Sanierung in der Pilotystraße:Rechnen mit der CSU

Das Haus in der Pilotystraße steht seit Jahren fast leer. 2,9 Millionen Euro soll laut Sozialreferat die Sanierung kosten. Es geht viel günstiger, sagt die CSU. Und auch bei der SPD löst die Kalkulation der zuständigen Sozialreferentin Kopfschütteln aus.

Von Thomas Anlauf und Dominik Hutter

Bei der Sanierung städtischer Wohnhäuser setzt die CSU auf mehr Bescheidenheit. Oft reichten die nicht ganz perfekten, aber kostengünstigen Lösungen aus, erklärte Oberbürgermeister-Kandidat Josef Schmid am Montag bei einem Besuch des größtenteils leer stehenden Altbaus in der Pilotystraße 8 im Lehel. "Wir brauchen Wohnraum für Menschen, die nicht so viel Miete zahlen können", mahnte der CSU-Politiker. "Wer sollte sich darum kümmern, wenn nicht die Stadt?"

CSU-Stadtrat Marian Offman, von Beruf Hausverwalter, präsentierte das Angebot einer privaten Firma für eine Sanierung des Gebäudes: Exakt 789 446 Euro koste es, die Wohnungen auf einen vernünftigen Standard zu bringen - Gasetagenheizung, neue Bäder und Elektroinstallationen sowie hergerichtete Parkettböden, Fenster und Türen inklusive. Die Stadtverwaltung hatte dafür 2,9 Millionen Euro veranschlagt. Anders als bei der CSU sind in dieser Kalkulation allerdings auch neue Balkone, ein Aufzug, der Ausbau des Dachgeschosses sowie die Sanierung des Rückgebäudes enthalten. Dem Sozialreferat liegt das von der CSU vorgestellte Sanierungsangebot vor. Es wird von der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gewofag geprüft, bestätigte Referatssprecher Andreas Danassy.

Das Haus in der Pilotystraße, in dem Wohnungen schon seit vielen Jahren leer stehen, hat sich neben dem Ensemble Müllerstraße 2 bis 6 zum Symbol für die Wohnungspolitik der Stadt entwickelt. Empört ist allerdings nicht nur die CSU. Auch bei der SPD hat die Kalkulation der zuständigen Sozialreferentin Brigitte Meier (SPD) Kopfschütteln ausgelöst. So teuer saniere kein privater Auftraggeber, wundern sich einige Stadträte. Meier muss deshalb im Stadtratsplenum am Mittwoch darlegen, wie das Haus doch noch zu einem halbwegs vernünftigen Preis hergerichtet werden kann - die Mieten dürften später den Mietspiegel nicht übersteigen.

Problematisch ist allerdings, dass die Behörde zwei Bewohnern Zusagen gemacht hat, nach der Sanierung zum nahezu gleichen Mietpreis wieder einziehen zu dürfen. Und der liegt derzeit bei etwa 5,50 Euro pro Quadratmeter. Der extrem günstige Satz müsste letztlich wohl mit den Mieten aller anderen Wohnungen verrechnet werden.

Nach SZ-Informationen würden diese dann bis zu 16 Euro pro Quadratmeter kosten.

Der letzten verbliebenen Mieterin in der Pilotystraße ist das Angebot nach eigener Auskunft nur mündlich zugetragen worden, schriftlich ist nichts fixiert. "Bisher ist es so vereinbart, dass die Mieterin mit einem leichten Aufschlag, auf jeden Fall in einer Miethöhe, die sie sich leisten kann, wieder zurückkommen kann", hatte Meier Anfang Februar in einem Interview des Bayerischen Rundfunks gesagt. SPD-Fraktionschef Alexander Reissl wundert sich sehr über die Politik der Behörde. Immerhin sei die zweite Bewohnerin mit Mietgarantie schon vor Jahren ausgezogen und lebe angeblich gar nicht mehr in München.

Nach SZ-Informationen pocht sie auf eine Rückkehr in ihre Wohnung. Die letzte noch bewohnte Wohnung im Erdgeschoss ist etwa 100 Quadratmeter groß und kostet derzeit 555 Euro. Noch mehr wundert sich Reissl über Aussagen der Sozialreferentin, ihre Behörde habe sich bei der Kalkulation schlicht verrechnet. Die Beschlussvorlage Meiers lag den Fraktionen am Montag noch nicht vor. Reissl weiß daher noch gar nicht, was am Mittwoch genau diskutiert wird. Klar ist bereits, dass das Mietshaus im Lehel Balkone, einen Lift und eine Dachterrasse erhalten soll.

Den von der Münchner CSU eingeholten Kostenvoranschlag bezeichnete Reissl als unvollständig. So fehle in der Kalkulation nicht nur die Sanierung des kompletten Rückgebäudes, sondern auch die des Daches. Der von der CSU vorgeschlagene Austausch schadhafter Dachziegel habe vermutlich nur zur Folge, dass die komplette Sanierung des Daches eben einige Jahre später anstünde. Josef Schmid sieht seinen Vorschlag jedoch eher als Zeichen: dass man auch günstiger sanieren kann, wenn die Stadt ihre Standards senkt.

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