Schießerei bei Banküberfall:Polizisten im Kugelhagel

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Eine Schießerei wie im Film: Nach dem Überfall auf die Kirchheimer Sparkasse im Herbst 2008: Die Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen ein Brüderpaar.

Alexander Krug

Es war eine Schießerei wie im Film, nur waren die Patronen diesmal echt. Als am 20. November 2008 zwei Polizeibeamte zu einem Banküberfall in Kirchheim gerufen wurden, flogen ihnen zum Empfang die Kugeln um die Ohren.

Es war eine Schießerei wie im Film: Als am 20. November 2008 zwei Polizeibeamte zu einem Banküberfall in Kirchheim gerufen wurden, flogen ihnen zum Empfang die Kugeln um die Ohren. (Foto: Foto: dpa)

Insgesamt 24 Schüsse gaben die beiden maskierten Täter aus ihren Pistolen ab, bevor sie flüchteten. Dass in dem Kugelhagel kein Mensch zu Tode kam, grenzte an ein Wunder. Jetzt hat die Münchner Staatsanwaltschaft Anklage gegen die beiden mutmaßlichen Täter erhoben. Den Brüdern aus Österreich wird versuchter Mord und versuchte schwere räuberische Erpressung vorgeworfen, ihnen droht lebenslange Haft.

Norbert, 46, und Hubert G., 45, waren den Ermittlungen zufolge aus Hallein in einem Renault Laguna mit gestohlenen Kennzeichen angereist. Bevor sie die Filiale der Kreissparkasse in Kirchheim betraten, zogen sie sich schwarze Strickmasken mit Sehschlitzen über, bewaffnet waren sie mit halbautomatischen Selbstladepistolen der Marken Steyr und Ceska, im Auto lag noch eine Pumpgun.

Die Brüder bedrohten Personal und Kunden und ließen sich das Geld aus dem Kassenraum geben. Weil ihnen das nicht reichte, forderten sie auch noch das im Tresor lagernde Bargeld. Laut Anklage warteten sie seelenruhig die sechs Minuten ab, bis sich der mit einem Zeitschloss gesicherte Safe öffnen ließ, und rafften insgesamt knapp 77.000 Euro zusammen.

In der Zwischenzeit waren jedoch schon zwei Beamte der Polizeiinspektion Haar am Tatort eingetroffen. Norbert G. soll ohne jede Vorwarnung das Feuer eröffnet haben, wobei er sein ganzes Magazin mit 17 Patronen leer schoss, sein Bruder soll insgesamt sieben Schüsse abgegeben haben. Polizeiobermeister Denis B. erwiderte das Feuer, bevor er einen Oberschenkeldurchschuss erlitt. In den Kugelhagel vor der Bank gerieten auch andere Passanten, eine Frau mit einem Baby im Kinderwagen und eine Autofahrerin, die vermutlich nur durch schnelles Wegducken einen Kopfschuss vermied.

Nach dem Schusswechsel flüchteten die Täter, sie konnten zwei Stunden später von einem Sondereinsatzkommando in Haslach, einem Vorort von Traunstein, gestellt werden. Der Anklage zufolge hielt Hubert G. die durchgeladene und entsicherte Pumpgun zwischen den Beinen, zu einem weiteren Schusswechsel kam es aber nicht mehr. Die Polizei brandmarkte den Bankraub damals als einen der "rücksichtslosesten" und "brutalsten" Überfälle der jüngeren Vergangenheit in München. Ein Termin für den Prozess im Schwurgericht steht noch nicht fest.

© SZ vom 17.06.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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