Refugee Jam:Eine Befreiungshymne für junge Somalierinnen

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Mowlid Cabdillaahi (Foto: Jonathan Fischer)

Mit den Flüchtlingen kommt auch neuer Pop ins Land. Mowlid Cabdillaahi lebt seit drei Jahren in München - und erzählt, welche Musik er aus Somalia mitgebracht hat.

Von Jonathan Fischer

Mit den Flüchtlingen kommt auch neuer Pop ins Land. An dieser Stelle stellt jede Woche ein Neuankömmling die Musik seiner Heimat vor. Viele von ihnen treten oder legen bei den Münchner Refugee Jams auf (der nächste findet am 1. Juli im "Lost Weekend" statt). Mowlid Cabdillaahi kommt aus Jalalaqsi in Somalia und lebt seit drei Jahren in München. Der 17-Jährige tritt demnächst eine Ausbildung zum IT-Elektroniker an.

"Meine Lieblingsband aus Somalia besteht aus drei Männern und drei Frauen und heißt Waayaha Cusub. Das heißt "neue Generation": Die Frauen tragen ihr Haar offen, die Männer tanzen in Jeans und Turnschuhen und ihre Hip-Hop-Beats klingen wie vieles in den USA.

"Die Islamisten sagen dies und das, hört nicht zu" rappen sie in "Yaabka al-Shabaab". Aber sie kritisieren auch die somalische Regierung, etwa in "Rufiya", einem Song über das Spiel einiger Politiker, Stämme gegeneinander auszuspielen. Oder in "Amisom", das Soldaten aus Kenia anklagt, in Somalia Waffen zu verkaufen und Frauen zu vergewaltigen. Das Lied hat Waayaha Cusub viel Ärger gebracht. Sie mussten ihr kenianisches Exil verlassen, leben heute in den Niederlanden und spielen meist vor jungen Flüchtlingen.

Bekannter ist K'naan. Der Rapper hatte mit seiner Mischung aus Somali und Englisch schon Charterfolge. Etwa mit "Wavin' Flag", einem Song, mit dem für die Fußball-WM 2010 und für Coca-Cola Werbung gemacht wurde. In "Soobax" rappt er: "Wer holt uns raus aus dieser Scheiße? Es sind schon zu viele geflüchtet oder gestorben." K'naan mischt seine Hip-Hop-Beats oft mit Qaaci.

Die Poesie dieser traditionellen somalischen Musik lebt auch in Songs wie "Baafshang" weiter. Und dann haben wir eine somalische Antwort auf Beyoncé: Das Schwestern-Duo namens Faarrow ist in Deutschland aufgewachsen und das merkt man. Sie ziehen sich sexy an, mischen R'n'B mit somalischer Musik und lassen in ihren Videos Männer nur als Statisten auftreten. Ihr "Rule The World" ist eine Befreiungshymne: Sie öffnen jungen somalischen Frauen eine Tür in eine Welt, in der sie selbst über sich bestimmen können."

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