Red Hot Chili Peppers in München:Das Beste von vorgestern

Durchtrainierte Oberkörper, rasend schnelle Nonsens-Raps und schrille Gitarrensoli: Die "Red Hot Chili Peppers" liefern bei ihrem Konzert in München das, was die Fans erwarten. Allgegenwärtig ist dabei einer, der gar nicht auf der Bühne steht.

Salvan Joachim

Genau eine Strophe und einen Refrain dauert es, bis auch die Besucher mit den Sitzplatzkarten auf den Beinen sind. Sie sollten bekommen, was sie sich von einem Red Hot Chili Peppers-Konzert erwarteten: Die bekanntesten Hits der letzten zwanzig Jahre - von "Californication" bis "Under the Bridge" und "Give it away" gab es am Montagabend in der Münchner Olympiahalle alles zu hören.

Red Hot Chili Peppers live in Köln

Sänger Anthony Kiedis (r) und Bassist Michael 'Flea' Balzary von den Red Hot Chili Peppers: Kaum ziehen sie ihre T-Shirts aus, kreischen die Mädchen.

(Foto: Oliver Berg/dpa)

Doch der künstlerische Kopf der Band ist diesmal nicht dabei. Der Gitarrist John Frusciante hatte nach der "Stadium Arcadium-Tour" 2007 keine Lust mehr auf große Hallen und die immer gleichen Hymnen. Nun sitzt Frusciante zu Hause, nimmt Soloplatten auf und widmet sich der Malerei, während seine ehemaligen Kollegen auf Tour gehen. Als neuen Gitarristen haben sie Josh Klinghoffer verpflichtet.

Klinghoffer war gerade mal zwölf Jahre alt, als 1991 mit dem Album Blood Sugar Sex Magik der kommerzielle Erfolg der Red Hot Chili Peppers begann. Jetzt steht er zusammen mit seinen Idolen auf der Bühne und tritt in große Fußstapfen. Dass er auf dem besten Weg ist, sie auszufüllen, macht er in München von Anfang an klar: Beim schön schräg beginnenden "Monarchy of Roses" rennt er von links nach rechts, krümmt sich dann mit seiner Gitarre vor dem Bassisten Flea und springt mit ihm in die Luft, als der pumpende Refrain beginnt.

Wahrscheinlich bildet Klinghoffer zusammen mit Drummer Chad Smith die derzeit beste Rhythmusgruppe im Rockzirkus. Bei "Throw away your Television" schlägt Smith in die Trommeln, als würde er tatsächlich einen Fernseher zerstören. Den Takt verliert er dabei nicht und vor allem weiß er, wann der Sänger wieder Platz für seine Stimme braucht.

Apropos Sänger: Mittlerweile hat Anthony Kiedis die Aussprache seiner rasend schnellen Nonsens-Raps auch live perfektioniert. Die eingängigen Refrains in "Dani California" und "By the way" singt er noch kräftiger als früher. Manchmal wird er dennoch vom Publikum übertönt, das den Text mindestens genauso beherrscht.

Seit zwei Jahrzehnten stehen die Musiker der Red Hot Chili Peppers gemeinsam auf der Bühne, außer Klinghoffer werden demnächst alle Musiker 50 Jahre alt. Eins hat sich dabei nicht geändert: Als Kiedis sein T-Shirt auszieht, kreischen die Mädchen. Mehr als den tätowierten Oberkörper bekommt das Publikum jedoch nicht zu sehen. Vorbei sind die Zeiten, als die Chili Peppers nur mit Socken an den entscheidenden Stellen auf die Bühne traten.

Damals war Frusciante noch dabei. Allgegenwärtig ist der Daheimgebliebene auch an diesem Abend: Die meisten Songs hat er entscheidend geprägt. "I'm with you", das im letzten Sommer erschienene erste Album ohne Frusciante gerät zur Nebensache. Die Red Hot Chili Peppers präsentieren nur vier der neuen Lieder.

Als Zugaben gibt es ausschließlich das Beste von Vorgestern: für die Tanzwütigen "Sir Psycho Sexy", für die Bluesfreunde "They're Red Hot", für die Orientierungslosen "Soul to squeeze". Und dann kommt auch noch der Funk-Metal-Kracher "Give it away". Selbst die Münchner können da noch was lernen. Denn niemand rollt das "R" so schön wie Anthony Kiedis.

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