Reinfall:Böses Foul an Bundesligaprofis

Betrüger verspricht Traumautos zu Traumpreisen - unter den Geleimten sind Spieler von Nürnberg und Wolfsburg.

Alexander Krug

Es war ein Leben in Saus und Braus, das Marcus L. in vollen Zügen genoss. Klamotten, Urlaubsreisen, Wohnungen, Autos, Restaurantbesuche - alles musste immer vom Feinsten sein. Da sein Jahresgehalt von rund 100.000 Euro für dieses Luxusleben nicht reichte, suchte er nach neuen Geldquellen und wurde bei Autoliebhabern fündig.

Ihnen versprach er Rabatte von bis zu 30 Prozent - natürlich nur bei Vorkasse. Dutzende arglose Kunden bestellten die vermeintlichen Schnäppchen, darunter auch etliche Fußballprofis aus der Bundesliga. Auf das Traumauto warten sie noch heute und ihr Geld sind sie auch los.

Marcus L. ist vor dem Landgericht angeklagt wegen Betrugs in 41 Fällen. Der wortgewandt und dynamisch wirkende 33-Jährige hatte 1998 bei der Sport-Sponsoring Agentur Amedia deren Filiale in München übernommen. Schon damals habe er rund 80.000 Mark Schulden gehabt, räumt er ein.

Ungünstige Gelegenheit

Um sein Konto aufzubessern, sei ihm die Idee mit den Luxusautos gekommen. Marcus L. versprach seinen Interessenten hohe Rabatte, verlangte dafür aber eine Anzahlung von rund 35 Prozent des Listenpreises. Den potenziellen Käufern gaukelte er vor, er habe Beziehungen zu einem Einkäufer für Lotteriegewinne.

Zunächst lief das Geschäft vor allem über Bekannte, die die Mär von der angeblichen Okkasion eifrig weiterverbreiteten. Ab Anfang 2004 kam dann ein ganz neuer Kundenstamm hinzu: Über den Spielvermittler Björn G. gelangte er an Spieler der Bundesligateams von Wolfsburg und Nürnberg, die sich die Rabatte auch nicht durch die Lappen gehen lassen wollten.

Als erster schlug Patrick Weiser, 33, zu, es folgten seine Wolfsburger Clubkameraden Stefan Schnoor, 34, Tomislav Maric, 32 (inzwischen in Japan), Marko Topic, 29 (inzwischen in Russland), Marino Biliskov (inzwischen in Duisburg), Martin Petrov, 26, (inzwischen in Madrid), Miroslav Karhan, 29, und Maik Franz, 24.

Bei den Nürnbergern waren es Lars Müller, 29, Christian Wiesner, 24 (inzwischen Bayreuth), Stephan Passlak, 35 (inzwischen Uerdingen), und der Physiotherapeut Claudio Nagy, die dem Lockangebot nicht widerstehen konnten.

Insgesamt kassierte der Angeklagte im Laufe der Jahre rund eine Million Euro Vorkasse, ohne jemals ein Auto - die Profis hatten es vor allem auf den VW Geländewagen Touareg abgesehen - auszuliefern.

"Ich hab' die Leute immer wieder vertröstet", gesteht Marcus L. Immerhin gelang ihm dies jahrelang, ohne dass es zu einer Anzeige kam. "Das wundert mich schon", kommentiert die Staatsanwältin trocken.

Zuletzt gab der Angeklagte zur Besänftigung seiner wütenden Gläubiger sogar notarielle Schuldanerkenntnisse ab. Die waren freilich kaum das Papier wert, da er die Gelder längst "komplett" für "meinen übertriebenen Lebensstil" verbraucht hatte.

Über seinen klassischen Betrug machte sich Marcus L. über die Jahre keine Illusionen. 2003 suchte er sogar schon einmal eine Anwältin auf, um sich beraten zu lassen. Doch dann machte er weiter: "Ich hab' eben gehofft, dass ich irgendwann mal was zurückzahlen kann."

Bei den Fußballprofis habe er auch weniger Gewissensbisse gehabt, das waren ja keine "kleinen Leute". Irgendwann aber war der Druck selbst für Marcus L. zu groß. Im März dieses Jahres flog er von Nizza nach München und stellte sich freiwillig den Behörden: "Ich wollte einfach reinen Tisch machen, es wuchs mir alles über den Kopf." Der Prozess wird heute fortgesetzt.

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