Forsthaus Wörnbrunn:Ort der Ruhe

Forsthaus Wörnbrunn, 2016

Das Forsthaus Wörnbrunn: Ein bunt gemischtes Publikum aus Grünwalder Stammgästen, Radlern und Ausflüglern findet sich hier zusammen.

(Foto: Angelika Bardehle)

Die Terrasse ist eine der schönsten um München. Und die Brotzeitkarte bietet manche Spezialität, die man sich nicht entgehen lassen sollte.

Hanne Rübenbauer

Es ist wieder Ruhe eingekehrt in die zeitweilig aufgeregte Idylle von Wörnbrunn. Sau, Reh und Pferd gehen ihrer Wege, Wildgehege und Reiterhof gehören fortan der Gemeinde Grünwald. Der Gasthof FORSTHAUS WÖRNBRUNN dagegen bleibt im Privatbesitz, er gehört der TV-Tierärztin und Kunsthändlerin Eva-Maria Bartenschlager. Sie hatte Großes vor mit der Lichtung im Perlacher Forst und stritt jahrelang um die Grundstücke rund um das denkmalgeschützte Gebäude der Gastwirtschaft. Und zwar so heftig, dass darüber sogar ein Grünwalder Lokalpolitiker stürzte.

Lauschige Terrasse

Aber was heißt schon Ruhe? Das Gut Wörnbrunn - urkundlich seit 1170 bekannt - hat eine unruhige, wechselhafte Geschichte, und schon im 18. Jahrhundert stritt man hier um die Menge des Biers, das ausgeschenkt werden durfte. Doch das sind alte Geschichten, die man auf der Terrasse des beliebten Ausflugsrestaurants nachlesen kann.

Diese lauschige Terrasse gehört mit Sicherheit zu den schönsten im Umkreis Münchens: grün umwachsen, man ist schließlich mitten im Wald, rosenbepflanzt und mit bequemen Gartenmöbeln bestuhlt, die zum Verbleiben einladen. An wenigen anderen öffentlichen Orten sitzt man so gemütlich und friedlich wie hier. In diesem feuchten Sommer freilich musste man gelegentlich mit der Wirtsstube vorlieb nehmen, was auch kein Unglück war.

Der unaufdringliche, charmante Landhausstil mit roten Polstern sorgt für eine angenehme Atmosphäre. Und dass Wirt Franz Schmid, der seit drei Jahren hier kocht, etwas weniger Prominenz versammelt als sein Vorgänger, der "Wirtenapoleon" Richard Süßmeier, der hier Hof hielt, ist nicht von Schaden.

Ein bunt gemischtes Publikum aus Grünwalder Stammgästen, Radlern und Ausflüglern findet sich hier zusammen. Ist es Absicht, dass die Brotzeitenkarte abends nicht der Speisekarte beiliegt? Schade eigentlich, denn sie bietet manche Spezialität, die man sich nicht entgegen lassen sollte: die Försterpeitsche etwa, eine Cabanossi aus Hirschfleisch, mit einem fein abgeschmeckten Karotten-Blaukraut und selbstgemachtem Kartoffelpüree. Oder die Kalbfleischpflanzerl mit einem milden Kartoffel-Radieschen-Salat.

Besonders angetan waren wir von der "Wörnbrunner": einer Rindsbratwurst "nach einer genialen Rezeptur" hergestellt, wie die Karte zu Recht ankündigt. Diese Wurst - das Fleisch stammt von Charolais-Rindern - ist wunderbar gewürzt und mit kleinen geschmorten Zwiebelstückchen durchsetzt. Das glasierte Champagnerkraut schmeckte, als sei es monatelang in Likör eingelegt gewesen, kurzum: köstlich.

Nur vom kalten Schweinebraten ("mit Essiggurke und Tomate") waren wir enttäuscht. Ja, schön wäre so eine Gurke gewesen, um die arg trockenen Bratenscheiben aufzupeppen, doch sie fehlte. Und von der Tomate gönnte uns der Küchenchef nur einen schmalen Schnitz.

Deshalb bestelle man sich lieber den warmen "ofenfrischen" Schweinebraten. Nun könnte man annehmen, dass ein Braten am Abend nicht frisch aus dem Rohr kommt, sondern allenfalls frisch aufgewärmt. Trotzdem war der Wörnbrunner Schweinebraten in Ordnung, schön mürbe und mit einer Kruste versehen. Empfehlenswert auch das Gebratene und Geschmorte vom Wildschwein, die Portion war üppig und das Fleisch zart.

Die Preise sind angemessen

Das gilt ebenso für das Zürcher Geschnetzelte wie für die Kalbsleber. Nur die Lammrückensteaks - mit perfekt gegrilltem Auberginen-Gemüse - fanden wir zu roh. Wer kein Fleisch isst, ist mit den Filets vom Bachsaibling gut bedient oder auch mit den Kartoffelschupfnudeln, die hervorragend mit Blattspinat und Pfifferlingen kombiniert waren. Von den Reherln in Rahm sollten puristische Vegetarier allerdings absehen - ihnen hatte der Koch ein wenig Speck untergeschoben, was aber hervorragend schmeckte.

Die Preise sind - angesichts der Qualität und Größe der Portionen sowie des umsichtigen und freundlichen Service - angemessen. Die Brotzeiten kosten zwischen fünf und zehn Euro, Suppen um die fünf Euro, Vorspeisen und kleinere Gerichte zwischen zehn und fünfzehn Euro. Für Hauptgerichte muss man zwischen 13 und 28 Euro rechnen, für Desserts fünf bis acht Euro.

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