Regionalliga:Wenn die Münchner Löwen auf Landpartie gehen

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Nicht nur bei den Testspielen wie hier am vergangenen Wochenende im Bayerischen Wald spielen die Löwen in diesem Jahr vor meist kleinerer Kulisse als in der 2. Bundesliga. (Foto: Hans Rauchensteiner)
  • Der Saisonstart der Münchner Löwen in der Regionalliga steht am Donnerstag an.
  • Memmingen heißt der erste Gegner. Dort ist man gerüstet für den Ansturm der Löwen-Fans.
  • Mancher Club sieht sich vor großen Herausforderungen, wenn die Gäste aus München kommen.

Von Martin Mühlfenzl

Warum das Allgäu so blau ist, kann Andreas Schales auch nicht mit letzter Gewissheit sagen. "Vielleicht liegt es daran, dass wir Allgäuer ein ganz eigener Schlag sind", sagt der Medienchef des Viertligisten FC Memmingen. "Und ein bisschen eigen muss man schon sein, um Löwenfan zu werden."

Rot und Weiß, die Farben des FC, werden an diesem Donnerstag, 13. Juli, in der Fußball-Arena an der Bodenseestraße wohl eine untergeordnete Rolle spielen, wenn die Memminger den TSV 1860 München zum Auftaktspiel der Regionalliga empfangen (ab 19 Uhr, live bei Sport1). Insgesamt 1100 Gästekarten stellt der FC den Löwen zur Verfügung. "Aber wir gehen schon davon aus, dass viele Löwenfans aus dem Allgäu ins Stadion kommen", sagt Pressechef Schales. "Die Hütte wird voll und es wird wohl überwiegend Blau und Weiß zu sehen sein."

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In der Regionalliga Bayern brechen neue Zeiten an. Natürlich in erster Linie für den TSV 1860 München, der nach dem Scheitern in der Relegation gegen den SSV Regensburg - vorsichtig ausgedrückt - vor einem Neuanfang steht. Aber auch für die regionalligaerprobten Vereine, die den Heimspielen gegen die Sechziger entgegen fiebern - und vor ganz besonderen Herausforderungen stehen.

Regionalliga heißt Amateurfußball. Und nicht jeder Verein kann auf ein auch für höhere Ligen geeignetes Stadion wie der FC Memmingen bauen. In die Allgäuer Fußball-Arena passen 5000 Zuschauer - 900 Sitzplätze sind sogar überdacht. Es gibt komfortable Plätze für die Medienvertreter und einen eigenen, gesicherten Bereich für die Gästefans.

Das Stadion des FC Unterföhring in einer der reichsten Kommunen Deutschlands darf getrost als besserer Bolzplatz bezeichnet werden - der Luxus besteht hier darin, dass eine Flutlichtanlage nach dem Training das Einsammeln der Bälle erleichtert. Den Anforderungen der Regionalliga Bayern aber genügt das Stadion bei weitem nicht. Der Aufsteiger wird seine Heimspiele im nur wenige Kilometer entfernten Stadion des SV Heimstetten im gleichnamigen Ortsteil der Gemeinde Kirchheim austragen - auch die Partie gegen die Münchner Löwen. Bis zu 2500 Zuschauer fasst die kleine Arena, in der auch die A-Jugend des FC Bayern in der Bundesliga kickt.

Eine andere Organisation ist nötig

Die Verantwortlichen im Verein beschäftigt nicht nur dieses ganz besondere Spiel gegen 1860 seit Wochen intensiv. Wenn Unterföhrings Präsident Franz Faber über den Aufstieg und die Umstellung auf die Regionalliga spricht, fallen immer wieder Begriffe wie "Neuland" und "Quantensprung". Bisher haben die Spiele des FC in der Bayernliga ein paar Hundert Zuschauer besucht.

"Die kamen eine halbe Stunde vor Spielbeginn, haben ihren Zehner bezahlt und sind ins Stadion geschlendert", sagt Faber. "Wenn die Sechzger kommen, funktioniert das nicht mehr." Derzeit überlegen sie im Verein, wie sie den Vorverkauf organisieren sollen. "Wir denken darüber nach, einen Online-Vorverkauf zu machen. Das ist alles ein Aufwand, aber notwendig", sagt der FC-Präsident. "Was soll ich einem Löwen-Fan aus Weiden sagen, der nach Karten fragt?"

Vielleicht lohnt eine Nachfrage bei den Verantwortlichen des FC Memmingen. "Die Tickets waren in kurzer Zeit weg, das Spiel ist ausverkauft", sagt Andreas Schales. Fans haben derzeit nur noch Chancen, das Spiel live im Stadion zu sehen, wenn sie sich gleich für eine Stehplatz-Dauerkarte entscheiden; die gibt es - amateurfußball-like - an der Vorverkaufsstelle in einer Tankstelle direkt am Stadion. 135 Euro kostet sie.

Eine lohnende Investition angesichts der Preise, die mittlerweile auf dem Schwarzmarkt für die Auftaktpartie gegen die Löwen an diesem Donnerstag verlangt werden. "Das ist horrend", sagt Schales. "Und für uns eine ganz neue Erfahrung." 300 Euro für drei Stehplatztickets als Verhandlungsbasis sind keine Seltenheit - es gibt sogar vierstellige Angebote für zwei Tickets im Online-Handel. "Das zeigt, dass in der Regionalliga um die Löwen schon so etwas wie ein Hype ausgebrochen ist", sagt Pressechef Schales.

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Das wird sich auch bei den Sicherheitsvorkehrungen niederschlagen, wenn die Sechziger auf Auswärtsfahrt gehen. In Kirchheim, der Heimstätte des FC Unterföhring, haben sie das Stadion vor ein paar Jahren umgerüstet, um hochklassige Spiele zu ermöglichen. Dazu gehört den Vorgaben des Bayerischen Fußball-Verbands entsprechend ein umzäunter Bereich für Problemfans.

Seit Wochen befindet sich der Verein in Gesprächen mit der Gemeinde und der zuständigen Polizeiinspektion, um die Sicherheit im Stadion gewährleisten können, wenn die Löwenfans anrücken. Grundsätzlich, sagt Polizeichef Karl-Heinz Schilling, sei seine Inspektion für Großereignisse gerüstet - es komme ja auch Unterstützung aus München. "Es bleibt aber die Frage, was passiert, wenn mehr als 2500 Fans kommen. Die gehen ja nicht einfach heim", sagt Schilling. "Das müssen wir noch klären."

Auch beim FC Pipinsried, dem zweiten Aufsteiger aus der Bayernliga Süd, haben sie nachrüsten müssen. Binnen kürzester Zeit nach dem Aufstieg in der Relegation rollten die Bagger an, um im Stadion einen Gästeblock für 380 Fans, neue Parkplätze und einen Sanitätscontainer zu errichten. Und wie das auf dem Land so ist, halfen auch die Fans mit, Bauunternehmer aus der Region übernahmen die meisten Arbeiten.

In Memmingen ist unterdessen alles vorbereitet. "Wir kennen uns mit Hochrisikospielen aus", sagt Schales. "Und gegen die Löwen werden alle Vorkehrungen auf höchstem Standard gefahren. Wie bei einem Bundesligaspiel." Wie viele Polizeibeamte im Einsatz sein werden, kann er nicht sagen: "Da haben wir Stillschweigen vereinbart." Es soll ja auch im blauen Allgäu eigentlich nur um Fußball gehen.

© SZ vom 11.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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