Da würden Arbeitskräfte gesucht. "Wenn man ehrgeizig und fit auf dem Gebiet ist, dann braucht man teilweise gar keine gute Ausbildung", sagt der Informatiker. Wer aber die Grundlagen von Software und Programmieren nicht kenne, sei der "Analphabet von morgen".

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