Sanierung des Deutschen Theaters:"Wir dulden keinen weiteren Aufschub"

Der Ärger über die nur schleppend vorangehende Sanierung des Deutschen Theaters eskaliert: Die Stadträte kritisieren das "Ping-Pong-Spiel mit Verantwortlichkeiten" scharf - Bürgermeister Monatzeder will aber nicht zurücktreten.

Katja Riedel

In der Debatte um die Sanierung des Deutschen Theaters hat die FDP-Fraktion am Donnerstag personelle Konsequenzen gefordert. Der Aufsichtsratsvorsitzende Hep Monatzeder (Grüne) solle "seinen Hut nehmen", forderte der Fraktionsvorsitzende Michael Mattar. Außerdem müssten die Geschäftsführer der Betriebs-GmbH, die Theaterchefs Carmen Bayer und Werner Steer gehen. Diese hatten in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung schwere Vorwürfe gegen alle Projektverantwortlichen erhoben.

Sanierung des Deutschen Theaters: Eine Ewig-Baustelle: Das Deutsche Theater in der Schwanthaler Straße.

Eine Ewig-Baustelle: Das Deutsche Theater in der Schwanthaler Straße.

(Foto: Stephan Rumpf)

Unter anderem beklagten sie, dass auf der Baustelle nicht genug Druck herrsche, um die Fertigstellung schnell voranzutreiben. In der vergangenen Woche hatten die beauftragten Projektsteuerer und der Architekt im Aufsichtsrat des Bauherrn, der Deutsches Theater Grund- und Hausbesitz GmbH (DTGH), keine Garantie abgeben können, dass das Theater zum vereinbarten Termin 17. Juni 2013 übergeben werden kann. Diese Garantie hätten Bayer und Steer mit einem Jahr Vorlauf benötigt, um einen Vertrag für eine große Musicalproduktion zu unterzeichnen, die im Oktober Premiere feiern sollte.

Bürgermeister Hep Monatzeder sagte am Donnerstag, die von der FDP erhobene Rücktrittsforderung sei "abzusehen" gewesen, er werde ihr aber nicht nachkommen. "Ich kann nur darauf verweisen, dass wir, die Aufsichtsräte wie auch die Verantwortlichen der DTGH, alles tun, um diesen 17. Juni zu halten", sagte er. Der "Querschuss" der Theatergeschäftsführer sei ihm "vollkommen unverständlich", auch wenn er die Verbitterung darüber verstehe, dass die geplante Premiere so nicht stattfinden könne. Steer und Bayer wollten sich auf Anfrage nicht mehr äußern.

Für Zoff sorgte das Thema am Donnerstag vor allem hinter den Kulissen. Vordergründig blieb die Debatte im Kulturausschuss zahm - wohl auch, weil alle großen Fraktionen selbst im Aufsichtsrat des Bauherrn sitzen. Im Ausschuss äußerten sich weder SPD noch CSU. Siegfried Benker (Grüne), der den Ausschuss leitete, riet dazu, die Ursachenforschung für die Bauverzögerungen doch eher im Kommunalausschuss zu erörtern. Das Kommunalreferat betreut die Baustelle für die Stadt.

Salz in die Wunde streuten allein die kleinen Fraktionen, die keine Vertreter im Aufsichtsrat haben - allen voran Ursula Sabathil (Freie Wähler), die vergangenes Jahr die CSU-Fraktion verlassen hatte. Sie fühle sich als Stadträtin schlecht informiert, beklagte sie. Die Schilderungen Steers, auf der Baustelle seien häufig weniger Arbeiter anzutreffen als vereinbart, halte sie für seriös. Unverständlich sei ihr, dass der Aufsichtsratsvorsitzende Monatzeder sich überrascht gefühlt habe über die Äußerungen der Projektverantwortlichen.

"Wie ein leckes Schiff mit zerfetzten Segeln"

DTGH-Geschäftsführer Rainer Gebhart informierte den Kulturausschuss über den Sachstand. Demnach hätten Projektsteuerer und Architekt noch Ende Juni dem Aufsichtsrat berichtet, dass es zwar gegenüber dem vereinbarten Zeitplan "marginale Verzögerungen" gebe, dass diese aber den Termin nicht gefährdeten. In der vergangenen Woche habe man nun erfahren, dass die zeitlichen Puffer schon nach vier Monate aufgebraucht seien.

Man habe darum festhalten lassen, dass der 17. Juni 2013 "nicht mit hinreichender Belastbarkeit" garantiert werden könne, auch "nicht unter der Prämisse eines lediglich mängelarmen Gebäudes", sagte Gebhart. "Trotzdem gilt, dass wir den 17. Juni weiter verfolgen, wir dulden keinen weiteren Aufschub".

Kulturreferent Hans-Georg Küppers forderte, bis Jahresende einen verbindlichen Termin für ein bespielbares Theater zu bekommen. Die CSU-Aufsichtsräte Hans Podiuk und Richard Quaas forderten eine gemeinsame Sondersitzung der Aufsichtsräte beider GmbHs.

Das Deutsche Theater treibe "wie ein leckes Schiff mit zerfetzten Segeln in schwerer See", sagte Podiuk. Das "Ping-Pong-Spiel mit Verantwortlichkeiten" müsse aufhören.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: