Reinhold Babor:Ein CSU-Stadtrat mit seltsamen Ansichten

Reinhold Babor: Reinhold Babor soll künftig nicht mehr bei festlichen Anlässen sprechen.

Reinhold Babor soll künftig nicht mehr bei festlichen Anlässen sprechen.

(Foto: privat)
  • Stadtrat und CSU-Senior Reinhold Babor hat sich in seiner Rede vor der Weihnachtspause negativ zu Flüchtlingen geäußert.
  • Die meisten Kollegen verließen den Sitzungssaal, Applaus kam nur von rechts.
  • Babor war schon häufiger durch wirre Reden oder Äußerungen gegen die geplante Moschee aufgefallen.

Von Dominik Hutter

Babor mal wieder. Im Rathaus wird gerne laut geseufzt, wenn es um den CSU-Senior geht. Denn der 76-Jährige, der seit 1995 im Stadtrat sitzt, schafft es immer wieder, das Gros seiner Kollegen und vor allem auch die eigene Fraktion gegen sich aufzubringen. Am Mittwochabend war es wieder einmal so weit: Im Anschluss an die letzte Plenarsitzung vor der Weihnachtspause tritt traditionell der Stadtrats-Älteste ans Mikrofon, um mit ein paar besinnlichen Worten die lange Sitzungsphase ausklingen zu lassen.

Reinhold Babor nutzte die Gelegenheit für eine ganz und gar unweihnachtliche Das-Boot-ist-voll-Rhetorik: München habe die Obergrenze bei Flüchtlingen inzwischen erreicht, verkündete der Chef der Senioren-Union. Zum Entsetzen seiner Kollegen, die in Scharen den Saal verließen.

Applaus gab es nur vom Rathaus-Rechtsaußen Karl Richter, der notorisch nach jedem Strohhalm greift, um die ersehnte rassistische Revolution voranzubringen. Die beiden Alfa-Stadträte äußerten moralische Unterstützung: Man werde ja wohl noch seine Meinung äußern dürfen.

Wie die Mehrheit der Stadträte reagierte

Die meisten anderen Stadträte finden hingegen, dass eine Weihnachtsansprache eher aus verbindenden Worten als aus politischen Statements bestehen sollte. Die CSU distanzierte sich "aufs Schärfste" von den Inhalten der Rede, die nicht mit der Fraktion abgestimmt gewesen sei. Künftig solle nicht mehr Babor, sondern ein anderer Stadtrats-Senior bei solchen Anlässen sprechen.

Bei der CSU rächt sich nun, dass sie den eigentlich schon angezählten Harlachinger noch einmal für den Stadtrat kandidieren ließ. Zwar nur auf dem Wackelplatz 27 - ein alter Recke wie Babor, der fest in seinem Stadtviertel verwurzelt ist, kann sich aber auf Häufelstimmen verlassen.

Babor hatte vor der Kommunalwahl behauptet, das Moschee-Projekt von Imam Benjamin Idriz grenze an Größenwahn, zudem werde über kurz oder lang ein Unterschlupf für Islamisten entstehen. Der damalige CSU-Spitzenkandidat Josef Schmid, in dessen liberalen Großstadtkurs ein solcher Jargon nicht passt, reagierte verärgert und verknackte Babor zur Sühnetour ins Islamzentrum Penzberg.

Weshalb Babor umstritten ist

Bei der Vereidigung des Stadtrats im feierlichen Rahmen des Alten Rathaussaals verblüffte Babor, wieder in seiner Rolle als Rathaus-Senior, mit einer allseits als wirr empfundenen Lobeshymne auf die Münchner Feuerwehr. Zudem vergaß er Teile der Eidesformel, die er Dieter Reiter von einem Zettel vorlesen sollte. Reiter rettete die Situation, korrigierte ihn und konnte so doch noch als vereidigter Oberbürgermeister den Saal verlassen.

Für jüngere Stadtratskollegen wirken Babors Themen gelegentlich wie Relikte aus einer anderen Zeit: Der einstige Gymnasiallehrer lässt kaum eine Gelegenheit aus, mehr Anerkennung für die Aufbaugeneration einzufordern. Das umstrittene Trümmerfrauen-Denkmal am Marstallplatz war ihm ein Herzensanliegen.

Babor ist Burschenschafter und hat niemals einen Hehl daraus gemacht, dass ihm Zuwanderung Angst macht. In der CSU-Fraktion eckt Babor regelmäßig mit seinem Engagement in der Bürgerinitiative Harlaching an, die den Sanierungsplan für das Stadtklinikum ablehnt.

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