Sanierung des Grünwalder Stadion:Im Westen nur neue Farbe

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München saniert das Grünwalder Stadion mit Millionenaufwand. Doch wichtige Teile des Baus bleiben marode - die legendäre Westkurve etwa wird vorerst gar nicht renoviert. Fans haben Zweifel, ob das Stadion überhaupt sinnvoll genutzt werden kann.

Von Christoph Leischwitz

Aus dem altehrwürdigen, aber leider maroden Stadion an der Grünwalder Straße sollte eigentlich bis Juli eine attraktivere Sportstätte für Amateur- und Drittliga-Fußball werden. Doch wenige Monate vor dem geplanten Ende der Renovierung läuft offenbar einiges schief auf der Baustelle - und zwar nicht nur wegen Randalierer, die nachts Scheiben demolierten. Einige der geplanten Baumaßnahmen müssen verschoben werden, für die neue Kneipe gibt es noch keinen Pächter, und die legendäre Westkurve, Stammplatz der eingefleischten 1860er-Fans, wird vorerst gar nicht saniert.

Im Dezember 2009 hatte der Stadtrat 10,2 Millionen Euro für die Sanierung bewilligt. Diese war nötig geworden, weil das Stadion gemäß den Auflagen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nicht drittligatauglich war. Abgesehen davon, ob in der kommenden Saison hier überhaupt Drittliga-Fußball gespielt wird - dafür müsste eine der beiden Regionalligamannschaften des FC Bayern oder des TSV 1860 noch aufsteigen: Fußballfans haben Zweifel, ob bei der Sanierung überhaupt effizient genug gearbeitet wurde.

Während die Osttribüne fast schon fertig ist, hat sich auf der Westtribüne bisher überhaupt nichts getan. Die Anzeigetafel modert vor sich hin, auf den Rängen finden sich viele lose Steine, und darunter eine nicht sanierte Toilettenanlage. Bereits von Juli an sollten auf diesen Stehrängen eigentlich die Gästefans unterkommen.

Der Verein "Freunde des Sechz'ger Stadions" hatte Ende März nach einer Stadionbegehung die geplanten Baumaßnahmen noch einmal zusammengefasst. Demnach sollen in der Westkurve nur noch die "Stufen gereinigt" sowie Malerarbeiten vorgenommen werden - mehr nicht. Eine Sanierung der einzigen Toilettenanlage ist laut dieser Veröffentlichung gar nicht vorgesehen - die Osttribüne hat vier neue Toilettenlagen und zwei Kioske.

Doch zumindest bei den Heimspielen der zweiten Mannschaft des FC Bayern soll die Ostseite gar nicht genutzt werden, die Westtribüne schon. "Welche Blöcke geöffnet werden, ist Sache der Vereine", sagt Thomas Urban, Leiter des städtischen Sportamts. Die recht einseitig ablaufende Sanierung habe nichts damit zu tun, dass womöglich auf der Baustelle das Geld ausgehe: "Wir sind genau im Plan", sagt er. Was bis Juli fertiggestellt werde, liege auch im Rahmen des bekannten Budgets.

"Der Zustand ist nicht optimal"

Einige Maßnahmen wurden aber bereits verschoben. So hatte sich zum Beispiel die Münchner Polizei eine Umquartierung ihres Kontroll-Containers von West nach Ost gewünscht, von wo aus ab kommendem Sommer die Stadionüberwachung zentral erfolgen soll. Doch vorerst bleibt der Container, wo er ist. "Der Zustand ist nicht optimal", gibt Urban zu. Dafür wird das Stadion bald ein VIP-Haus haben, das jedoch bei Regional- und Drittligaspielen kaum genutzt werden dürfte.

Noch ist auch nicht geklärt, wer den Zuschlag für den Ausschank der neuen Stadionkneipe bekommt. Die "Freunde des Sechz'ger Stadions" hoffen auf den Zuschlag, wundern sich aber, dass drei Monate vor der Eröffnung noch keine Entscheidung gefallen ist.

Probleme gab es zuletzt auch mit Eindringlingen. Nach der 2:9-Niederlage des Hamburger SV vor zwei Wochen habe man im Stadion eine Gruppe Hamburger Fans entdeckt. Vor drei Wochen wurden Stücke des Rasens geklaut und auf der Haupttribüne Scheiben eingeschmissen. "Doch es war ja ohnehin geplant, diese noch zu ersetzen", sagt Urban.

© SZ vom 18.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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