Restaurant La Kaz:Wohnzimmer im Westend

Jan Völckers und Stefan Oelze im Lokal "La Kaz" in München, 2012

Halb Restaurant, halb Bar: Jan Völckers (Serviceleiter) und Stefan Oelze (Geschäftsführer, rechts) im La Kaz im Westend.

(Foto: Florian Peljak)

Tegernseer oder Augustiner? Mit einer ungewöhnlichen Umfrage sorgte das La Kaz bereits vor Eröffnung für Aufsehen. Inzwischen ist das Lokal das neue Wohnzimmer des Westends. Hungrige Gäste brauchen allerdings gute Nerven.

Von Anna Fischhaber

Ein wenig hat man das Gefühl, der schnelle Erfolg habe die Macher des La Kaz selbst überrascht. Erst Mitte Dezember hat das Lokal an der Ecke Kazmair-/Ligsalzstraße eröffnet - und gilt bereits als neues Wohnzimmer des Westends. An diesem Mittwochabend ist es voll. So voll, dass wir ohne Reservierung nur noch den letzen freien Platz an der langen Bar ergattern.

Das liegt wohl auch an der eher ungewöhnlichen Straßenumfrage, mit der Wirt Stefan Oelze, der bis kurzem die Etage Zwo führte, schon vor Eröffnung für Aufsehen sorgte. "Tegernseer oder Augustiner?" fragte er mit einem Plakat im Fenster, als er noch umbaute. Viele verlangten per Post-it: beides. Augustiner gibt es im La Kaz nun nicht, aber Astra, Lammsbräu und Tegernseer. Und Oelze hat es geschafft, dass über sein Lokal gesprochen wird. Und das nicht nur in der Nachbarschaft.

Die kleine Speisekarte ist etwas unübersichtlich, wild gemischt und bietet durchaus Originelles. Oelze ist gelernter Koch und hat etwa in der Cooperativa gearbeitet. In seinem La Kaz gibt es nun Pasta mit gerilltem Gemüse, Burger mit Biohackfleisch oder Schnitzel im Sesammantel. Wir bestellen als Vorspeise Hummus (6,90 Euro) und Vitello Bavarese (10,90 Euro), hauchdünnes Kalbsfleisch mit Pesto, und dazu Tegernseer und Sauvignon Blanc direkt beim netten Barkeeper. Das hat den Vorteil, dass es mit den Getränken schnell geht. Die kalte Vorspeise dauert allerdings. Zeit, sich ein wenig umzuschauen.

Gemütlicher Industriechic, so wie er in München gerade in ist - so lässt sich die Einrichtung im La Kaz wohl am besten beschreiben. Über den Holztischen mit den bunten Kasernenstühlen baumeln Industrielampen, die dämmriges Licht verbreiten. Holztüren dienen als Raumtrenner, an der Decke hängen Balken einer Scheune und ein Rohr. Der Eingang ist gemauert. Das La Kaz ist hip, seine Gäste sind eher bodenständig. Aber das passt gut ins Westend, dem seit Jahren nachgesagt wird, es würde mal das neue In-Viertel in München werden - und das es doch nie geworden ist.

Liebe zum Detail

Nach mehr als einer halben Stunde kommt endlich die Vorspeise. Ein wenig entschädigt die Dekoration mit Tomaten und Salat - im La Kaz gibt man sich auch beim Essen Mühe mit den Details. Das Fleisch schmeckt zart, der Humus wurde leider mit einem Schuss zu viel Sesamöl garniert. Als Hauptspeise ordern wir Spinatknödel (10,90 Euro) und einen Salat mit Garnelen und Sepia (12,90 Euro). Leider warten wir auch auf das Hauptgericht sehr lange. Als es schließlich kommt, ist es nur lauwarm.

Lecker ist es trotzdem, auch wenn wir ein wenig nachwürzen müssen. Der Salat ist mit gegrilltem Gemüse angereichert, der Sepia perfekt gegrillt, die Knödel eher solide. Das liegt vor allem am Käse, der angesichts der Temperaturen nicht geschmolzen ist. Als Nachspeise entscheiden wir uns für Mousse au Chocolat mit Zimtkirschen (3,80 Euro). Die Kirschen sind aus, stattdessen bekommen wir Rumfrüchte. Eine Mischung, die sehr alkoholisch und vorzüglich schmeckt.

Nach dem Essen bleiben wir noch eine ganze Weile sitzen. Das La Kaz ist eben nicht nur Restaurant, sondern auch Bar. An den hohen Tischen am Eingang kann man auch nur sein Feierabendbier genießen - oder sich einen Absacker genehmigen. Unser Liquid Cocaine, halb Espresso, halb Wodka, geht aufs Haus. Fast so, als wären wir nun Stammgäste im neuen Wohnzimmer des Westends.

Fazit: Wer einen netten Abend in einer hippen Kneipe verbringen will, ist hier richtig. Wer wenig Zeit hat oder Wert auf richtig gutes Essen legt, bislang eher nicht. Aber das kann ja noch werden.

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