Religionsunterricht:Der Islam in 15 Kapiteln

Der Kösel-Verlag aus München bringt unter dem Titel "Saphir" das erste deutschsprachige Religionsbuch für den Islamunterricht heraus. Die Herausgeber wollen dies auch als politisches Signal verstanden wissen.

Ein blauer Saphir im Schulranzen. Seit Kurzem haben manche muslimische Schüler in Deutschland diesen Edelstein in der Tasche. Mitherausgeberin und Islamwissenschaftlerin Lamy Kandor schreibt im Vorwort: "Wie ein Edelstein soll euch das Buch begleiten und seine kostbaren Seiten nach und nach zum Leuchten bringen."

Religionsunterricht: Mit den losen Blattsammlungen in den wenigen deutschen Schulen, die schon Islam in Schulversuchen unterrichten, ist vorbei. In 15 Kapiteln lernen Fünft- und Sechstklässler nun mit dem neuen Buch die Botschaft des islamischen Glaubens kennen.

Mit den losen Blattsammlungen in den wenigen deutschen Schulen, die schon Islam in Schulversuchen unterrichten, ist vorbei. In 15 Kapiteln lernen Fünft- und Sechstklässler nun mit dem neuen Buch die Botschaft des islamischen Glaubens kennen.

(Foto: Foto: ap)

So strahlen muslimischen Schülern in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bremen und - nach dem Ferienende - auch in Bayern viele bunt gestaltete Seiten entgegen. Die Zeit der losen Blattsammlungen in den wenigen deutschen Schulen, die schon Islam in Schulversuchen unterrichten, ist vorbei. In 15 Kapiteln lernen Fünft- und Sechstklässler die Botschaft des islamischen Glaubens kennen. Kein türkischer Verlag und kein wohlhabender Scheich haben das Projekt aus der Ferne gesteuert, sondern der auf christlichen Religionsunterricht spezialisierte Kösel-Verlag.

"Saphir" ist auf Reflexion, Kreativität und Dialog der Schüler ausgerichtet

Wer war der Prophet Mohammed, was steht im Koran, was sind die fünf Säulen des Islam: Antworten auf solche Fragen gibt das kartonierte Buch im blauen Einband in einfacher Sprache. Didaktisch ist der Band auf Reflexion, Kreativität und Dialog der Schüler ausgerichtet.

Die Herausgeber wollen weg vom Frontalunterricht der meisten Koranschulen. Im Kapitel über Engel steht: "Sammelt Darstellungen von Engeln - aus dem Schaufenster, der Werbung oder dem Internet." Die moderne Lebenswelt der Schüler wird immer wieder in religiöse Fragen integriert.

Der modernen Lehrmethode entspricht die grafische Aufmachung von "Saphir 5/6": Islamische Miniaturen und Kalligraphien finden sich neben Paul-Klee-Bildern, Kinderzeichnungen und Fotos aus dem Schulalltag oder von prominenten Muslimen in Deutschland. Unter dem Titel "Glaube verbindet" führt das Schulbuch auch in interreligiöses Denken ein, etwa mit einem multireligiösen Festkalender.

Islam wird in Deutschland nirgends als ordentliches Schulfach unterrichtet

Nach jahrzehntelangen Bemühungen um die Einführung eines islamischen Religionsunterrichts in deutscher Sprache stellt das Schulbuch einen Durchbruch dar: Islamische Verbände können sich bis heute weder auf lokaler noch auf Länderebene auf Lehrpläne einigen. So wird der Islam nirgends als ordentliches Schulfach unterrichtet, in einigen Bundesländern wie Bayern und Nordrhein-Westfalen gibt es mehr oder weniger fest etablierte Schulversuche.

Die Herausgeber von "Saphir", die für das kommende Jahr den Band für die siebte und achte Klasse planen, wollen die Unterrichtsreihe auch als politisches Signal verstanden wissen. Mit den Hilfskonstruktionen der Schulversuche müsse Schluss sein. Deutschland brauche islamischen Religionsunterricht als regulären Bekenntnisunterricht - nicht mit dem neutralen, informierenden Charakter wie bisher. Bund, Länder und Vertreter der Muslime hatten sich im Frühjahr auf der dritten Islamkonferenz in Berlin geeinigt, das Fach in den Schulen einführen zu wollen.

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