Schau in der kleinen Olympiahalle:Dinos zum Anfassen

Seit "Jurassic Park" meint jeder zu wissen, wie das früher war mit Tyrannosaurus Rex und Triceratops. Eine Ausstellung im Olympiapark will ein neues Bild vom Leben der Saurier vermitteln. Das Besucherinteresse ist schon in den ersten Tagen groß

Von Melanie Staudinger

Eine der drängendsten Fragen beantwortet Peter Kapustin gleich am Anfang seines Rundgangs durch die Dinosaurierwelt in der kleinen Olympiahalle. Die Farben der urzeitlichen Giganten, ob nun giftgrün, bräunlich-unauffällig, signalrot oder ocker-schlammig, sind frei erfunden. Zwar gebe es vereinzelte Pigmentfunde, bisher allerdings konnten die Forscher nicht rekonstruieren, in welcher Farbe Dinosaurier durch die Urwelt wandelten, sagt der Leiter des Urzeitmuseums in Taufkirchen an der Vils.

Am Dienstag führt er mit John Zaller durch die neue Ausstellung "Dino World", die seit Ostersonntag geöffnet ist. Zaller gehört zu denen, die das Bild von Dinosauriern mitprägen wollen: Seine Firma, Imagine Exhibitions aus den USA, hat in zwei Jahren Arbeit 200 Millionen Jahre Dinowelt rekonstruiert. Das sei keine leichte Aufgabe gewesen, berichtet Zaller. Denn Dino-Ausstellungen existieren viele. Und seit den "Jurassic Park"-Filmen meint jeder zu wissen, wie das so gewesen sein muss mit T-Rex, Archäopteryx und Triceratops.

München: Kleine Olympiahalle / DINO-WORLD

Klassiker wie der Triceratops dürfen in "Dino World" nicht fehlen. Die Ausstellung will Urgeschichte auf lebensnahe Weise präsentieren.

(Foto: Johannes Simon)

Zaller und seine Kollegen wollen die Geschichte der Dinosaurier, die an Land lebten, und der Saurier, die wiederum Wasser und Luft bevölkerten, nicht chronologisch, sondern geografisch erzählen. Die Besucher - Kinder wie Erwachsene - sollen Neues lernen und dabei Spaß haben. "Wir wollten eine Atmosphäre schaffen, die die Vergangenheit greifbar macht und gleichzeitig Informationen vermitteln", erklärt Zaller. Im Mittelpunkt stehen lebensgroße Dinosaurier, Skelette und Fossilien. Ein Weg führt die Besucher vom Urkontinent Pangäa über den südlichen Kontinent Gondwana (dem heutigen Südamerika, Australien und Afrika) in den Norden nach Laurasia (Europa, Asien und Nordamerika). Neben den bekannten Dinos zeigt die Ausstellung auch Arten, "die die Kinder nicht schon im Schlaf kennen", wie Kapustin erläutert. Der Herrerasaurus ist so ein Exemplar: 1991 wurden seine Überreste in Australien entdeckt. Lange Zeit sei nicht sicher gewesen, ob er zu den Dinosauriern zähle, weil er Krokodilen sehr ähnlich sehe, sagt der Experte. Drei bis sechs Meter waren die Tiere groß. Daneben erscheinen viele Dinosaurier, die auf dem heutigen Gebiet Bayerns gelebt haben, winzig. Der Compsognathus misst gerade 90 Zentimeter und gehört damit schon zu den größten Bewohnern der damaligen europäischen Inseln. "Verzwergung" nennt Kapustin dieses Phänomen: Wer eingezwängt auf kleinem Gebiet wohnt, wird in der Evolution eben nicht besonders groß.

"Die Ausstellung bietet verschiedene Vermittlungsebenen", sagt Zaller. Ein Audioguide führt durch die Dino-Welt. Vor den Tieren, die sich täuschend echt bewegen und sogar atmen, finden die Besucher Informationen auf Steinen am Boden. Wie in einem Nationalpark zeigen riesengroße Poster die Highlights eines jeden Kontinents. Für Kinder gibt es noch mehr zu entdecken. Anfassen ist ausdrücklich erlaubt. Auf einem Langhals können sie rutschen, auf anderen Dinosauriern, die sich wirklich bewegen, reiten und im Sandkasten nach einem Dino-Skelett graben. "Die Kinder dürfen sich bei uns dreckig machen, malen, basteln, spielen", sagt Birthe Kuring vom Veranstalter SC Exhibitions. Besonders beliebt: die Nachbildungen kleiner Baby-Dinosaurier und "Dino-Bam!". Bei dem Spiel schlüpfen kleine Dinosaurier aus Löchern und müssen dann mit einem Hammer getroffen werden.

München: Kleine Olympiahalle / DINO-WORLD

Dino-Eier zum Hineinklettern sind ein begehrtes Fotomotiv.

(Foto: Johannes Simon)

Beim Münchner Publikum kommt das Konzept an. Alleine am Ostersonntag kamen 5000 Menschen. Und selbst am Dienstag bilden sich bei schönem Wetter in der Früh längere Warteschlangen. Was so leicht und amüsant daherkommt, ist dennoch harte Arbeit. "In der Ausstellung steckt viel Wissen", sagt Kuring. Der Paläontologe Gregory Erickson hat die Dino-Welt betreut. Immer wieder weisen die Ausstellungsmacher auf Besonderheiten hin, stellen einzelne Fossilien aus oder zeigen, wie versteinerte Knochen eigentlich geborgen und transportiert werden.

Plötzlich schallt lautes Gebrüll durch die Halle. Es stammt unter anderem vom Parasaurolophus. Der hat einen mit Luftkammern durchzogenen Kopffortsatz. Wissenschaftler haben ihn nachgebaut und so herausgefunden, wie Dino-Gebrüll klang. Am Ende der Reise findet sich gegenüber den Popstars unter den Dinos, den beiden Exemplaren vom Tyrannosaurus Rex, das älteste Stück der Ausstellung: ein echter Dino-Knochen, 67 Millionen Jahre alt und in South Dakota gefunden. "Vieles von dem, was wir wissen, stammt aus solchen Knochen", sagt Zaller. Auch diesen Knochen dürfen die Besucher berühren - Urgeschichte zum Anfassen eben.

München: Kleine Olympiahalle / DINO-WORLD

In einem Sandkasten können Kinder nach einem Dino-Skelett graben.

(Foto: Johannes Simon)

"Dino World - eine Reise in die Welt der Giganten" in der kleinen Olympiahalle ist bis zum Sommer geöffnet, immer dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr, letzter Einlass ist um 16 Uhr. An Feier- und Ferientagen ist die Ausstellung auch montags geöffnet. Tickets kosten 14,90 Euro (Erwachsene) und 11,90 Euro (Kinder und Jugendliche).

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