Restaurant Cupido im Lehel:Abenteuer im Luxusquartier

Restaurant Cupido im Lehel: Neu in der St.-Anna-Straße: Das Restaurant Cupido.

Neu in der St.-Anna-Straße: Das Restaurant Cupido.

(Foto: Stephan Rumpf)

Cupido ist in der klassischen Mythologie der Liebesgott, in München ein Restaurant. Und wenn die Köche in dem gehobenen Lokal im Lehel in Form sind, kochen sie ganz wunderbar.

Von Rosa Marín

Cupido, in der klassischen Mythologie der Liebesgott, bedeutet im Lateinischen "Begierde". Glaubt man Immobilienfachleuten, richten sich die gierigen Blicke von Kapitalanlegern oder von reichen Menschen, die einfach nur schön wohnen möchten, derzeit vor allem auf das Lehel. Es wird plötzlich als Münchens neues Luxusquartier gehandelt, St. Anna gilt als der exklusivste Dorfplatz in der Stadt, Wertzuwachs von bis zu 75 Prozent garantiert. Da muss man es sich erst einmal trauen, in dieser Gold-Lage ein großes Restaurant zu eröffnen. Die Pachtpreise hier in der ersten Reihe dürften gesalzen sein - um das hereinzuholen, müssen sehr, sehr viele Nudeln, Calamaretti und Zanderfilets verspeist werden.

Der italienische Gastronom Giuseppe Campo hat sich auf dieses Abenteuer eingelassen. Direkt am Sankt-Anna-Platz hat er das Ristorante "Cupido" eröffnet. Sieben Monate lang standen die L-förmigen Räumlichkeiten hinter einer großen, langen Fensterfront leer. Nun schimmert wieder Kerzenlicht hinter den Scheiben, die wie ein Schaufenster anmuten; hoffnungsfroh gesellt sich die limettengrüne Wandfarbe zur Raumatmosphäre hinzu.

Dass Signore Campo so viel Coraggio, also Mut, zeigt, mag daran liegen, dass er sich in dieser Gegend gut auskennt und die Geschmäcker der hiesigen Residenten und Geschäftsleute genau einzuschätzen vermag. Er betreibt seit sieben Jahren ein paar hundert Meter weiter in der Bruderstraße das kleine Vorgänger-Modell "Cupido", das jetzt den Zusatz Pizzeria bekommen hat, um Verwechslungen zu vermeiden.

Über die Jahre hatten sich Campo&Co. in die Herzen und Mägen der Leute gekocht, wenn man das so ausdrücken darf. Nur: Es war immer zu wenig Platz, gerade einmal 20 Stühle passen hinein. Im neuen "Ristorante Cupido" sind es jetzt immerhin 50 weiße Designer-Stühle aus dem italienischen Haus Tonon, die jetzt, in den Anfangsmonaten schon immer gut besetzt sind. "Arte di Cucina Italiana" verspricht der Chef des Hauses vollmundig - seine hohe Kunst bestehe aus traditioneller italienischer Küche, hausgemachter Pasta, alles von feinster Qualität.

Als Rosa Marín das Versprechen einlösen wollte, musste sie anfangs geduldig sein. Die Kellner schienen in einen allzu entspannten Modus versetzt, weil sie es hier an den Tischen rundum ganz offensichtlich mit altbekannter Stammkundschaft zu tun hatten. Bis die Karte gebracht und die Aperitif-Wünsche eingeholt waren, hatte man umso länger Zeit, im dunkelblauen Meerbild an der Längsseite meditativ zu versinken.

Ein Angebot, das überzeugte

Ein echter Aufrüttler waren aber dann die Vorspeisen, allesamt außergewöhnlich gut geraten. Die Babycalamaretti vom Grill auf gebratenen Artischocken (12,90 Euro) waren perfekt kross und innen butterweich. Für die Avocadotorte mit Oktopussalat (12,90) kann man gar den Ausdruck "phantastisch" verwenden: Kühl temperiert fügt sich Avocado mit Aceto Balsamico und frischen Mini-Tomatenstücken zu einer sehr feinen Tarte im schönen Rund, zart schmiegen sich Oktopusscheiben an. Das Entenbrustcarpaccio mit Steinpilzen vom Grill (12,90) nahm sich sehr zart aus und so gar nicht aufdringlich entig.

Restaurant Cupido im Lehel: Auf Expansionskurs: Giuseppe Campo hat nun zwei Lokale im Lehel.

Auf Expansionskurs: Giuseppe Campo hat nun zwei Lokale im Lehel.

(Foto: Stephan Rumpf)

Bei der Pasta legte sich dieses höchste Entzücken, was aber nicht heißen soll, dass zum Beispiel die hausgemachten Orecchiette mit Hirschragout und Steinpilzen (13,50) nicht schmeckten - sie rangierten halt nur unter durchschnittlicher Hausmannskost. Die Portionsgröße der Steinpilze war sehr ordentlich, das Ragout leider ein wenig trocken. Reichlich schwarzen Trüffel gehobelt fanden wir über den Tagliolini (15,50), der Sugo schmeckte weder buttrig noch ölig, fast ein wenig dünn.

Ebenso gegensätzlich geriet die Qualität der Hauptspeisen. Der Babysteinbutt mit Gemüse (22,90) war auf den Punkt gar gegrillt, ganz wunderbar. Der Rinderschmorbraten mit Brunellosauce an Gemüse (18,50) enttäuschte dann wieder, die drei Scheiben hatten nicht den Hauch von Schmoraroma angenommen, lagen faserig auf dem Teller. Die Ochsen-Rinderstraccetti mit Rucolasalat mit Parmesan (22,90) waren eine gute Wahl, ein große Portion, zart mariniert in feinem Aceto Balsamico.

Trotzdem blieb Platz für Joghurtmousse mit Aprikosen und Crema Catalana - für je 7,90 Euro ein Angebot, das überzeugte. Wer mag, kann sich von der Küche überraschen lassen, es gibt ein Drei- und ein Vier-Gänge-Menü für 26,90 Euro und 42,90 Euro. Samt begleitenden Weinen kommt man auf 52,90 Euro. Von Bardolino Palladio bis Verdicchio Le Vele - bei der Auswahl der Weine liest man den Kenner heraus. Freuen darf man sich im "Cupido" außerdem darüber, dass auch seltene Weine per Glas offen ausgeschenkt werden.

Cupido, Bruderstr.8, Telefon: 089/21667721, www.r-cupido.de. Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 11.30 bis 14.30 Uhr und von 18 bis 23 Uhr. Sonntags geschlossen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: