Rote Sonne:Berghain-Botschafter in München

Club-Schaulustige aus ganz Europa fahren nach Berlin, um sich den Techno-Tempel anzuschauen - nun legt Berghain-DJ Ben Klock in der Roten Sonne auf.

M. Moorstedt

Ein hartnäckiger Mythos umgibt das Wort "Berghain", und gerne wird es als einsilbige Antwort gegeben auf die Frage, was denn im Münchner Nachtleben fehle. In der Geschichte des Berliner Clubs Berghain reihen sich die Superlative eng aneinander.

Rote Sonne: Nach Len Faki und Marcel Dettman ist Ben Klock der dritte Berghainler, den die "Rote Sonne"  München einlädt.

Nach Len Faki und Marcel Dettman ist Ben Klock der dritte Berghainler, den die "Rote Sonne" München einlädt.

(Foto: Foto: Rumpf)

Dafür sorgt allein schon das monolithenhafte Gebäude, ein altes Heizkraftwerk, dem gerne das Label "Techno-Kathedrale" aufgedrückt wird. Der Weg zwischen düster beleuchtetem Beton, die Stufen hinauf zu einer gewaltigen Halle, überwältigt die Besucher bereits, bevor sie den Club betreten. Die Location hinter dem Berliner Ostbahnhof beinhaltet die Verheißung großer Ausschweifungen und gleichzeitig das Versprechen, dass der nächtliche Exzess am nächsten Morgen nicht in die Außenwelt dringt.

Es wummert dunkel und roh

Hinzu kommen die Berichte von Club-Schaulustigen aus ganz Europa, die sich für ein Wochenende in den Billigflieger quälen und schon in Scharen vor der harten Tür des Berghain ausgesiebt werden. Und die Musik? Ein weiterer Punkt, der das Berghain von anderen Clubs unterscheidet, ist das Beharren auf einer spartanischen, fast schon sterilen Auslegung von Minimal-Techno.

Längst vergessene Klassiker, die im Original wesentlich hochtouriger sind, werden mit reduzierter Geschwindigkeit in die Sets gemischt. Es wummert dunkel und roh. Mittlerweile erhält sich der Hype selbst am Leben, und genau wie der Club sind auch seine Angestellten im Fokus der Aufmerksamkeit. Nach Len Faki und Marcel Dettman ist Ben Klock nun der dritte Resident, den die "Rote Sonne" als Berghain-Botschafter nach München einlädt. Und trotz all der Aufregung um seinen Arbeitsplatz präsentiert er sich eher als stiller Techno-Dienstleister denn als der zu erwartende Rockstar.

Und als Erster unter seinen Kollegen hat er ein Solo-Album vorgelegt, im Frühjahr erscheint das Debüt "one". Als Produzent emanzipiert sich Klock von der orthodoxen Spielart seines Stammhauses. Er verweigert sich dem Konzept des Minimal-Dogmas. Heraus kommt keine bloße Ansammlung von rumpelnden Clubtracks - sparsam eingefügte Breakbeats und schroffe Chicago-Techno-Anleihen sorgen für Auflockerung und Flexibilität. Es scheint sich auszuzahlen, dass Klock vor seiner Techno-Karriere einige Umwege über Piano und Gitarre eingelegt hat. Immerhin nennt er auch Radiohead oder Johnny Cash als Einflussgrößen auf sein musikalisches Schaffen. (Ben Klock, Rote Sonne, Maximiliansplatz 5, Freitag von 23 Uhr an.)

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