Rudolph Moshammer:Geschäfte mit einem Toten

Kaviar, Versicherungen, Immobilien: Für diese und andere Produkte hat der ermordete Modeunternehmer schon zu Lebzeiten seinen Namen schützen lassen - mit millionenschweren Aussichten.

Der Markenname Moshammer bietet nach Einschätzung von Werbeexperten ein riesiges Potenzial. Der Geschäftsführer der Hamburger Werbeagentur Scholz & Friends, Marc Schwieger, sagte dem Wirtschaftsmagazin Focus-Money, gegenwärtig sei die Marke einige 100.000 Euro wert. "Sie könnte aber bei professioneller Pflege zu einem europaweiten Lifestyle-Label aufsteigen, das Millionen wert wäre."

Der ermordete Modeunternehmer hat sich beim Deutschen Patent- und Markenamt neben "Moshammer" und "Daisy" unter anderem auch das Wort "Mosi" für Nahrungsmittel wie Austern, Kaviar und Trüffel schützen lassen. "Moos hamma" sei für Versicherungen, Immobilien und Geldgeschäfte eingetragen, meldet das Wirtschaftsmagazin.

Vermögen oder Schulden?

Ob Moshammer ein Vermögen oder Schulden hinterlassen hat, ist weiter unklar. Ein Sprecher des Erben Walter Käßmeyer sagte, die Klärung der Verträge, Forderungen und Rechnungen könne Monate dauern. Käßmeyer habe noch nicht entschieden, ob er das Erbe antrete. Die Modeboutique in der Münchner Maximilianstraße werde aber nicht mehr geöffnet werden.

Die sechs Angestellten erhielten ihre Gehälter noch bis Juni, die restliche Ware werde irgendwann bei einem seriösen Anlass verkauft werden.

Moshammers Chauffeur wird nach Angaben seiner Sprecherin nicht mit Daisy in die Villa einziehen, in der sein Chef erdrosselt wurde. Ob die Villa damit schneller zu Gunsten von Obdachlosen verkauft wird, ist aber noch nicht entschieden, wie Käßmeyers Sprecher sagte. Er wisse nicht einmal, ob sie mit Hypotheken belastet sei.

Ungebrochenes Interesse an Souvenirs

Das Interesse an Erinnerungsstücken des ermordeten Modemachers Rudolph Moshammer ist ungebrochen. In Moshammers Boutique meldeten sich zahlreiche Interessenten, wie ein Vertrauter des Alleinerben und Geschäftsteilhaber Walter Käßmeyer (76) berichtete. "Es gab eine hohe Zahl von Anfragen von Privatleuten wie auch Händlern - für den Kauf einer Krawatte bis zum Massenverkauf." Bisher sei offen, was mit der Ware geschehen solle.

Auch im Internet boomt der Handel mit Moshammer-Devotionalien weiter. Ein Grablicht mit Moshammer-Konterfei stand am Montag für 9,99 Euro zum Verkauf, für Sterbebildchen wurden bis zu 35 Euro geboten. Insgesamt wurden bei dem Internetauktionshaus ebay mehr als 1500 Artikel gehandelt, darunter auch Autogramme, Krawatten und die Hundedame Daisy in Plüsch.

Mausoleum wird rund um die Uhr bewacht

Moshammers letzte Ruhestätte auf dem Ostfriedhof wird unterdessen rund um die Uhr bewacht. Ein Mann eines Sicherheitsdienstes hält "bis auf weiteres" Tag und Nacht vor dem Mausoleum die Stellung, unter anderem zum Schutz vor Schmierereien. Der Dienst hatte Moshammer auch zu Lebzeiten betreut.

Die echte Daisy urlaubt inzwischen mit Moshammers langjährigem Chauffeur im Zillertal. Beide erholten sich bei langen Spaziergängen im Schnee von den Strapazen, sagte eine Sprecherin. Der Chauffeur wolle entgegen dem von Moshammer verfügten Vermächtnis nicht in das Haus im Münchner Nobelvorort Grünwald ziehen. Er habe dort seinen Chef ermordet aufgefunden und könne unter diesem Umständen nicht in dem Haus leben. Laut Testament steht ihm auch eine Wohnung im Stadtteil Harlaching sowie eine Leibrente zu.

(sueddeutsche.de/dpa/ddp/AP)

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