Riem:Pferdeklinik muss Riem verlassen

Pferde-OP

Vollnarkose: Spitzenmedizin ist gerade bei Turnier- und Sportpferden schon lange Standard in der Riemer Pferdeklinik.

(Foto: privat)

Der Komplex an der Graf-Lehndorff-Straße ist als Flüchtlingsheim im Gespräch

Von AleXandra Vettori, Riem

Wo jetzt noch Pferde operiert werden, kommen künftig voraussichtlich 300 Asylbewerber unter. Einen Zeitplan dafür gibt es noch nicht, doch fest steht: Die älteste private Pferdeklinik Deutschlands verlässt die Stadt München. Gegründet 1972 als Krankenstall für die Olympischen Spiele in München, entwickelte sie sich zu einer modernen Klinik mit heute sechs Ärzten und 300 Narkose-Operationen im Jahr. Jetzt plant Chefarzt und Klinikbetreiber Dietz Donandt den Umzug nach Hallbergmoos. Geht alles glatt, nimmt er dort zum 1. Juni in einem ehemaligen Pferdehof den Krankenhausbetrieb wieder auf.

Das Gebäude an der Graf-Lehndorff-Straße in Riem ist schon seit September im Standortbeschluss des Münchner Stadtrates für mögliche Flüchtlingsunterkünfte enthalten. Betreiber wird die Regierung von Oberbayern sein. Es liefen Gespräche mit den Grundstückseigentümern im Hinblick auf die Errichtung einer staatlichen Gemeinschaftsunterkunft, bestätigte eine Sprecherin auf SZ-Nachfrage. Eigentlich hätte das Haus schon kommenden Sommer bezugsfertig sein sollen, wegen Umplanungen könne der Termin aber nicht gehalten werden, einen neuen gebe es noch nicht, so die Sprecherin.

Ein Operationssaal, Röntgengerät, Apotheke, Nachtwache - wären nicht die 20 Boxen und das Strohlager, wirkte die Pferdeklinik München-Riem fast wie ein Krankenhaus für Menschen. Modernste Diagnosegeräte und Spitzentechnik sind längst auch in der Tiermedizin Standard, speziell bei Turnier- und Sportpferden. In Riem ist man zusätzlich zu den gängigen Arbeitsgebieten Gynäkologie, künstliche Besamung, Orthopädie und Chirurgie auf Augenheilkunde spezialisiert. Seit zwei Jahren leitet der amerikanische Fachtierarzt Richard J. McMullen die Augenabteilung. Fehlbildungen der Augenlider, Tumorbehandlungen und diverse Hornhautoperationen führen McMullen und sein Team an den stehend sedierten Rössern ebenso durch wie transsklerale Laserbehandlungen. Ein weiterer Schwerpunkt in der Arbeit der Klinik ist die Notfallmedizin. Hier sind es meist Pferde mit akuten Koliken, die, dann liegend, auf dem Operationstisch landen. "In Vollnarkose wird der Bauch aufgeschnitten, man löst die Darmverknotungen und im Idealfall ist der Patient nach zehn bis zwölf Tagen wieder fit", erklärt Dietz Donandt.

Schon vor fünf Jahren hat der Münchner Rennverein das Anwesen an der Graf-Lehndorff-Straße verkauft, der Pachtvertrag mit der Pferdeklinik wurde gekündigt, der neue Eigentümer duldete den Betrieb allerdings weiter. "Dass ich es mir nach der Umwidmung des Areals zum Gewerbegebiet nicht mehr würde leisten können, war schon lange klar", sagt Dietz Donandt, entsprechend habe er sich umgesehen. Im vergangenen September aber musste plötzlich alles ganz schnell gehen, die Pferdeklinik wurde als mögliche Asylbewerberunterkunft benannt, Dietz Donandt bekam die endgültige Kündigung. So intensivierte er die Suche nach einem Alternativstandort und wurde schließlich nahe dem Flughafen fündig, dort steht ein zum Pferdehof umgebauter Bauernhof leer.

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