Rekordversuch:Im Hundertstel-Liter-Auto

Studenten der TU basteln an extrem effizientem Fahrzeug

Von Jakob Wetzel

Hochgerechnet 10 000 Kilometer weit fahren mit umgerechnet nur einem Liter Benzin? Das ist das Ziel. Und wenn nichts mehr schiefgeht, bringt es Lisa Kugler und acht weitere Alumni und Studenten der Technischen Universität (TU) bald ins Guinness-Buch der Rekorde. Seit Monaten schrauben die Neun in Garching an einem Elektroauto, um es zum energieeffizientesten Fahrzeug der Welt zu machen. Nun wird es ernst: Am 16. und 17. Juli geht es auf eine Rennstrecke in Niederbayern. Dort muss das Auto eine Stunde lang möglichst sparsam und konstant fahren, mit 25 Kilometern pro Stunde. Und dann wird gemessen.

Dass es knapp werden könnte, fürchtet Lisa Kugler nicht, wie sie sagt. Der bisherige Rekord für effiziente Elektrofahrzeuge liegt bei umgerechnet 5000 Kilometern pro Liter Benzin, gehalten wird er von einem Team der ETH Zürich. Und offiziell müssen - oder können - sie den Rekord ohnehin nicht brechen: Das Zürcher Fahrzeug fuhr mit einer Brennstoffzelle, das aus Garching hat einen handelsüblichen Akku. Für das Guiness-Rekordbuch sind die Autos daher nicht vergleichbar, die Garchinger müssen in einer eigenen Kategorie antreten. "Aber eigentlich brechen wir den Rekord der ETH Zürich", findet Kugler.

Die Fahrzeugbastler sind alle zwischen 23 und 28 Jahre alt und haben sich im "Tufast Eco Team" der Münchner TU kennengelernt. In diesem Projekt entwickeln Studenten verschiedener Fachrichtungen jedes Jahr möglichst energiesparende Fahrzeuge, mit denen sie dann bei Wettbewerben wie dem "Eco-Marathon Europa" antreten; im vergangenen Jahr fuhren Studenten der TU in Rotterdam auf den ersten Platz. Für den geplanten Rekordversuch überarbeitete das Team nun das Fahrzeug von 2014: Sie hätten unter anderem die Aerodynamik und den Antrieb verbessert, leichtere Reifen aufgezogen und den beim Eco-Marathon vorgeschriebenen Feuerlöscher sowie die Solarzelle abmontiert, berichtet Kugler. Mit Sonnen-Energie zu fahren, sei ohnehin unfair, denn das Ergebnis hänge dann auch vom Wetter und von der Qualität der Solarzelle ab.

Bei aller Zuversicht: Ein Risiko bleibe aber immer, sagt Kugler. Ein Reifen kann platzen, ein Bauteil ausfallen. "Das Fahrzeug ist ein Prototyp, an dem ausschließlich Studenten gearbeitet haben, kein Professor", sagt Kugler. Aber sie hätten in den vergangenen Monaten ja viel getestet. Und im Notfall dürfen sie den Versuch bis zu zweimal wiederholen.

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