S-Bahn München:Ordner sollen Pendler besser auf dem Bahnsteig verteilen

Spatenstich für zweite Stammstrecke

Ganz vorne und ganz hinten herrscht Gedränge, in der Mitte steigt kaum jemand ein oder aus: Das soll sich künftig ändern.

(Foto: dpa)
  • Die S-Bahn in München soll pünktlicher werden. Nun startet die Deutsche Bahn einen Test mit "Personenstromlenkern".
  • Die speziellen Ordner verteilen die Wartenden gleichmäßiger vor den Türen, damit das Ein- und Aussteigen schneller geht.
  • Unterstützt werden sie mit Durchsagen, die aus eigens installierten Lautsprechern kommen.

Von Christian Krügel

Aus Tokios U-Bahn kennt man die Bilder: rabiate Sicherheitskräfte drücken die Fahrgäste mit aller Gewalt in den Zug, damit der schneller abfahren kann. Ganz so drastisch wird es vom 15. Mai an auf dem S-Bahnsteig des Hauptbahnhofs nicht zugehen, aber die Idee ist dieselbe: In einer vierwöchigen Testphase sollen Ordnungskräfte der Bahn die Fahrgäste auf dem Bahnsteig so verteilen, dass die Pendler schnell genug einsteigen und den Fahrplan nicht aus dem Takt bringen.

"Die Pünktlichkeit der S-Bahnen soll nachhaltig verbessert werden", heißt es in einer Mitteilung der Deutschen Bahn. Während des Tests wolle man "Erkenntnisse über die Wechselwirkungen zwischen Fahrgästen, Stationsbetrieb und Haltezeitüberschreitungen sammeln".

Die Erkenntnis, dass im Verkehr durch die Stammstrecke jede Sekunde zählt, versucht die S-Bahn ihren Fahrgästen schon lange zu vermitteln. Vormittags und nachmittags verkehren zwischen Ostbahnhof und Donnersberger Brücke 30 Züge pro Stunde. Wenn der Fahrplan eingehalten werden soll, darf an jeder Station höchstens 30 Sekunden gehalten werden. Das ist oft nicht zu schaffen, weshalb es zu Verspätungen kommt.

Deshalb testet die Bahn nun, ob sogenannte Personenstromlenker helfen könnten. Von kommender Woche an sollen im Berufsverkehr je sieben Mitarbeiter die Fahrgäste auf dem Bahnsteig Richtung Marienplatz gleichmäßig verteilen und darauf achten, dass keine Türen blockiert werden. Auch für Fragen zum Fahrplan und zu Tickets stehen sie zur Verfügung, damit keine herumirrenden Pendler den Ablauf durcheinanderbringen. Unterstützt werden die Personenstromlenker mit Durchsagen, die aus eigens installierten Lautsprechern kommen.

Einen Monat lang testet die Bahn eine sogenannte Holoplot-Anlage, ein neues Akustiksystem, das für den besonderen Lärm auf Bahnsteigen entwickelt wurde. Der Test dauert bis zum 9. Juni, dann sollen die Erfahrungen ausgewertet werden. Fahrgäste müssten in dieser Zeit vor allem eines tun: "den Anweisungen der Personenstromlenker Folge leisten".

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