Restaurant "Zen":Germany's Next Top Koch am Herd

Restaurant Zen

Den Gästen liegt im Restaurant die Imagination eines Zen-Gartens zu Füßen, in der offenen Küche werkelt Felix Rommel mit mehreren Sushi-Meistern.

(Foto: Robert Haas)

Bonsai-Bäumchen, Sushi-Röllchen und der Charme der Fifties: Im Restaurant "Zen" in Bogenhausen stimmt die Atmosphäre - und die Küche. Es wird schon vermutet, dass hier Germany's Next Top Koch in den Töpfen rührt.

Von Rosa Marín

Dieser Text ist leider veraltet, das Restaurant gibt es inzwischen nicht mehr.

In der Stadt, in der man lebt, sollte man sich mindestens einmal im Jahr so verhalten, als ob man nur vorübergehend zu Besuch wäre. Erst dann eröffnen sich die Reize, die man von den Kurztrips in ferne Städte kennt. Hat man dort nämlich das kleine Gepäck im Hotelzimmer verteilt, legt man die Füße hoch und stöbert in Reiseführern und Prospekten. Mindestens die wichtigste Kunstausstellung der Stadt ist an einem Wochenende zu schaffen, besser noch ein, zwei Museen dazu. Ein Opern- oder Theaterabend, danach in eine lässige Bar, am liebsten von Freunden empfohlen. Und natürlich muss auch ein neues, besonderes Restaurant mit allen Sinnen erkundschaftet werden.

Rosa Marín darf dank ihres Amtes immer wieder neue Lokale testen. So kulturbewusst wie bei Touristentrips in andere Städte ist sie jedoch in München selten. Seit langem will sie in diese oder jene Ausstellung gehen - und da ist diese plötzlich schon wieder vorbei.

Der gute Vorsatz, die eigene Stadt intensiver zu erleben, beginnt also im Hotel. Im Westin Grand in Bogenhausen, im Arabellapark. Nun ist es nicht so, dass diese Betonanhäufung aus den 1960er Jahren irgendeinen Charme versprühen würde, den man wegen einer Empfehlung im Reiseführer gezielt gesucht hätte. Dass Rosa Marín sich eines stürmischen Abends zum zugigen Entree des 630-Zimmer-Giganten vorkämpfte, liegt am Restaurant "Zen", das darin beheimatet ist. Seit geraumer Zeit kocht dort der junge wilde Koch Felix Rommel auf. Noch keine 30 Jahre alt, mehrt er seinen Ruhm mitunter durch Auftritte in diversen Koch-Shows. Weil er dort gar so ehrgeizig aufgetreten ist, gab es sogar mal einen veritablen Shitstorm gegen ihn. Aber dieses Wort hat in einer Gourmet-Kolumne eigentlich nichts zu suchen. Der Grund für diese Kostprobe: In München spricht es sich langsam herum, dass da vielleicht Germany's Next Top Koch in den Töpfen eines Münchner Hotels herumrührt.

Alles ist von den Fifties angehaucht

Pan-Asiatische Küche vereint sich im Zen unter einer riesigen Glaskuppel. Zu Füßen der Gäste liegt die Imagination eines Zen-Gartens, in dem Findlinge verstreut sind, ein paar Buddhas herumlungern und ein offensichtlich meditativer Innendekorateur Spuren in den Sand gerecht hat. Im Glaskubus wabern Flammen, Bonsai-Bäumchen verlieren sich zwischen dunklen Holztischen und Sesseln, alles ist ein wenig von den Fifties angehaucht. Nachdem die Kellner und Kellnerinnen, denen allesamt der Aufmerksamkeitsdrill von Hotelfachschulen anzumerken ist, kleine Handtücher mit Zitronengrasduft serviert haben, beginnt der panasiatische Abend mit einem sensationellen Cocktail: Dem Zen No.1, eine Sake-Zitronengras-Ingwer-Infusion im hochstieligen Glas mit Limettensaft, Litschi-Sirup, Angostura und schaumigem Eiweiß (9,90 Euro).

In der offenen Küche mit schönen roten Kacheln sieht man Felix Rommel werkeln, an seiner Seite mehrere Sushi-Meister. Und so spielen diese Kreationen aus rohen Meeresfrüchten auf gesäuertem Reis denn auch eine Hauptrolle auf der übersichtlichen, aufs Wesentliche reduzierten Karte. Das Sushi-Set für zwei Personen (36 Euro) ist durchaus empfehlenswert und von sehr guter Qualität. Happen aus Lachs, Thunfisch, Wolfsbarsch und Ebi schmiegen sich auf einem nierenförmigen Teller an ganz hervorragende California-Rolls mit Sesam und Avocado. Die Portion ist gut bemessen. Solide kommen Tom Kah Gai (7), jene süßlich-saure Suppe mit Poularde, Kokosmilch, Austernpilzen und Tomaten herüber. Auch an der Miso-Suppe (7) gibt es nichts zu mäkeln. Bei jedem guten Asiaten in der Stadt schmeckt das schwimmende Tofu samt Seetang ähnlich.

Am Ende kommt das Hotelgefühl wieder

Die Kreativität des Kochs zeigt sich bei der Zubereitung des Tagesgerichts: An diesem Abend ist es ein Flanksteak (35), also hauchzartes Fleisch aus dem Bauchlappen. Rosig wie eine Tagliata aufgeschnitten, harmoniert die scharfe Würzung mit sanften Vanillezwiebeln, einem raffiniert duftenden Frühlingsgemüse. Butterzart mundet auch das US-Rinderfilet an Trüffeljus mit Spargel (41). Eine sehr besondere - und auch gelungene - Kombination war schwarzer, körniger Reis in Risotto-Anmutung mit Zuckerschoten, Avocado und Jakobsmuscheln (29), ansehnlich mit Eiweißschaum angerichtet.

Zum Dessert gibt es beispielsweise Orange-Marone-Olivenölschokolade (15). Als die Kellnerin jedoch iPads am Tisch verteilte "für ein Feedback" und darauf aufmerksam machte, das man auch für 7,50 Euro das Buffet mit Apfelstrudel und Bayerisch Creme abgrasen könne, stellte sich schnell das Hotelgefühl wieder ein. Am Ausgang passierte man an der Rezeption 20 Hartschalenkoffer, die 20 Stewardessen von Singapore-Airlines akkurat aufgereiht hatten. Und schnell war man wieder im Parallel-Universum, im Hotel in der eigenen Stadt. Die Ausstellung, die man sich dann pflichtbewusst für den nächsten Tag vornimmt? Zum Beispiel im Haus der Kunst die monumentalen Skulpturen von Matthew Barneys "River of Fundament" bewundern.

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