La Fontana:Italiener mit dem gewissen Etwas

La Fontana: Laufkundschaft verirrt sich eher selten in das italienische Restaurant La Fontana in Sendling.

Laufkundschaft verirrt sich eher selten in das italienische Restaurant La Fontana in Sendling.

(Foto: Stephan Rumpf)

Pasta mit Oktopus und Bohnen, Entenbrust mit Rosinen: Das La Fontana in Sendling ist etwas für alle, die mehr von einem italienischen Restaurant erwarten als Spaghetti und Pizza. Hier schmeckt selbst die Zuppa romana wie bei Nonna Amalia: zum Reinsetzen gut.

Von Gertrude Fein

Dieser Artikel ist leider nicht mehr aktuell, das Restaurant gibt es nicht mehr.

Die Brudermühlstraße in Sendling ist nicht gerade ein Ort, den man für einen Spaziergang auswählen würde. Auch nachdem der Durchgangsverkehr Ende der Achtzigerjahre unter die Erde verlegt wurde, ist die Straße über diesem Tunnel viel befahren, unter anderem deswegen, weil sie den Hauptzubringer zur Großmarkthalle bildet. Fußgänger führen hier eventuell ihren Hund zum nächsten Baum oder eilen so schnell wie möglich dem Flaucher zu. Wer hier ein Restaurant eröffnet, darf also nicht mit Laufkundschaft rechnen.

Davide Capodieci hat es vor zehn Jahren gewagt, hier ein recht anspruchsvolles Ristorante zu eröffnen. Dass es zum Hotel Leonardo gehört, war sicher in der Anfangszeit eine gute Starthilfe. Im Lauf der Jahre hat es sich aber wohl herumgesprochen, dass man im "La Fontana" gut aufgehoben ist, wenn man etwas Originelleres beim Italiener erwartet als Spaghetti und Pizza.

Räumlich hat das Restaurant seine Tücken. Wer beim Eintreten das kleine Schild "Vorsicht Stufe" übersieht, legt leicht einen etwas uneleganten Auftritt hin. Der Gastraum ist seltsam verwinkelt. Dies durch unterschiedliche Möblierung und Beleuchtung auszugleichen, ist nicht ganz gelungen.

Der Wunsch, keine Kartoffeln serviert zu bekommen, läuft ins Leere

Sehr angenehm sitzt es sich im schönen Wintergarten, der sich zu einem begrünten Innenhof hin öffnet, wo man an warmen Tagen in herrlicher Ruhe sein Mahl genießen kann, gut abgeschirmt vom Lärm der Straße, umhegt vom aufmerksamen Serviceteam.

Es gibt eine Standardkarte und eine große Tafel mit den wöchentlich wechselnden Angeboten. Sonderwünsche wurden mit bereitwilligem "Si, si" angenommen, von der Küche aber hin und wieder ignoriert; so lief der Wunsch, keine Kartoffeln serviert zu bekommen, jedes Mal ins Leere. Ansonsten war an den Menüs wenig auszusetzen. Die Küche hat viele Ideen und versteht sich bestens auf deren Umsetzung, ohne den Gast mit überkandidelten Kreationen zu nerven.

La Fontana: Dass das La Fontana zum Hotel Leonardo gehört, war sicher in der Anfangszeit eine gute Starthilfe.

Dass das La Fontana zum Hotel Leonardo gehört, war sicher in der Anfangszeit eine gute Starthilfe.

(Foto: Stephan Rumpf)

Der italienische Vorspeisenklassiker "Antipasti aus der Vitrine", hierzulande oft eine schlappe Anhäufung müder, öltriefender Gemüse, bestach im La Fontana durch Frische und Wohlgeschmack (9,50Euro). Ein guter Einfall war es auch, sich zu zweit als Vorspeise eine Portion Muscheln zu teilen. Sie gibt es wahlweise in Weißwein-, Tomaten- oder scharfem Sud (13,50). Die Straccetti, Rinderscheiben mit aufgeschnittener Polenta, waren etwas zu dick geraten, schmeckten aber mit ein paar Klecksen Pesto und etwas Rucola sehr gut (11).

Zwar hätten es die köstlichen Spaghetti mit Oktopus und weißen Bohnen in feiner Tomatensauce verdient, als normale Portion serviert zu werden, wer sich aber noch etwas Appetit für den Hauptgang bewahren möchte, tut gut daran, eine kleine zu wählen.

Auch die duftenden Ravioli mit Steinpilzfüllung waren gut gelungen, allerdings mehr nach süditalienischer Art, weil sie ziemlich al dente serviert wurden (kleine Portion jeweils 8,50). Nach den Primi empfahl Signor Capodieci eine kleine Pause. Angesichts der recht großen Portionen war das eine gute Empfehlung, die auch zeigt, dass er an das Wohl seiner Gäste denkt statt an den raschen Umsatz.

Die hausgemachten Fettuccine mit frischen Tomaten und einem halben Hummer (16,50) wurden zum Secondo befördert und mit wohligem Stöhnen bis zur letzten Nudel verzehrt. Den Pennette mit Entenbrustwürfeln und Tomaten hätte etwas mehr Würze gut getan (12). Bei der gebratenen Entenbrust mit Rosinen in Cassiscreme (17,50) hingegen stimmte alles.

Auch die Kalbsleber mit Gemüse - wieder mit den abbestellten Kartoffeln auf dem Teller - war hervorragend (18,50). Dazu passte gut der kräftige Primitivo Salento, ein echtes Viertel zu 5,50 Euro. Perfekt beherrscht der Koch auch den Umgang mit Fisch. Die feinen Seezungen-filets hatte er mit viel Zitrone umgeben, ohne sie damit zu erschlagen (17,50). Und das Kabeljaufilet wurde durch die Beigabe von reichlich schwarzen Trüffelscheiben vom Alltagsfisch in den Fisch-Adel erhoben (18).

Ein Dolce sollte man sich in der Fontana nicht entgehen lassen. Eine feine, kleine Köstlichkeit war das Schokosoufflé, und die Zuppa romana schmeckte wie bei Nonna Amalia, einfach zum Reinsetzen gut (je 5,50).

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