Registratur:Tanz mit dem Gigolo

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Nach einem halben Jahr Pause wieder in München: Electro-DJ Hell. Bei seiner "Bavarian Gigolo Nacht" legt er im Klub Registratur auf.

Beate Wild

Drei Uhr morgens. Beats knallen wie Peitschenhiebe. Man spürt den Bass in der Magengegend. Langsam beginnt die Melodie und steigert sich, wird euphorischer, bis der Sound explodiert. Das junge Publikum springt vor Begeisterung fast synchron in die Luft.

Schon seit 26 Jahren im Geschäft, aber kein bisschen leise: DJ Hell in der "Registratur". (Foto: Foto: Beate Wild)

An den Wänden flackern Projektionen, die Discokugel reflektiert buntes Licht. Jungs wie Mädchen drängen auf die Boxen, Gläser fliegen. Die Stimmung ist nicht mehr zu toppen.

Am Pult des Discjockeys steht ein nicht mehr ganz junger Mann mit kurzen blonden Haaren. Konzentriert blickt er auf die Plattenteller, wippt mit dem Oberkörper von links nach rechts und wieder zurück. Fast wie ein Roboter. Dann dreht er an ein paar Knöpfchen, blickt auf die Tanzfläche, das Publikum grölt. Willkommen bei DJ Hell, dem bekannten Einheizer der Techno-Szene.

Der Mann heißt eigentlich Helmut Geier und ist schon seit 26 Jahren Fachmann für elektronische Musik. Und jetzt, im Münchner Klub Registratur zeigt er seinen wesentlich jüngeren Fans wieder einmal, dass man nie zu alt ist für Techno. Der 45-Jährige schafft es immer noch, die Disco-Besucher aus der Puste zu bringen.

Eingefleischte Fans hatten schon Angst, DJ Hell würde sich nie wieder in München blicken lassen. Doch die Zweifel und das Warten waren umsonst: Nach einem halben Jahr Pause legt Hell, einer der bekanntesten Electro-DJs der Republik, wieder in der Stadt an der Isar auf.

Seinen Wiedereinstand gab er am vergangenen Donnerstag bei einer "Bavarian Gigolo Nacht" in der Registatur - die Resonanz war groß. Der Klub war so gut besucht wie lange nicht. Das Publikum war außer Rand und Band. Der Meister selbst wollte gar nicht mehr weg von den Plattentellern und rockte den Klub bis in die Morgenstunden.

Hell gehört zur ersten Generation von Spitzen-DJs, denen man beim Altern zuschauen kann. Angefangen hat erl in einer Disco namens Libella nahe dem bayerischen Ort Trostberg an der Alz. Als dann Anfang der Neunziger Plattenaufleger im Zuge der Technobewegung plötzlich zu Popstars mit eigenem Sound wurden, ergriff DJ Hell seine Chance. Berühmt wurde er als Vorreiter des Electroclash-Sounds. Mehrmals im Jahr fliegt er um die Erde. Zwischen Buenos Aires, New York, Paris, Moskau und Tokio hat Herr Geier alle nennenswerten Clubs und Festivals gerockt.

Seit über zehn Jahren ist er zudem Inhaber des Musik-Labels "International Deejay Gigolo Records", mit dem er Acts wie Miss Kittin, Fischerspooner und Crossover bekannt machte. Und während Rock-Opas wie die Rolling Stones immer noch wie selbstverständlich auf der Bühne herumturnen, muss sich ein DJ in Hells Alter rechtfertigen, warum er immer noch in Klubs abhängt.

Dass DJ Hell so lange pausiert hat, liegt nicht an dem reiferen Alter des Oberbayern - sondern daran, dass er so viel beschäftigt ist mit seinem Label und DJ-Engagements in aller Welt. Im April 2004 startete er erstmals mit seinen "Bavarian Gigolo" Nächten in der Münchner Registratur. Später zog er weiter ins Penthaus, dann ins Ampere. Nun ist er wieder zurückgekehrt zu den Anfängen und will wieder vier Mal im Jahr in dem Klub in der Blumenstraße sein legendäres DJ-Set spielen.

Zu seinen Nächten bringt Hell auch jedes Mal Nachwuchskünstler aus aller Welt mit - wie neulich Dusty Kid aus Italien. Die Gast-Acts treffen meist den Geschmack des Publikums, doch wie man sein Publikum zur Ekstase bringt, können sie von Altmeister Hell noch immer lernen. An diesem Donnerstag (8. Mai) können sich die Münchner wieder vom Können ihres Obergigolos überzeugen. Dann legt er zur Terrasseneröffnung im P1 auf.

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