Restaurant Cavos:Szene-Grieche muss schließen

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Eine Verkettung verschiedenster Probleme machen es fast unmöglich, in dem Gebäude noch ein größeres Lokal zu betreiben. (Foto: Stephan Rumpf)

Um 22 Uhr war noch lange nicht Schluss: Weil die Gäste im Cavos bis spät in die Nacht feiern wollten, gab es Ärger mit den Anwohnern. Aber nicht nur deshalb muss der Szene-Grieche unter dem Café Reitschule schließen.

Von Franz Kotteder

Jannis Mpoikos sagt, die Idee sei gewesen, eine einfache griechische Taverne zu machen, wo man für wenig Geld essen kann, eng beieinander sitzt und garantiert seinen Spaß hat. All das trifft im Prinzip auf das Cavos an der Königinstraße 34 zu. Nur, dass sich die Idee ein bisschen ausgewachsen hat, denn aus dem Cavos ist bald ein sogenannter "Szene-Grieche" geworden, in dem sehr viele junge Menschen bis spät in die Nacht feierten.

Verwunderlich ist das nicht, denn zu den Gesellschaftern der Betreiber-GmbH gehört die Elite des Münchner Nachtlebens, zum Beispiel Matthias Scheffel und Florian Faltenbacher. Beide sind seit gut 20 Jahren im Geschäft und wissen, wie ein Laden läuft. Und trotzdem ist nun an Silvester Schluss, das Cavos macht nach viereinhalb Jahren dicht.

Immer wieder Ärger mit den Nachbarn

Nicht ganz freiwillig, wie man sich denken kann, auch wenn Wirt Mpoikos von sich aus den Schlusspunkt setzt. Denn ihm hätte für den Wirtsgarten eine neue Sperrzeit gedroht: 22 Uhr statt 1 Uhr wie bisher. Dann aber wäre wohl sowieso Schluss gewesen mit dem Szene-Lokal. Jannis Mpoikos: "Es ist halt mittlerweile so, dass die Leute erst um zehn aus dem Haus gehen."

Und weil das so ist, gibt es bei gut besuchten Lokalen immer wieder Ärger mit den Nachbarn, die auch mal schlafen wollen. Im Falle des Cavos führte das im Laufe der Zeit zu den unterschiedlichsten Aktivitäten der Behörden, zu Lärmmessungen, neuen Auflagen und überraschenden Erkenntnissen wie der, dass der Wirtsgarten des Cavos nie genehmigt worden war, obwohl er schon als solcher genutzt wurde, als der 42-jährige Mpoikos noch gar nicht auf der Welt war.

"Freiluftdisko bis tief in die Nacht"

Inzwischen darf Mpoikos dort immerhin genau 217 Leute bewirten. Wenig im Vergleich zu dem, was dort möglich ist. "Da waren auch mal 700 Leute da", sagt der Schwabinger Bezirksausschussvorsitzende Werner Lederer-Piloty (SPD), "das ist zeitweise zur Freiluftdisko bis tief in die Nacht mutiert." Das sei dann selbst gutwilligen Nachbarn zu viel geworden: "Und das sind keine der üblichen Nörgler und Grantler, die es sonst so gibt."

Das sagen auch Mpoikos und sein Vermieter Michael Kern, der über dem Cavos das Café Reitschule betreibt und der wiederum vom Besitzer des Gebäudes, der Haberl-Gastronomie (unter anderem Biergarten am Chinesischen Turm und Flaucher) gemietet hat. Ihnen sei immer an einem guten Verhältnis zu den Nachbarn gelegen, sagen sie. Es handele sich auch um eine Verkettung verschiedenster Probleme, die es zusammen fast unmöglich machten, in dem Gebäude noch ein größeres Lokal zu betreiben.

Eigentlich habe alles damit begonnen, dass sich die Lüftungsanlage in der Küche als unzureichend erwiesen habe. Ein erstes Provisorium, das bestens funktionierte, genehmigte der Denkmalschutz nicht. So wurde eine neue Anlage eingebaut, mit zwei riesigen Abluftrohren an der Königinstraße, die sicher auch die bayerische Seenschifffahrt gut für ihre Dampfer gebrauchen könnte. Sie bliesen den Küchengeruch allerdings direkt zum Nachbarhaus, in eindrucksvollen Wolken.

Von da an, meint Kern, war der Wurm drin, und die Sache habe sich hochgeschaukelt und eine gewisse Eigendynamik entwickelt. Ihm und dem Cavos liege sehr viel an einem guten Verhältnis zu den Nachbarn. Aber alle Veränderungen und Verbesserungen, die in Frage kamen, seien letztlich an verschiedenen genehmigungsrechtlichen Hürden gescheitert.

"Eigentlich hätte es einen Runden Tisch gebraucht", sagt Kern, "mit allen Beteiligten. Dann hätte sich bestimmt eine Lösung finden lassen." Fürs Cavos ist es jetzt erst einmal zu spät. Ein Nachfolger ist nicht in Sicht. Kern: "Bei einer 22-Uhr-Konzession winken doch alle gleich ab."

© SZ vom 12.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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