Restaurant Nudo:Im Testlabor

Frische Kost zum kleinen Preis: Das Nudo in der Amalienstraße bemüht sich bei Essen und Einrichtung um Nachhaltigkeit. Als Karte dient: eine alte Tür.

Von Axel Hechelmann

Christian Hildebrand balanciert eine sperrige Tür durch das Nudo. Ja, eine Tür, zwei Meter hoch, aus dünnem Glas, umrandet von Holz. Darauf hat er in weißer Schrift notiert, was es heute gibt: Kürbiscremesuppe, Rinderlende oder Pasta.

Seit Oktober 2012 führt Hildebrand das ausgesprochen kleine Lokal in der Amalienstraße mit zwei Kumpels. Sie haben sich dem nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln verschrieben, kaufen ihre saisonalen Zutaten grundsätzlich regional ein. Hildebrand, der wie seine Gäste gerne Holzfällerhemd oder Cardigan trägt, ist nirgendwo mit der Glastür angeeckt und liest uns die Tageskarte vor. Er empfiehlt uns ein Drei-Gänge-Menü - warum nicht?

Den Anfang macht die Kürbiscremesuppe mit Kernöl, die man uns im Glas serviert. Die Suppe ist fein püriert und kombiniert die charakteristische Süße des Kürbisses mit einer angenehmen Schärfe. Zur Suppe trinken wir ein Tegernseer, das wir uns selbst aus dem Kühlschrank holen.

Im Nudo hängen Lampenschirme aus Sichtbeton, sie strahlen ein warmes Licht ab. Die Wände sind mit dunklem Holz verkleidet, mit altem Holz: Bis hin zum Interieur haben sich die drei Münchner der Nachhaltigkeit verschrieben: "Bei uns kommt nichts von der Stange. Wir haben im Lokal nur Sachen, die schon ein Leben hatten", sagt Christian Hildebrand. Die Speisekarten-Tür etwa hat er in einem Abrisshaus gefunden, die Tische stammen aus dem Vorgänger-Bistro.

Die Hauptspeisen kommen nicht ganz zeitgleich - das stört uns aber nicht, denn die Erklärung dafür ist charmant: "Wir müssen leider mit vier Herdplatten auskommen", sagt Hildebrand, der vom Nudo gerne als "Testlabor" spricht. Außerdem schmeckt uns die Rinderlende (15,90 Euro) außergewöhnlich gut. Das Fleisch ist zartrosa gebraten und gut gewürzt. Karotten- und Kartoffelscheiben haben Biss, der Rosmarin fügt dem eine würzig-mediterrane Note hinzu. Wer es günstiger mag, bestellt den Gemüsereis (9,20 Euro) oder die Pasta mit Briochette-Basilikum-Pesto (7,70 Euro).

Beliebt sind im Nudo auch die wechselnden Mittagsangebote, die zwischen sechs und neun Euro kosten: belegte Sandwiches, ein Rote-Beete-Salat oder eine Creme aus Vollmilchschokolade. Letztere bestellen wir zum Dessert. Sie wird wie die Suppe im Glas serviert, ist süß, aber nicht zu süß, genau richtig also. Zusammen zahlen wir für unsere zwei Menüs 40,40 Euro - ein fairer Preis für drei ausgezeichnete Gerichte in einem gemütlichen Lokal.

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