Rudolph Moshammer:Wiedergeburt eines Promis

Am Donnerstagabend feiert "Daisys König" im Oberanger-Theater Premiere. Die Hauptrolle spielt ein erfahrener Musicalprofi: Alexander Kerbst.

Christian Mayer

SZ: Haben Sie Rudolph Moshammer persönlich kennengelernt?

Kerbst: Ja, ich habe ihn einmal getroffen, auf einer Premierenfeier in Herrenchiemsee. Wir haben Evita gespielt, die gesamte Münchner Schickeria war geladen, ein Riesentrubel. Für mich war noch ein Stuhl frei: bei Moshammer am Tisch.

Er machte mir ein Kompliment für meinen Auftritt als Che Guevara: "Ja, das hat mir sehr gut gefallen, aber Sie müssen den Stuhl leider frei machen - hier sitzt schon die Daisy." Und dann kam die Tasche mit dem Hund. Moshammer war sehr freundlich, aber bestimmt.

SZ: Moshammer war ja auch Darsteller, Regisseur und Choreograph seiner selbst. Kann man diese Theatralik überhaupt dramatisch zuspitzen?

Kerbst: Wir versuchen es mit Reduktion und Psychologie. Drei Leute spielen auf der Bühne, ein Vier-Personen-Orchester spielt die Musik. Wir machen bewusst kein Brimborium mit Strichern auf der Bühne und grellen Effekten.

SZ: Wie haben Sie sich der Figur angenähert?

Kerbst: Es hilft, Äußerlichkeiten zu übernehmen, um zum Kern einer Person vorzudringen. Dazu gehört Moshammers weiche, sehr bedächtige Sprache. Auch seine Gesten - wie er mit seiner Unterlippe spielte, wenn er nervös war. Einmal merkte er im Interview, dass sein Hemdsärmel hochgerutscht war und zupfte ihn sofort zurecht. Solche Eigenarten sind verräterisch: Moshammer war, glaube ich, ein ängstlicher, unsicherer Mensch.

SZ: Moshammer hatte hinter seiner Maskerade viele Gesichter. Welchen Typus wollen Sie denn vorführen?

Kerbst: Ich will ihn gar nicht vorführen. Ich zeige ihn als warmen, herzlichen Menschen, der sehr einsam ist und in Wahrheit niemanden an sich heranlässt.

SZ: Sie haben längere Zeit den Popstar Falco gespielt, gibt es da eine Verbindung zu Ihrer neuen Rolle?

Kerbst: Die Parallelen sind überdeutlich. Beide haben früh ihren Vater verloren, beide hatten eine sehr enge Mutterbindung. Sie hatten, jeder auf seine Art, einen enormen Drang zur Selbstdarstellung. Auch Falco hat sich in Posen gerettet, und Moshammer fürchtete, sein wahres Ich könnte den Menschen nicht gefallen.

Beide konnten am Ende die Diskrepanz zwischen Schein und Sein nicht mehr aushalten. Wir zeigen Moshammers gewaltsames Ende als Krimi - ich bin gespannt, wie das beim Publikum ankommt. Gut möglich, dass auch ein paar Leute buhen werden...

SZ: Welche seiner Marotten mögen Sie am meisten?

Kerbst: Ich finde es wunderschön, wie Moshammer gewunken hat, wenn er im Blitzlicht stand. Es gibt da drei Varianten - ein routiniertes Standardwinken, dann eine weiche, geschwungene Geste. Am tollsten ist aber die Klapphand, dieses besondere Zusammenziehen der Finger. Unverwechselbar!

SZ: Was haben Sie gedacht, als die jungen Musical-Produzenten fragten, ob Sie die Titelrolle übernehmen wollen?

Kerbst: Ich war skeptisch, weil ich gar nicht der Typ für die Rolle bin, der Bauch ist ja auch nicht echt. Meine Reaktion war: Wenn das etwas Komisches werden soll, bin ich euer Mann. In der Arbeit hat sich herausgestellt, dass dies ein sehr ernsthaftes Stück ist, keine Lachnummer.

Wir machen uns nicht lustig über Moshammer, ich muss die Figur als Schauspieler ohnehin verteidigen. Stattdessen gibt es viele ernste Momente, unterbrochen von Komik, auch die Musik von Meinhard Rüdenauer ist eher etwas sperrig, aber anrührend.

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